Nicht-Planung
Es muss nicht immer eine lange Tour sein. Manchmal genügt auch ein Wochenende und manchmal geht es auch spontan, vor allem im Herbst, wenn die Hütten nicht mehr voll sind.
Während die meisten Berghütten je nach Lage Ende September bis Mitte Oktober schließen gibt es einige, die bis Anfang November bewirtschaftet sind, meist am Alpenrand in niedrigen Lagen, wo noch kein Schnee um diese Zeit liegt. Nachdem ich letztes Jahr an Allerheiligen auf der Radlseehütte war und das als Jahresabschluss sehr schön fand, wollte ich das dieses Jahr quasi wiederholen.
Der DAV hat unter Last-Minute-Hüttenbett ein Portal wo man noch für ein spontanes Wochenende freie Hüttenbetten finden kann. Da fand ich dann das Kreuzeckhaus und habe eine kleine, kurze Tour „darum“ geplant:
Tag 1: Hinfahrt und Aufstieg
Bergtour und Anfahrt mit dem Zug an einem Tag ist immer etwas stressig, zumindest wenn man nicht allzu früh aufstehen muss. Es soll aber ja auch Spaß machen und keine Strapaze werden, daher nehme ich nach Möglichkeit immer den München-Nürnberg-Express mit Abfahrt kurz nach 9 Uhr in Nürnberg. Ich wohne ja nicht in Nürnberg, alles in allem läuft es für mich da auf Aufstehen um 7 Uhr raus, was mir am besten passt. In Garmisch war ich dann um 13 Uhr. Mit dem ICE geht es eine Stunde schneller, aber kurzfristig ist das normalerweise finanziell für mich keine Option.
Nürnberg Hbf ab 09:09 RE 1
München Hbf an 10:54
München Hbf ab 11:32 RB 6
Garmisch-Patenkirchen an 12:55
Zugspitzbahnhof, GAP ab 15:15 BZB RB 64
Kreuzeck/Alpspitzbahn, GAP an 13:24
Ein kleines Highlight ist der letzte Zug: die Bayerische Zugspitzbahn. Der Abschnitt bis Grainau ist nämlich im Deutschlandticket enthalten, da er als öffentlicher Nahverkehr gilt. Man kann aber zumindest in Garmisch nicht direkt einsteigen, da Drehkreuze am Bahnhof den Zugang behindern: stattdessen geht man an den Schalter und kann gegen Vorlage des Deutschlandtickets ein kostenloses Ticket für den Talabschnitt eintauschen. Enttäuschend für Fans von Zahnradbahnen: der Talabschnitt ist noch ohne Zahnradbahn, der Zahnradabschnitt kostet dann Geld.
Bayerische Zugspitzbahn
Angekommen am Bahnhof „Kreuzeck/Alpspitzbahn“ war ich dann im Stress, weil ich mich irgendwie verrechnet hatte. Ich wollte unbedingt bis kurz vor 17 Uhr oben sein, da ich mir noch als Plan B die Rückfahrt mit der Seilbahn vorbehalten hatte. Ich habe nämlich nicht reserviert sondern wollte spontan sein: aber eigentlich standen genug Plätze laut Portal zur Verfügung. Naja, es war eigentlich völliger Unsinn mich zu stressen, da ich mich eben um eine Stunde verrechnet hatte. Spoiler: ich war um dreiviertel 4 oben.
Hatte für den Aufstieg dann die direkte Route gewählt, man läuft mehr oder weniger durch den Wald, teilweise entlang der Skipiste. Der Weg lässt sich gut gehen (im Prinzip T1), ist aber teilweise wirklich sehr steil, als Abstieg würde ich ihn nicht empfehlen. Etwas schöner aber auch etwas schwieriger dürfte der Jägersteig sein.
Unverkennbar dass hier die Skipiste ist: Schneekanonen überall
Neben steilen Abschnitten gibt es auch Abschnitte, die normale Forstwege sind
Kurz vor dem Ziel: das ist nicht das Kreuzeckhaus sondern ein Berggasthof
Angekommen dann nach knapp 2 Stunden. Die Zeit zu prognostizieren fällt mir immer noch schwer: wenn es technisch schwieriger wird, vor allem dann beim Abstieg, bin ich deutlich langsamer als die beschilderten Zeiten oder Komoot. Nach oben dann kam mir die Prognose von Komoot arg lang vor, und ich war dann auch schneller.
Beim DAV gibt's den Gehzeitrechner, aber da muss man eben auch seine individuellen Werte kennen (oder den Standard nehmen), und bei mir kommt es eben stark auf die Schwierigkeit des Weges an, da ich sehr vorsichtig bin.
Talblick von der Bergstation der Kreuzeck-Seilbahn
Nachdem ich mich kurz oben umgesehen habe, wollte ich mir erstmal den Schlafplatz sichern. Bekam für 23 € einen Platz im „Mehrbettzimmer“, was dann lediglich ein Zweibettzimmer (mit Stockbett) war. Hatte ja gehofft evtl. alleine zu bleiben, es kam dann allerdings doch noch jemand, was sich aber im Nachhinein dann sogar als positiv herausgestellt hat: hab mich mit ihm ganz gut unterhalten und nachts praktisch nicht bemerkt.
Als Abendessen gab es laut Auskunft der Hüttenwirte nur die Halbpension, was es relativ teuer gemacht hat: mit Frühstück 35 €, das Frühstück kostet einzeln 12 €. War aber lecker und reichhaltig, 3 Gänge mit Suppe und Nachspeise. Für die letzte Hüttenübernachtung dann schon okay.
War etwas fotofaul an dem Abend, auch sehr müde, was sich dann im Nachhinein auch damit begründet dass ich wohl schon gegen eine Erkältung angekämpft habe: leichtes Halskratzen und in der nächsten Woche dann krank.
Die Mondfinsternis an dem Abend hat man leider wegen aufziehender Schleierwolken nicht wirklich gesehen obwohl der Mond noch genug durchschien um alles hell zu erleuchten. Am schönsten war der abendliche Talblick:
Nächtlicher Talblick
Tag 2: Osterfelderkopf und Abstieg
Als Wanderer war ich ein ziemlicher Exot auf der Hütte: praktisch alles waren junge, sportliche Kletterer, die die Klettersteige zum Alpspitz bezwungen haben oder bezwingen. Auch mein Zimmergenosse war klettern – sieht man im übrigen sofort an der Ausrüstung: Helm und Klettersteigset statt Wanderstock. Wer sich dafür interessiert: die Alpspitze hat sogar eine eigene Webseite und der bekannteste Klettersteig ist die Alpspitz Ferrata.
Die Berghütte ist relativ groß, die Zimmer sind in einem schon etwas älteren Nebenhaus. Die Duschen werden grad renoviert so dass nur drei Duschen zur Verfügung standen.
Geschlafen hatte ich mäßig. Eigentlich hatte ich ja geplant, über einen anderen Weg (etwas länger und flacher und direkt nach Garmisch) abzusteigen, mich hat dann aber der Weg nach oben zum Osterfelderkopf mehr gereizt. Hatte mich noch beim Hüttenwirt erkundigt, mich erwartet ein einfacher Forstweg. Und so war es dann auch, wenn auch meist steiler als auf dem Foto und teilweise sogar mit ganz wenig Schnee.
Weg zum Osterfelderkopf über die Hochalm
Blick zurück: hinter den Bäumen sieht man das Kreuzeckhaus
Wunderbare Ausblicke, wenngleich die Wolken den Wetterwechsel ankündigen
Was man auf dem Bild nicht sieht: es war teilweise sehr windig, wenn auch für Ende Oktober auf 2000 m Höhe sehr warm (um die 5 °C).
Felsig
Durch das „Tor“ wieder auf die andere Seite
Am Osterfelderkopf angekommen stechen dann erstmal die Menschenmassen (naja, etwas übertrieben) ins Auge: viele fahren nur mit der Seilbahn hoch, um den Ausblick zu genießen und/oder starten von dort den Klettersteig. Man kann auch im Restaurant einfach was essen.
Aber erstmal zu dieser Aussichtsplattform. Obwohl ich ziemliche Höhenangst habe wenn auf einer Seite der Hang steil runtergeht machen mir solche Plattformen wenig aus. Ich kann auch direkt nach unten durch's Gitter schauen ohne dass mir schwindlig wird, lediglich die Bewegungen der Plattform im Wind empfinde ich als etwas unangenehm.
Aussichtsplattform
Blick ins Höllental
Seilbahn Bergstation mit Restaurant
Alpspitz
Im Restaurant hab ich mir dann noch einen Cappuccino mit Muffin gegönnt und auch die Seilbahnkarte für die Talfahrt erworben, immerhin 20,50 €. Kartenzahlung (VISA Debit) war möglich, genauso in der Hütte. In der Hütte allerdings erst ab 15 €, so dass man Getränk und Dusche dann doch bar zahlen musste. Wenn man gar kein Bargeld dabei hat kann man sicherlich den Wirt bequatschen erst im Nachhinein zusammen mit der Übernachtung zu zahlen oder alternativ einfach mehr konsumieren. Aufgrund der Lage über dem Tal hat man auch perfekten 4G-Mobilfunkempfang.
Wirklich abgelegener Hüttenflair kam also nicht auf, fand die Übernachtung aber trotzdem sehr angenehm, jedenfalls schöner als in einem x-belibigen Hotel im Tal.
Nun gut, gegen 11 Uhr also wieder runter, nochmal die Zugspitzbahn ablichten:
Zugspitzbahn
Nun also die Rückfahrt. Hatte den etwas längeren Zuglauf des München-Nürnberg-Express über Treuchtlingen-Roth erwischt, war mir eigentlich ganz Recht war: es werden statt der störanfälligen Fahrzeuge von Skoda die Doppelstocktriebwagen Twindexx von Bombardier eingesetzt, die weniger Probleme verursachen und bequemer sind. Dabei handelt es sich um ein Ersatzkonzept wegen der Fahrzeugprobleme, welches im Sommer 2023 bis zum Fahrplanwechsel im Dezember eingeführt wurde. Ich kam dann mit 10 Minuten Verspätung an, mit anschließender U-Bahn und Autofahrt war ich um 17 Uhr zu Hause und konnte noch in Ruhe auspacken.
Kreuzeck/Alpspitzbahn, GAP an 11:37 BZB RB 64
Zugspitzbahnhof, GAP ab 11:50
Garmisch-Patenkirchen an 12:07 RB 6
München Hbf an 13:26
München Hbf ab 14:04 RE 1
Nürnberg Hbf ab 16:09
Fazit
Hatte auf der Hütte noch die Diskussion ob sich der lange Weg wegen einem Wochenende „rentiert“. Nunja, ich hab auch schon Tagestouren gemacht ins Alpenvorland. Alles ist relativ. Stressiger ist es jedenfalls schon, vor allem weil einem eine Zugverspätung von einer Stunde schon die Tour kaputtmachen kann, zumindest im Winter wenn man gegen die Dunkelheit kämpft oder auf Seilbahnen bis 17 Uhr angewiesen ist.
Klar, mit dem Deutschlandticket ist die Kostenseite dann neutral, es lohnt sich die Übernachtung umso mehr. Vorher wären zwei Bayerntickets, also insgesamt 54 €, fällig gewesen, das ist mehr als das Deutschlandticket im Monat kostet.
Ich hab's nicht bereut die letzte Bergtour (ohne Schneeschuhe oder Grödel) gemacht zu haben, verlängern hätte aufgrund des Wetterwechsels dann auch keinen Spaß gemacht. Letztlich ist es aber schon entspannter einen Tag anzureisen, dann im Tal zu übernachten und entspannt ohne Zeitdruck die Bergtour zu beginnen. Dann kann man aber auch weiter rein nach Österreich oder gar in die Schweiz fahren wo meistens auch weniger los ist.
Noch ein Wort zur Ausrüstung: auf Berghütten bekommt man meistens Hüttenschuhe gestellt, aber halt auch nicht immer. Ein Kollege hat mir, als ich mich drüber beklagt habe auch beim Zugfahren die Bergschuhe tragen zu müssen, den Tipp gegeben, mir Barfußschuhe zu kaufen. Die hatte ich nun dabei und auf der Hütte benutzt. Fand ich deutlich angenehmer die eigenen Schuhe zu haben, und diese Barfußschuhe nehmen auch weniger Platz weg als die üblichen Badeschlappen oder Clogs aus Plastik. Gewichtsmäßig sind sie in etwa gleich. Flipflops sind zwar auch flach, dafür kann man darin halt nicht mit Socken laufen was dann um die Jahreszeit schon ein KO-Kriterium ist.