Lugano Trekking in vier Tagen

Wie es dazu kam...

Dieses Jahr war irgendwie schwierig. Einerseits für mich gesundheitlich, anderseits aber auch planungstechnisch wegen des Wetters. Es lag für Anfang Juli einfach zu viel Schnee, zudem sollte es dann in der ersten Juliwoche, wo ich Urlaub eingetragen hatte, recht düstere Wetteraussichten in den Nordalpen geben. Ich hatte eigentlich die Lechquellenrunde geplant, die war aber wegen der Schneeverhältnisse in der eigentlichen Variante nicht begehbar. Zwar hätte es alternative Wegmöglichkeiten gegeben, aufgrund des dann noch schlechten Wetters hatte ich keine Lust.

Was also tun? Plan B war der Dolorama in Südtirol, der aber kurzfristig nicht mehr buchbar war. Plan C war dann schnell gefunden: das Tessin hatte passable Wetteraussichten und die Lugano Trekking Tour hat mir auch sofort gefallen: keine schwierigen absturzgefährdeten Passagen und die kurzfristige Buchung der Hütten war auch kein Problem. Gestört hat mich die lange Anreise, die aufgrund der Sperrung des Gotthard-Basistunnels noch länger als normal war. Aber in einen sauren Apfel muss man halt beißen.

Die meisten Beschreibungen sehen für die Tour drei Tage vor. Die zweite Etappe ist mit 18 km und 1200 hm Aufstieg und 970 hm Abstieg aber schon recht anspruchsvoll, weshalb ich mich entschieden habe, sie aufzusplitten und in vier Etappen zu gehen. Es sollte sich als gute Idee bewahrheiten. Wie immer erstmal eine kleine Karte:

Anreise in zwei Akten

Zugfahren in Deutschland ist ja so eine Sache, vor allem wenn es dann in die Schweiz geht und auch noch günstig sein soll. Auf einer der drei Strecken (also über Lindau, Stuttgart oder Basel) ist eigentlich immer irgendwie was. Die Gäubahn über Stuttgart ist aufgrund der Nahverkehrsfreigabe und der übrigen Tarifgestaltung der mit Abstand günstigste Weg von Nürnberg in die Schweiz. Wenn man nach Stuttgart den Regionalexpress fährt, muss man mit Deutschlandticket erst ab Singen das Ticket in die Schweiz bezahlen. Da aber selbst ein Tag davor noch nicht ganz klar war, welche Züge überhaupt fahren, wollte ich mir den Stress der langen Fahrt an einem Tag nicht antun. Eine Woche Urlaub, vier Tage wandern, es war eigentlich ohnehin genug Zeit und so beschloss ich, das Ganze einfach zu splitten, aus der Not eine Tugend zu machen und mal dieses Singen (Hohentwiel) anzugucken, wo ich vorher nur den Bahnhof kannte.

Weiterer Vorteil: es blieb dann auch noch ein halber Tag in Lugano übrig. Gesagt, getan.

Tag 1: Nürnberg – Singen (Hohentwiel)

Ich hatte am Morgen leider so lange rumgetrödelt dass ich meine S-Bahn verpasst hatte. Mit dem Auto dem Zug hinterher bis Ansbach jagen oder den gebuchten IC sausen lassen und eine Stunde später den RE nehmen? Ich stieg auf's Gas, habe es letzten Endes geschafft, war fix und fertig in Ansbach und musste knapp 25 Euro für die Woche Parkgebühren zahlen. Lesson learned, hoffentlich. Die Bahnfahrt lief ansonsten sehr entspannt und pünktlich.

Angekommen in Singen, es regnete, lief ich erstmal zum Hotel. Es ist die ehemalige Jugendherberge etwas außerhalb, es nennt sich Hostel Art & Style Singen, ist aber zumindest teilweise ein Hotel, also sowohl preislich als auch von den Zimmern. Eine Bushaltestelle ist direkt vor der Haustüre, die wird aber nur unter der Woche bedient.


Hostel Art & Style Singen

Was mir sofort ins Auge gesprungen ist? Die Ampelmännchen in Singen:


Der Poppele

Ich bin dann noch durch die Innenstadt, habe mir was zu essen geholt und hatte dann am Bahnhof eine sehr komische Begegnung. Ein Jugendlicher wollte Geld für eine Fahrkarte. Ich hab ihm ehrlich gesagt nicht geglaubt und meinte, ich würde mit ihm an den Automaten gehen und das Ticket kaufen. Dachte damit wäre ich ihn los. Aber er ließ sich tatsächlich drauf ein, ich habe mit meiner Karte bezahlt und er hatte ein Ticket. Waren keine drei Euro, insofern war es für mich okay, ich hatte bloß nicht damit gerechnet dass er wirklich ein Ticket wollte. Gute Tat also abgehakt.

Mit der S-Bahn dann eine Station zum ehemaligen Landesgartenschau-Gelände und von dort bin ich wieder zurückgelaufen. Es hat aufgehört zu regnen. Schönes Städtchen, hätte ich einen ganzen Tag Zeit gehabt, hätte mich die Festung Hohentwiel gereizt. Ein anderes mal.

Ein paar fotografische Eindrücke:




Ob der durchgehende Zug nach Zürich morgen fahren würde, wusste ich immer noch nicht. Eine schlaflose Nacht hat mir dieser Umstand dann doch nicht bereitet.

Tag 2: Singen (Hohentwiel) – Lugano

Fährt er jetzt, der Zug oder fährt er nicht, das war die Frage beim Frühstück. Laut DB fährt er, laut SBB nicht. Schön. Ich bin etwas eher an den Bahnhof, ich wollte letztlich ungern den EuroCity von Zürich nach Lugano verpassen, lieber eher losfahren. Am Schalter hat man dann steif und fest behauptet, der Zug würde fahren und man hat sich geweigert, die Zugbindung am Ticket aufzuheben.

Ich habe dem Braten immer noch nicht so recht getraut; warum sollte die SBB schreiben, dass er ausfällt? Und woher sollte der Zug eigentlich kommen, angeblich fiel er nämlich bis Singen aus und würde da losfahren? Mir fiel dann ein, dass bis Schaffhausen ja ohnehin mein Deutschlandticket gelten würde, insofern brauche ich die Aufhebung der Zugbindung nicht. Der Bahnsteig war voller Leute, die auf den Intercity warteten, ich fuhr mit der S-Bahn. In Schaffhausen stand dann am Bahnsteig gegenüber ein ewig langer Zug der SBB bereit, welcher den deutschen InterCity ab Schaffhausen ersetzen soll. Er war zeitlich auf die S-Bahn abgestimmt, aber wenn man den Fahrgästen halt nicht mitteilt, dass sie in die S-Bahn steigen sollen, dann tun sie das auch nicht. Der SBB-Zug fuhr also quasi leer nach Zürich. Bauchgefühl hatte also Recht. Immerhin.


SBB-Ersatzgarnitur Schaffhausen – Zürich

Angekommen in Zürich HB gleich in den EuroCity umgestiegen, ein SBB Giruno über die Gotthard-Bergstrecke. Die ist zwar schön, wenn man sie aber schonmal gefahren ist, auch nicht so wahnsinnig besonders. Ich finde sie kann es nicht mit den anderen Bergstrecken der Schmalspurbahnen aufnehmen. Aber es ist natürlich Jammern auf verdammt hohem Niveau. Irgendwie war ich auch müde und auch etwas nervös. Das wechselhafte Klima der letzten Tage und der bevorstehende Klimawechsel auf der Alpensüdseite hatten mir zusätzlich zu schaffen gemacht, das Wort akklimatisieren kommt auch nicht von ungefähr.

Angekommen in Lugano war die Luft eine bessere, weniger feucht. Sofort fiel mir die Standseilbahn vom Bahnhof in den Ort ins Auge. Ich hatte sogar schon ein Ticket dafür: bei den meisten Unterkünften im Tessin bekommt man nämlich das Ticcino Ticket gratis dazu, meistens auch schon elektronisch vor der Anreise.

Der Plan war erstmal durch die Innenstadt zum Luganersee zu gehen, dort etwas zu entspannen und schließlich die Pension aufzusuchen, die sich leider am anderen Ende der Stadt befand. Aber man muss auch etwas auf den Preis gucken.


Standseilbahn in die Innenstadt


Deutsches Konsulat


Kirche


Luganersee mit Blick auf den Monte San Salvatore

Ich bin ja immer wieder begeistert über den guten ÖPNV in der Schweiz. Was mir hier wieder auffällt sind die Angaben zum Bussteig bei den Stadtbussen in SBB Mobile. Jeder Bussteig hat einen Buchstaben, auch wenn es nur die üblichen Straßenhaltestellen sind (also Richtung und Gegenrichtung, dann halt A und B). Dadurch steigt man auch ohne Ortskenntnis nicht in den falschen Bus ein, die Zielangaben sind halt auch nicht immer offensichtlich, gerade wenn es verkürzte Busläufe gibt und man sich überhaupt nicht auskennt. Und man braucht eben für solche Angaben auch nicht die tausendste App der lokalen Verkehrsverbünde sondern nutzt einfach landesweit die hervorragende SBB-App. Dazu kommt, dass auch sehr viele Seilbahnen, Standseilbahnen und Schiffslinien integriert sind, so auch die, die ich morgen nutzen werde.

Mit dem Bus fahre ich also in die Pension. Die liegt verkehrsgünstig, was leider auch heißt, dass die ganze Gegend wahnsinnig laut ist und das Fenster zwar zum Innenhof hingeht, der Verkehrslärm da aber reinkommt da der Innenhof nur zu drei Vierteln geschlossen ist und zur Straße geöffnet. Glücklicherweise gibt es aber eine Klimaanlage, so dass ich das Fenster nicht ständig öffnen muss. Ansonsten war ich nämlich mit der Pension Locanda della Masseria wirklich sehr zufrieden, ein historisches Gebäude, neu renoviert und das Ganze zu einem sehr passablen Preis. Achtung: nicht unbedingt über die große Buchungsplattform buchen sondern direkt anfragen.


Mein Zimmer für eine Nacht

Am Abend bin ich dann nochmal in die Stadt. Vielleicht habe ich die schönen Orte in der Innenstadt einfach nicht gefunden, ich habe jetzt keinen Reiseführer gelesen. Aber das was ich so gesehen habe hat mich jetzt nicht vom Hocker gehauen. Die Lage am See zwischen den Bergen ist genial, keine Frage, ich meinte eher von den Gebäuden. Da hat mir Locarno oder Bellinzona besser gefallen. Schick fand ich die alte Standseilbahn hoch zum Bahnhof unweit der neuen, dessen Treppe nebenan als kleine Übung für morgen dient.



Oben hat man dann auch einen schönen Blick über die ganze Stadt. Die Wolken haben sich auch verzogen und der blaue Himmel kündigt das Wetter für morgen an. Sofort sticht die straßenbahnähnliche Lugano-Ponte-Tresa-Bahn – italienisch: Ferrovia Lugano–Ponte Tresa (FLP) – ins Auge. Die Station befindet sich nicht direkt im Bahnhof Lugano SBB sondern gegenüber.


Blick über Lugano


Ferrovia Lugano–Ponte Tresa (FLP)


Bahnhofsvorplatz und Bushaltestelle

Eigentlich wollte ich noch einkaufen für morgen, leider haben in der Schweiz und damit auch im Tessin, das sich so gar nicht nach Schweiz anfühlt, die ganzen Supermärkte um 19 Uhr geschlossen. Dann also morgen auf dem Weg. Wird stressig genug, ich hasse es. Ab ins Hotel, morgen wird ein lange Tag! Und dass er so lange werden wird, wusste ich da noch gar nicht.

Wanderung Tag 1: Lugano – Capanna Pairolo

Erstmal frühstücken, ich bin beeindruckt von dem Frühstücksraum. Musik kommt aus einem DAB-Radio, auch typisch für die Schweiz. In Deutschland ist das immer noch etwas exotisch, ich selbst habe zwar ein DAB-Radio in der Küche, die meisten haben aber UKW oder gleich Internetradio.


Frühstücksraum

Leider bin ich trotz der Angaben in der App in den falschen Bus gestiegen. Letztendlich habe ich es dann aber trotzdem geschafft, um 9:20 Uhr bei der Funicolare Monte Brè zu sein und auch meinen Einkauf noch zu erledigen. An der Station musste ich noch ein Ticket kaufen, die ermäßigte Variante mit Gästekarte wird nämlich online nicht angeboten. In schweizerischer Gründlichkeit wird noch die Scheibe geputzt, dort ist die Fahrerin, Fahrkartenverkäuferin und Reinigungskraft anscheinend eine einzige Person. Der Andrang hielt sich entgegen meiner Erwartung in Grenzen, mit mir sind es zwei Fahrgäste in der ganzen Bahn.


Talstation der Funicolare Monte Brè


Funicolare Monte Brè

Oben angekommen packe ich erstmal meine Wanderstöcke aus, atme tief durch und mache mich auf dem Weg. Zunächst geht es nach unten über eine solche „Treppe“, und irgendwie sollte das dann auch zum Problem werden. Ich bekomme nämlich bald Beschwerden an meinem rechten Bein unterhalb des Knies, die ich zwar kenne („runners knee“), aber nicht in der Form und nach so kurzer Zeit. Sie sollten mich den ganzen Tag begleiten und alles irgendwie schwieriger machen als ursprünglich gedacht. Aber irgendwas ist halt immer. Oder oft.


Weg nach unten und Blick auf den Ort Brè

Innerhalb des Ortes zweigt der Weg nach links ab. Apropos Abzweigung und Beschilderung. Der Lugano Trekking ist als solcher nicht beschildert und markiert, im Schweizmobil-System gehen wir einen Teil der Route 52: Sentiero Lago di Lugano und heute die Etappe 6 in umgekehrter Richtung.

Ab sofort laufe ich zum großen Teil durch den Wald auf einfachen Wegen (SAC-Skala T2). Im Sommer mit maximaler Sonneneinstrahlung finde ich diese Waldabschnitte sehr angenehm, auch wenn sie naturgemäß den Ausblick nehmen. Ab und zu hat man aber durchaus einen Blick auf den Luganersee.

Erstens Zwischenziel ist der Monte Boglia. Dort ist der Blick auf den See dann endgültig frei, herrlich. Ich genieße die Aussicht, mache mir aber Sorgen wie es mit meiner Stelle unterhalb des Knies weitergeht. Den Weg nach unten mag sie nämlich gar nicht, das Abwinkeln des Beins ist das Problem. Ich nehme mal eine Schmerztablette ein. Am Gipfel treffe ich noch einen Amerikaner auf Europareise, mit dem ich mich kurz unterhalte.


Ausblick vom Monte Boglia auf den Luganersee

Stichwort Europa: der Gipfel und ein großer Teil des Weges der nächsten zwei Tage befindet sich genau auf der Grenze zwischen Italien und der Schweiz. Links die Schweiz, rechts Italien. Der Weg selbst verläuft meistens auf schweizer Gebiet und ist nach schweizer Schema markiert. Ich hatte einen wilden Wechsel meines Smartphones erwartet, aber offensichtlich ist das schweizer Mobilfunknetz das bessere, ich bleibe nämlich in der Schweiz. Was natürlich wegen EU-Roaming nicht unbedingt die beste Lösung ist, ich habe immerhin einen Travel-Pass bei Vodafone erworben so dass es mir dann aber letztlich auch wieder egal ist.

Nach einem Eintrag ins Gipfelbuch gehe ich logischerweise wieder bergab. Es ist immerhin schon 14 Uhr, die Zeit vergeht, leider zu schnell denn ich habe nichtmal den halben Weg geschafft.


Bergab und durch den Wald


Ausblick aufs Tal und die andere Seite

Wegen den Schmerzen habe ich meine Gehtechnik anpassen müssen, und zwar so, dass ich immer nur das linke Bein anwinkle. In Verbindung mit den Stöcken geht's ganz gut, ich komme aber halt langsamer voran und ich merke dass die Schmerzen zunehmen. Eine Alternative, wie die Hütte zu erreichen, habe ich aber nicht, alles andere wäre noch mehr Abstieg und der Abstieg ist das Problem, nicht der Anstieg. Das ganze trübt den Genuss des schönen Sommertages und des abwechslungsreichen Weges merklich, aber in solchen Momenten „funktioniere“ ich dann trotzdem ganz gut.

Gelegentliche Pausen sind unvermeidlich und ich versuche Abkürzungen zu nehmen, gehe rechts statt links des Kamms was aber vermutlich dann auch ungefähr gleich ist. Faktisch mache ich mir Sorgen, zu spät auf die Berghütte zu kommen. Zumindest in den Alpen sind Ankunftszeiten bis maximal 18 Uhr üblich, was immer knapper wird. Fremdsprachliche Telefonate vermeide ich normalerweise wie der Teufel das Weihwasser, in dem Fall nehme ich aber meinen Mut zusammen. Man spricht etwas deutsch aber versteht mich anscheinend nicht und holt jemand, der Englisch spricht, sie meint ich solle langsamer sprechen. Ich bin mir zwar nicht sicher ob man mich verstanden hat, aber ich glaub schon, letztlich gehe ich einfach weiter so gut es geht und versuche trotzdem gelegentlich die Landschaft und den Wald zu genießen.




Pausen müssen trotzdem sein


Ich erblicke die Hütte von weitem. 18:30 Uhr, geschafft. Puh!


Capanna Pairolo von weitem...


... Capanna Pairolo von nah

Erstmal einchecken. Die Hütte wird von einer Familie bewirtschaftet. Die Mutter spricht etwas Deutsch, die Tochter Englisch. In echt klappt die Kommunikation deutlich besser als am Telefon. Ich trage mich ins Hüttenbuch ein, bezahle mit Karte und kann erstmal auf mein „Zimmer“. Gebucht hatte ich ein Platz im Lager, ich bin der einzige Gast. Warum man mich dann aber ins riesige Lager lässt statt dass man mir einfach ein Platz in den ebenfalls vorhandenen Mehrbettzimmern gibt, keine Ahnung. Ich hatte bei der Buchung gar nichts angegeben, man hätte mir also auch das teure Doppelzimmer berechnen können.

Die Buchung war per E-Mail, ich hatte DeepL zum Übersetzen verwendet. An das Reservierungssystem der Alpenvereine ist die Hütte leider nicht angeschlossen. Erstmal gönne ich mir eine warme Dusche gegen Aufpreis und dann gibt es das Abendessen. Wie in der Schweiz üblich Halbpension, wobei man mich zwischen Fleisch und vegetarisch wählen kann.


Abendessen


Ausblick ins Tal, es trübt sich ein

Die Frage ist vor allem: wie geht's morgen weiter? Ich storniere vorsichtshalber die Nacht in der übernächsten Hütte, da es die letzte Gelegenheit für eine kostenfreie Stornierung ist. Ich bin zwar eine Stunde zu spät für das Buchungssystem, hoffe aber, dass ich mit einer E-Mail und einer Erklärung der Situation nicht wegen einer Stunde 80 CHF bezahlen muss. Zwar sind die SAC-Hütten des Schweizer Alpenclubs äußerst großzügig zwei Tage vorher kostenlos stornierbar, man bezahlt dann aber fast den vollen Preis der Halbpension obwohl man gar nichts konsumiert. Letztlich ist mir diese Regelung aber lieber als die üblichen fünf Tage und 10-20 Euro der deutschen und österreichischen Hütten, da eine so kurzfristige Stornierung halt äußerst selten vorkommt.

Mein Plan ist folgender: da mir die Abstiege zu schaffen machen, will ich genau die vermeiden. Insofern ist der Weg zur nächsten Hütte, wenn ich den Gipfel weglasse (es soll ohnehin bewölkt werden), der einfachste. Falls der Plan klappt und es dann übermorgen besser ist, kann ich die stornierte Hütte am nächsten Tag einfach nochmal reservieren, da genug frei ist. Der Plan sollte aufgehen.

Wanderung Tag 2: Capanna Pairolo – Capanna St. Lucio

Magnesium, Pferdesalbe, guter Schlaf, die Schmerzen sind nicht weg aber deutlich besser. Ich kann wieder Treppen nach unten ohne Verrenkungen laufen. Die abgeänderte Planung ohne Gipfel mit 7 km und 350 Höhenmetern sollte machbar sein. Ich bin wieder vorsichtig optimistisch, dass ich die ganze Tour beenden kann, ohne sie vorzeitig abbrechen zu müssen.

Das Frühstück ist für italienische Verhältnisse (obwohl wir in der Schweiz sind) phänomenal. Besonders lecker ist der Kaffee und natürlich der Käse, ich liebe Käse. Ich bin weder Vegetarier noch Veganer, aber ein Leben ohne Fleisch könnte ich mir vorstellen, ohne Käse und andere Milchprodukte allerdings nicht.


Frühstück (ich bin immer noch der einzige Gast)

Ich erwerbe noch ein Lunchpaket, um 9 Uhr geht es dann los. Die Hütte kann ich jedenfalls sehr empfehlen! Die Preise habe ich nicht mehr im Kopf während ich diesen Bericht schreibe, es war aber alles sehr bezahlbar, fast ähnliches Niveau wie in Deutschland oder Österreich, von den schweizer Preisen keine Spur.

Heute ist Rumtrödeln angesagt. Das Wetter ist wolkenverhangen, teilweise neblig, am Vormittag noch trocken. Eigentlich genauso wie schon seit Tagen vorhergesagt. Während es sich weiter nördlich in den Alpen einregnet, scheint diese Gegend um den Luganersee besonders zu sein, dann hier kommen immer wieder Lücken in die Wolkendecke.


Keine besondere Fernsicht wegen der Wolken


Hütte von oben

Es sollte heute der Tag für meine neue Regenjacke werden. Ich bin ein Freund des leichten Gepäcks und schwitze tendenziell schnell. Insofern hatte ich mich im Vorfeld nach einer Ultraleicht-Regenjacke umgesehen, verschiedene Modelle angeschaut und bin letztlich bei der Vaude Scopi hängengeblieben. Sie hat nur 200 Gramm, beschränkt sich auf das Allernötigste und raschelt im Gegensatz zu anderen Modellen auch nicht stark. Nicht ganz billig, aber ich wollte es mal probieren und mir eine wirklich ordentliche Regenjacke zulegen, die ich immer dabei habe.

Am Ende war ich zufrieden. Zwar hat es dann nach Mittag nur genieselt und nicht stark geregnet, kann also zur Wasserdichtigkeit wenig sagen, glaube ihr das aber mal. Was ich aber sagen kann: ich habe wirklich nicht stark geschwitzt, da sie eben auch sehr dünn ist. Lieber noch eine weitere Lage drunterziehen als eine Jacke, die dann noch stark wärmt und wo man innen so schwitzt dass man sich fragt ob man nicht gleich den Regen auf der Haut haben könnte.

Der erste Teil des Weges verläuft wieder durch den recht abwechslungsreichen Wald.




Viel passiert tatsächlich nicht an diesem Tag bis zur Hütte. Bin aber auch ganz froh drum, diese langweiligen Etappen gehören genauso dazu und tun mir eigentlich ganz gut um „runterzukommen“. Auf der Hütte hatte ich dann übrigens kein Mobilfunknetz, ich hatte es außen gerade noch geschafft, diese E-Mail zur Stornierung zu schreiben und das war's dann.

Tatsächlich teste ich während des Weges den Demo-Modus des Satellitennotrufs des iPhones, weil mich interessiert, wie gut die Verbindung im Wald und bei Nebel klappt. Wenn man glauben darf, dass der Demo-Modus wirklich eine Satellitenverbindung aufbaut, dann tadellos. Beruhigend zu wissen, dass man auch in den Bergen ohne Empfang bei einem Notfall Hilfe holen kann. Bis jetzt ist das Ganze ja sogar kostenlos, ich werde auf jeden Fall das Abo abschließen wenn es wie geplant kostenpflichtig wird. Im nächsten Jahr soll es dann ja sogar möglich sein, SMS zu schreiben.

Trotzdem bin ich etwas verwundert, so lange keinen Empfang zu haben und siehe da, ich hatte eine falsche Einstellung beim Roaming vorgenommen. Wieder Netz! Fühlt sich fast an wie ein Drogenabhängiger auf Entzug, wenn er seinen ersten Stoff wiederbekommt. Vielleicht nicht ganz so. Keine besonderen Vorkommnisse, mir wurde aber die Stornierung kostenlos bestätigt. Passt.

Was ich auf solchen Wanderungen immer schön finde sind Begegnungen. Mit Menschen aber auch mit Tieren. Meistens jedenfalls. Menschen treffe ich in den gesamten vier Tagen wenige, schon ein krasser Gegensatz zu den Nordalpen vor allem in Österreich, wo gefühlt ganz Deutschland und die ganzen Niederlande unterwegs ist. Dafür heute aber Tiere, und zwar erst diese besonderen Rinder mit diesen Haaren zwischen den Ohren. Keine Ahnung wie sie heißen. Sie lassen mich aber relativ klaglos vorbei.


Rinder


Der Gipfel dahinter liegt eigentlich auf dem Weg, angesichts des Nebels und meiner Knie lasse ich ihn aber aus



Nebel im Wald sorgt für eine schöne Stimmung


Beschilderung hervorragend


Ziegen mit Hirte

Der heutige Weg verläuft eigentlich fast komplett auf der Staatsgrenze, Ausnahme ist dann das Umlaufen des oben beschriebenen Gipfels.


Dieser Rinder sind etwas störrischer beim Vorbeilassen

Ich habe wirklich versucht langsam zu gehen und viele Pausen zu machen, aber um 14 Uhr bin ich dann schon da. Zum Schluss hat es leicht geregnet, man konnte aber immer noch gut wandern.

Die Hütte steht am Passo San Lucio auf 1.541 m Höhe, wo es neben einer Kapelle aus dem 14. Jahrhundert zwei Berghütten gibt: die Capanna San Lucio (auf Schweizer Seite) und die Rifugio San Lucio (auf italienischer Seite). Ich hatte per E-Mail bei beiden Hütten angefragt, aber nur von der kleineren Capanna San Lucio eine Antwort bekommen.


Kapelle


Capanna San Lucio

Ich betrete die Hütte, die Wirtsleute sprechen jedenfalls kein Deutsch und kein Englisch. Toll. Eine Dreiergruppe von Schweizerdeutschen versucht zu übersetzen. Der Wirt weiß nichts von einer Reservierung. Etwas schockiert suche ich die Mail, er guckt immer noch verwirrt aber meint, es wäre ohnehin was frei. Später, als er am Laptop sitzt, zeige ich ihm meine eigene Mail in seinem E-Mail-Programm, aber er schaut immer noch verwirrt.

Die Wirtsleute sind ein älteres Ehepaar, die Hütte ist sehr klein. Ich habe noch nie auf einer so kleinen Hütte übernachtet. Unten gibt es lediglich Waschräume, die Gaststube und die Küche. Oben dann vier Zimmer wobei zwei davon Durchgangszimmer sind. Ich bekomme das zweite Durchgangszimmer, die „Endzimmer“ sind schon von der Gruppe belegt. Immerhin bin ich alleine im Zimmer. Diese Dreiergruppe bzw. eigentlich nur zwei Leute davon, reden so unglaublich laut dass ich ziemlich genervt von ihnen bin. Sie sind eigentlich akustisch auf der ganzen Hütte präsent, selbst durch die Türen hört man sie durch.

Ansonsten ist es aber sehr schön. Das Essen ist lecker. Eine warme Dusche ist auch möglich. Ich bin zufrieden, vor allem bin ich auch guter Dinge, morgen meine Tour antreten zu können und reserviere wieder auf der Capanna Monte Bar. Zur Not gibt es nämlich noch eine Variante seitlich am Berg vorbei, die Höhenmeter sparen würde. Die geht auf alle Fälle!

Am Abend verschwinden die Wolken langsam wieder.


Blick nach unten ins Tal nach Italien

Viel passiert trotzdem an diesem Tag nicht mehr, ich lese noch ein Buch und höre Musik oder Podcasts. Muss auch mal sein.

Wanderung Tag 3: Capanna St. Lucio – Capanna Monte Bar

Der Tag beginnt wieder sonnig. Erstmal ein Frühstück und dann geht's an das Bezahlen. Während die beiden anderen Hütten eine Bezahlkarte akzeptieren, ist hier Bares Wahres. Ich hatte aber auch nicht damit gerechnet und mich vorsorglich in Lugano mit Franken eingedeckt. Immerhin die schönste Rechnung, die ich je auf einer Berghütte bekommen habe, es hat einfach soviel mehr Charme als ein Ausdruck auf Thermopapier.


Noch etwas Nebel im Tal


Rechnung


Leider war es gestern zu kalt, um hier zu entspannen


Welch Kontrast zu gestern

Die Etappe heute ist mit 12 km Länge, 810 Höhenmeter nach oben und etwa gleich vielen nach unten wieder länger. Die Schmerzen sind aber verschwunden, und so bin ich guter Dinge. Sie verläuft am Anfang wieder auf der Grenze zu Italien und am Kamm des Berges ohne dass es ein Grat wäre. Insgesamt gut zu gehen, keine absturzgefährdeten Passagen oder ähnliches. Außerdem werde ich heute die 2.000-Meter-Grenze überschreiten.


Blick zurück: der Pass St. Lucio schon in weiter Ferne


Grenzstein zu Italien

Nach einiger Zeit passiere ich die Rifugio Gazzirola, die mir eigentlich besser als Zwischenübernachtung gepasst hätte, wo ich aber keine wirklichen Kontaktdaten fand. Ich hatte nirgends gelesen, dass sie geschlossen wäre, aber so ein Gefühl. So war es dann auch, geschlossen.


Rifugio Gazzirola


Kann mich kaum sattsehen an diesen Bergen

Am Gipfelkreuz treffe ich zwei Schweizerdeutsche und einen Hund. Ich bekomme mit, dass das Tal weiter hinten wegen Schießübungen der Armee gesperrt ist und sie deshalb einen Umweg gegangen sind, der Hund hat Angst wegen des Lärms. Sie versichern mir aber, dass der Weg zum Monte Bar frei ist. Tatsächlich erinnere ich mich an die Wanderkarte, die ich im Vorfeld studiert hatte: da ist ein Gebiet nördlich meines Wegs als militärisches Sperrgebiet gekennzeichnet mit der Information, dass man sich hier im Vorfeld informieren muss, wann Schießübungen stattfinden. Dergleichen ist in der Schweiz üblich.


Blick zurück zum Luganersee


Blick in die andere Richtung

Angekommen am Monte Gazzirola auf 2.115 m, der fast genau am „Eck“ der Staatsgrenze steht. Jetzt geht es wieder nach unten. Es wird windiger. Pausen gehören aber natürlich auch dazu, zum Glück findet sich eine Felsreihe wo man windgeschützt sitzen kann. Von der Hütte hatte ich mir noch ein Proviant mitgeben lassen und meine Wasservorräte aufgefüllt. Mein mich begleitender Plüschpinguin ist fotogener als ich.



Heute liege ich gut in der Zeit. Kein Wunder, an der Berghütte kommt man sofort los während ich am ersten Tag erst mit der Standseilbahn fahren musste und so die Tour erst um 10 Uhr beginnen konnte. Die zwei Stunden fehlen dann. Es lag ja nicht am Aufstehen, ich hatte eh schon die erste Seilbahn genommen.

Die eben erwähnten Schießübungen sind omnipräsent, stören aber nicht besonders weil sie doch weit entfernt sind. Nun treffe ich aber auf einen Soldaten, der die Aufgabe hat, den Weg ins Tal abzusperren, also halt die Leute zu informieren. Erstmal nichts ungewöhnliches, allerdings fällt mir sofort seine Uniform auf, es ist nicht etwa ein Soldat der Schweizer Armee mit dem Flecktarn, der sehr an die USA erinnert sondern mit dem typischen Flecktarn der Bundeswehr. Ich spreche den Soldaten an und er erklärt mir, dass es eine gemeinsame Übung der Bundeswehr mit der Schweizer Armee ist. Also doch keine Nato-Invasion, Glück gehabt. Mein Wanderweg ist jedenfalls von der Sperrung unberührt und ich kann weitergehen.

An dieser Stelle trennen sich der Sentiero Lago di Lugano und Lugano Trekking: die Beschilderung geht weiter auf den Monte Bar während wir an einer Stelle nach unten abzweigen, „zurück“ gehen bis zu einer Almhütte, um dann auf der Forststraße zum Monte Bar zu gehen. Der Gipfel kommt dann morgen. Dieser kleine Verbindungsweg ist stellenweise etwas zugewachsen weil er anscheinend nicht so häufig genutzt wird, aber ansonsten gut begehbar.


Verbindungsweg


Almhütte


Kunst am Berg


Capanna Monte Bar in Sichtweite

Die Capanna Monte Bar ist eine moderne Berghütte, die einzige SAC-Hütte auf der drei- bzw. viertägigen Tour. Die anderen waren privat. Der Vorgänger wurde 1936 errichtet, 80 Jahre später entstand dann die gegenwärtige Hütte. Neben Wanderern finden hier vor allem Mountainbiker Unterkunft. Alles ist sehr modern, die Mehrbettzimmer sind mit Steckdosen ausgestattet, es gibt eine warme Dusche und im Speisesaal ist eine riesige Glasfassade. Insgesamt versprüht die Hütte damit aber mehr den Charme einer Jugendherberge als einer Berghütte aber die Zimmer mit dem vielen Holz gefallen mir. Statt diesen Netzen am Bett wäre mir aber ein Brett lieber zum Ablegen der Brille.

Nervig finde ich diese hellen LED-Beleuchtungen in den Gängen, wenn man nachts mal raus muss. Durch die Bewegungsmelder fällt sofort das ganze Licht ins Zimmer und man weckt Mitschlafende auf, wenn man das nicht eh schon getan hat. Es reicht doch das Licht einer Taschenlampe bzw. des Smartphones bzw. der Notbeleuchtung.


Hütte von vorne


Mehrbettzimmer (vier Betten, also das gleiche nochmal gespiegelt dahinter auf der anderen Seite)


Speiseraum


Wunderbarer Sonnenuntergang

Als Abendessen gibt es wie üblich ein Drei-Gänge-Menü. Irgendeine Spezialität aus dem Tessin, dessen Name ich aber wieder vergessen habe.

Im Zimmer befinden sich noch zwei französisch-sprechenden Frauen, das vierte Bett bleibt leer.

Wanderung Tag 4: Capanna Monte Bar – Tesserete

Der Morgen ist diesig aber schön. Geschlafen hatte ich aber mäßig. Heute geht es vor allem bergab, aber davor noch auf den Monte Bar mit 1.816 m Höhe, von der Capanna Monte Bar also noch rund 200 Höhenmeter.


Blick nach Lugano mit der Capanna Monte Bar


Blick vom Monte Bar nach Nordwesten

Am letzten Tag einer Mehrtageswanderung geht es mir meistens so, dass es zwar schön war aber auch „reicht“, fast egal wie lange sie dauert. Sprich: ich will einfach nur ankommen und mich erholen. So auch dieses Mal.

Beeindruckend an diesem Tag ist, wie schnell sich die Vegetation ändert. So startet man auf 1.800 m über der Baumgrenze. Irgendwann geht man durch den Wald und in Tesserete, auf nur 532 m hat man dann praktisch Mittelmeervegetation mit Palmen. Und das alles in wenigen Stunden. In den Südalpen ist der Unterschied auch krasser als in den Nordalpen, gerade hier wo man durch das Mikroklima der Seen dann eben noch dieses Mittelmeerfeeling hat.

Ich verlasse heute die offizielle Route des Lugano Trekking und gehe direkt nach Tesserete, befinde mich aber trotzdem auf Wanderrouten des Wanderland Schweiz Systems: das letzte Stück ist dann ein Teil der Via Gottardo: Etappe 16. Ich liebe dieses System der nummerierten Wanderwege, die sich beliebig kombinieren lassen. Markierte Wanderwege gibt es in jedem Land, aber dieses System aus nationalen, regionalen und lokalen Routen ist schon wirklich einzigartig.

Auf dem Weg treffe ich noch ein Paar, das ich schon auf der Hütte gesehen habe und mit denen ich kurz ins Gespräch komme: junge Leute aus Deutschland (zumindest sprechen sie hochdeutsch ohne schweizer Akzent) die Frau schwanger, Respekt vor der Bergwanderung! Ansonsten ist trotz des schönen Wetters und trotz des Wochenendes ziemlich wenig los.


Erster Bauernhof


Die ersten richtigen Bäume


Pause, die Bank hält auch Menschen aus, nicht nur Pinguine, auch wenn sie anders aussieht


Und schon beginnt der Wald


Solche Wege sind anstrengend zu gehen

Der letzte Teil des Weges ist flacher und verläuft entlang eines Bachs bzw. Flusses.


Angekommen im Tal


Zurück in der Zivilisation, ich bin offenbar in der Schweiz!

Schnurstracks laufe ich ins gebuchte Hotel, um 15:30 Uhr bin ich am Ziel. Yeah! Und das ohne irgendwelche Beschwerden am Knie. Keine Ahnung was da am ersten Tag los war, heute bin ich ja viel mehr Höhenmeter nach unten gelaufen.

Ich bin sehr überrascht dass der Hotelier perfekt, ja fast akzentfreies Deutsch spricht. Viel los ist allerdings nicht, das schlechte Wetter hat auch den Tourismus im Tessin beeinträchtigt.


Hotel Tesserete


Bushaltestelle, ehemaliger Bahnhof

Ehemaliger Bahnhof, ja, auch die Schweiz hat stillgelegte Bahnstrecken. Es gab die Lugano-Tesserete-Bahn als Meterspurbahn, die hier ihren Endpunkt hatte und 1967 eingestellt wurde. Heute gibt es eine sehr gute Busverbindung nach Lugano.

Das Abendessen wird kurios. Auf der Capanna Monte Bar habe ich extra das Lunchpaket mit Bargeld bezahlt damit ich es los bin. Schließlich war klar, dass das Hotel Karten akzeptiert und ansonsten hatte ich außer Einkäufen im Supermarkt nichts großartig geplant. Bis auf diese Pizza. Jedenfalls wird mir beim Bezahlen gesagt, dass er nur Bargeld akzeptiert. Ich hatte gar keinen Geldbeutel dabei (nur im Hotel), zum Glück konnte man bei der Kantonalbank nebenan auch mit Apple Pay am Geldautomaten Geld bekommen, sonst hätte ich extra zum Hotel laufen müssen. Und leider musste ich 50 Franken abheben (so teuer ist eine Pizza nichtmal in der Schweiz) und hatte jetzt wieder überflüssige Franken.

Letzter Tag: Rückfahrt

Frühstück wird im Hotel in einem sehr schönen Speisesaal serviert. Nun also noch zahlen und abreisen. Im Hotel darf ich meine Übernachtung sogar gesplittet bezahlen damit ich mein Geld von gestern loswerde.

Etwas fragwürdig, ob ich heute Zugbindung habe. Ich will den Zug eher nehmen. Auf der Fahrkarte ist im Fahrkartenfeld keine Zugbindung auf der Schweiz eingetragen, unten steht dann aber im Kleingedruckten, dass die Fahrkarte nur in Zügen laut Reiseplan gilt. Das wird den SBB-Schaffnern aber bei der Kontrolle gar nicht angezeigt, so dass man de-facto keine Zugbindung hat.


Ciao, Lugano

Mein Zug beginnt in Lugano und besteht aus SBB-Reisezugwagen (der gebuchte Zug wäre von Milano gekommen und wäre ein Triebzug). Es geht über die Gotthard-Bergstrecke, im Tessin herrscht Regen, auf der anderen Seite ist das Wetter heute besser. Umgekehrt als die letzten Tage. In Arth-Goldau steigt ein Freund von mir aus der Schweiz ein, der mich bis Schaffhausen begleitet. Und wir verlassen Lugano mit 20 Minuten Verspätung wegen einer Türstörung. Auch in der Schweiz ist somit nicht alles perfekt.

Das Level des Chaos wird in Zürich dann aber deutlich größer als der Zug nach Stuttgart Verspätung hat weil der Zug verspätet ankommt aus Deutschland und die Wendezeit relativ kurz ist. In Stuttgart hatte ich noch eine Übernachtung gebucht, direkt am Bahnhof, weil ich einfach keine Lust auf 10 Stunden Zugfahrt am Stück hatte und mir auch irgendwie klar war, dass dieser Anschluss dann nicht klappt.

Am nächsten Morgen ging es dann entspannt nach Hause, mein Auto stand auch noch im Parkhaus in Ansbach. Die weite Reise hat sich gelohnt!