Mal wieder ein Wochenende raus ins Zelt. Aufgrund einer Zehenverletzung kam ohnehin nur eine Radtour in Frage, zu Fuß war ich etwas gehemmt. Voralpenland ist immer gut, letztes Jahr hat mir der Plansee ganz gut gefallen.
Im Vorfeld hatte ich zwei Campingplätze ausgesucht, allerdings auf „gut Glück“, also nicht irgendwie reserviert. Es gab jeweils auch eine oder mehrere Alternativen, das wollte ich dann vor Ort angucken.
Die Route grob: von Wolfratshausen an der Isar entlang die erste Übernachtung bei Lenggries, dann über den Sylvensteinspeicher rüber zum Achensee und schließlich am Inn entlang bis Kufstein. Anfahrt und Rückfahrt mit dem Zug, das Deutschlandticket macht es möglich und günstig.
Tag 1: Von Wolfratshausen nach Lenggries
Angekommen in Bad Tölz dann erstmal an einem Naturweg an der Isar entlang. Es war unglaublich schwül an diesem Tag, gerade im Wald ist die Luftfeuchtigkeit noch höher.
Wolfratshausen ist nicht nur Endpunkt der S-Bahn, der Wohnort von Edmund Stoiber, der zu dem berühmten Wolfratshauser Frühstück geführt hat, bei dem die Kanzlerkandidatur zwischen Edmund Stoiber und Angela Merkel entschieden wurde, nein, hier beginnen auch die Floßfahrten an der Isar nach München.
Ich selbst bin mal im Rahmen eines Betriebsausflugs mitgefahren, ich fand es eigentlich ganz schön, wenn nicht diese unsägliche Blaßkapelle gewesen wäre. Floßfahren ist für mich Natur und Stille, wieso manche Menschen immer diese brachialen Reize von außen brauchen um irgendwie glücklich zu sein weiß ich nicht. Schade ist halt, dass unsere Welt von diesen Leuten regiert und geführt wird und sich die anderen unterordnen müssen. Fakt ist auch, dass diese Isarflößerei bei den Anwohnern eben aufgrund dieses Lärms nicht ganz so beliebt sind.
Floßanlegestelle an der Isar
Radweg bei Geretsried, hier asphaltiert
Kurz vor Bad Tölz ist der Wald dann zu Ende, es wurde auch weniger schwül und dadurch angenehmer. Den Ort hab ich links (im wahrsten Sinn des Wortes) liegen gelassen, schließlich liegt noch eine gewisse Wegstrecke vor mir. Die Anfahrt kostet halt Zeit.
Stausee der Isar vor Bad Tölz
Bad Tölz
Nach Bad Tölz kommt dann ein sehr schöner, naturbelassener Teil der Isar. Richtung Lenggries fahre ich dann aber irgendwann vom Weg abseits, um den ersten Campingplatz Alpencampingplatz Arzberg in Augenschein zu nehmen. War irgendwie nicht mein Fall, also weiter zum Lenggrieser Bergcamping.
Fand ich besser, die Zeltwiese war allerdings neben der Zufahrt. Da allerdings dann spät am Abend keine Autos mehr reinfahren, war das grundsätzlich okay. Schade trotzdem, dass man in Deutschland die Zeltwiese (wenn überhaupt vorhanden) häufig dort platziert wo sonst keiner stehen will.
Wollte grad mein Zelt aufbauen, musste dann aber feststellen dass ich die Zeltplane vergessen hatte. Zelt direkt auf die Wiese ohne Plane wollte ich nicht, dafür war es zu neu (hatte mir dieses Jahr eben ein neues Zelt gekauft). Vielleicht ein Ersatz kaufen? Oder heimfahren? War zumindest grad in der Stimmung.
Sportgeschäft gegoogled, dort konnte man mir aber nicht helfen, sie hatten nichts dergleichen. Der Verkäufer hatte aber den Tipp für mich, es beim Baumarkt, einer BayWa zu versuchen und eine Plane zu nehmen. Tatsächlich hatten sie dort eine günstige Zeltplane in passender Größe, der Abend war gerettet.
Zelt aufgebaut und dann auch langsam zur Ruhe gekommen.
Sonnenuntergang
Tag 2: Von Lenggries zum Achensee
Der Tag startet sonnig. Der Campingplatz hat mir letztlich ganz gut gefallen, die Sanitäranlagen waren großzügig und sauber und es gab sogar einen Aufenthaltsraum.
Blick aus dem Zelt
Heute geht's dann zum Achensee, auf den freue ich mich total. Die Lage in einem relativ engen Tal ist herrlich. Dafür sind aber auch einige Höhenmeter zu überwinden. Zunächst geht es flach zum Sylvensteinspeicher, einem Stausee der Isar. Der Radweg führt weitgehend entlang der Straße, die aber zumindest am Sonntag nicht stark befahren ist.
Radweg entlang der Straße
Kurz vorm Sylvensteinspeicher, danach kommt ein kleiner Tunnel
Fahrrad mit Gepäck vorm See
Der Sylvensteinspeicher ist einerseits ganz nett, auf der anderen Seite findet man hier keine Ruhe. Ziemlich viel Verkehr, gerade auch Motorräder. Schade eigentlich!
Jetzt hat man die Wahl entweder der Straße zu folgen oder den Weg durch den Wald zu nehmen. Ich hatte mich im Vorfeld für die Route durch den Wald entschieden, war dann aber im Nachhinein nicht sehr glücklich damit: zumindest mit Trekkingrad mit Gepäck ist er nicht gut zu fahren, zumindest bis zur Grenze.
Österreich!
Vor Achenkirch
Achenkirch
Ich wollte auf jeden Fall am „Ende“ (also Richtung Inntal) übernachten, fuhr also noch den Achensee entlang. Der Radweg entlang des Sees ist auch gut ausgebaut und einigermaßen frei von Fußgängern.
Achensee
Radweg entlang des Achensees
Blick in die andere Richtung
Ein Highight am Achensee ist natürlich die Achenseebahn: eine meterspurige Zahnradbahn von Jenbach an den Achensee. Gefahren bin ich damit nicht, war mir zu teuer und ich bin eh kein großer Fan von Dampflokomotiven, das Umsetzen der Lok am Ende war jedenfalls ein recht ansehnliches Spektakel.
Achenseebahn
Lok »Theodor«
Topographische Karte des Achensees
Langsam musste ich mich aber nach einem Zeltplatz umsehen. Bin zwar schon an welchen vorbeigefahren, aber so richtig gereizt hat mich keiner, irgendwie alles ziemlich voll. Bleibt dann nur noch ganz am Ende hinten das Karwendel-Camping. So richtig frei war dort auch nichts mehr, man hat mich dann letztlich am Spielplatz zelten lassen. Immerhin konnte ich mit Barzahlung und etwas Jammern den Preis auf ein erträgliches Niveau drücken. Die Aussage, dass selbst die Schweiz günstiger sei, hat dann glaub ich was ausgelöst.
Zelten am Spielplatz
Nachdem ich das Zelt aufgebaut hatte, bin ich final nochmal zum See und etwas Schwimmen gewesen. Die Abkühlung hat echt gut getan.
Schwimmen im See
Alles in allem hat der Spielplatz dann nicht gestört, Ende August wird es früh genug dunkel dass man am Abend dann seine Ruhe hat. Leider sind die Österreicher in diesen Tourismusgebieten recht feieraffin, irgendwie hat man dann die halbe Nacht Musik mit ner Lasershow gehört. Hab zwar letztlich doch ganz gut geschlafen und war am nächsten Morgen auch fit, irgendwie stellt man sich dann aber Zelten in einer Urlaubsregion irgendwie anders vor. Am Plansee musste ich ähnliche Erfahrungen machen. Irgendwie ist mir die Schweiz diesbezüglich sympathischer.
Tag 3: Finale nach Kufstein
Geschlafen habe ich ziemlich gut, trotz der eher widrigen Umstände. Etwas genervt an diesem Campingplatz hat mich der lange Weg zum Waschhaus, das ist öfter ein Problem: Zeltwiese im letzten Eck und man braucht fast schon das Fahrrad, nur um sich die Zähne zu putzen.
Der Morgen startet kalt und sonnig. Im Gebirge geht die Sonne bekanntlich später auf, und so entstand das Bild um kurz vor 7 Uhr noch ohne jegliche Sonne.
Sonnenaufgang
Die kam dann aber, und die Strecke wurde heute dann sehr gemütlich. Es geht nämlich erstmal nur bergab dass die Bremsen glühen. Das besondere der Strecke: im Winter wird diese zu einer Schlittelbahn umfunktioniert, die bis Mitternach beleuchtet ist! Mir kamen ein paar Biker bergauf entgegen, viele mit Motor aber einige nur mit Muskelkraft. Hut ab!
Eben am Achensee
Beleuchtung im Wald zum Schlittenfahren nachts
Ausblick
Kurzer Tunnel
Wiesing
Unten angekommen hab ich mich dann trotz Navi irgendwie verfahren. Um auf den Innradweg zu kommen muss man nämlich erstmal die Bundesstraße überqueren.
Innradweg
Diese kurzer Abschnitt des Innradwegs macht mir Lust, irgendwann mehr davon zu fahren. Am besten im Engadin bei St. Moritz starten und dann zumindest bis Kufstein. Einen ganz kurzen, anderen Abschnitt kenne ich bereits von der Via Claudia Augusta, aber das ist jetzt auch schon länger her.
Heute passt auf jeden Fall das Wetter optimal, die Fotos werden mit tief blauem Himmel und dem dadurch entstehenden Licht einfach immer sehr schön und kontrastreich, ganz ohne Nachjustierung.
Angath
Der Inn
Kurz nach Mittag erreiche ich dann das Ziel Kufstein. Und es geht auch schnurstracks an den Bahnhof, wo mein Zug dann schon wartet. Wenn man schon am Nachmittag fährt hat man zumindest den Vorteil, dass er relativ leer ist, Fahrradmitnahme also kein Problem.
Burg in Kufstein
Fazit
War ne schöne Wochenendtour. Je nach Verkehr würde ich vermutlich die Straße beim Sylvensteinspeicher dann bevorzugen gegenüber dem Weg durch den Wald. Die Campingplätze waren okay, habe aber auch schon bessere gesehen. Wetter war perfekt. Hat sich auf jeden Fall gelohnt und sowas geht halt immer noch ohne jegliche Vorplanung.