Welterbesteig Wachau

Wie es dazu kam...

Juni 2024, ihr erinnert Euch? Das war dieses Hochwasser. Das hat dann auch meine Urlaubsplanung durcheinandergewirbelt, wollte ich doch den Malerweg im Elbsandsteingebirge gehen. Ich hatte mich tagelang nach einer Alternative umgesehen, schönes Wetter, kein Hochwasser, kurze Anreise und bin dann in der Wachau in Niederösterreich hängen geblieben.

Der Welterbesteig Wachau besteht aus 14 Etappen, ich bin aber nur die ersten fünf gelaufen. Die letzte Etappe wurde dann wegen des schlechten ÖPNV am Wochenende auch etwas abgwandelt.

Anreise

Deutschland ächzt unter dem Hochwasser und ich fahre in den Urlaub. Schon ein komisches Gefühl, aber die Gegend rund um Nürnberg hat es nicht getroffen, und meine Familie hat auch nichts abbekommen. Spricht also nichts dagegen. Bei der Stornierung des Malerwegs bin ich finanziell noch mit einem blauen Auge davongekommen.

Ironischerweise ist trotz des Donauhochwassers die Strecke nach Wien frei während nach München alle Züge ausfallen. Einige ICEs werden über Regensburg und Landshut umgeleitet, aber das ist auch nur von kurzer Dauer als es dann auch eine Sperrung zwischen München und Landshut gibt.

Der Zug nach Wien ist aber natürlich trotzdem verspätet, wie praktische alle Züge auf dieser Relation seit Monaten aus den unterschiedlichsten Gründen. Ein kleiner Trost sind die 25 % Entschädigung, die man praktisch garantiert zurückbekommt. Zunächst geht es am ersten Tag nach Krems an der Donau, in St. Pölten muss ich in den Regionalzug umsteigen. Ich steige aber schon früher um, nämlich in Linz vom ICE in den Railjet, da der ICE recht voll ist und ich mir im Railjet mehr Ruhe erhoffe.


Regionalzug zwischen St. Pölten und Krems

Vom Bahnhof zu meiner Unterkunft muss ich etwas laufen, meine Unterkunft liegt in Stein an der Donau. Die Donau hat zwar hier mehr Wasser als sonst, befindet sich aber noch innerhalb des Flussbetts und der Weg ist auch begehbar.


Donau zwischen Krems und Stein

Von der Unterkunft bin ich dann sehr positiv überrascht: trotz des günstigen Preises ein schönes großes Zimmer, wo neben Bett und kleinem Schreibtisch sogar zwei Sessel drin sind.


Mein Zimmer

Leider gewittert es am Abend. Ich hole mir noch was zu essen und das war's dann auch für heute. Morgen soll das Wetter besser werden.


Stein bei Regen

Etappe 1: Von Stein an der Donau nach Dürnstein

↔ 14,4 km ⛰︎ ↗ 220 m ↘ 230 m

Eigentlich könnte ich die Etappe praktisch von der Unterkunft aus starten, sie wäre dann aber arg kurz. Daher gehe ich erst noch nach Krems, um auch die Innenstadt zu sehen und dann auf dem Weg weiter oben wieder zurück. Krems ist eine kleine Stadt mit 25.000 Einwohnern und damit die fünftgrößte Stadt Niederösterreichs.


Landesgalerie Niederösterreich


Karrikaturmuseum Krems


Steiner Tor

In der Einkaufsstraße sind im vorderen Bereich Bauarbeiten. Ingesamt ist es ziemlich eng und damit sind die Gebäude schlecht zu fotografieren, der Gesamteindruck ist aber schon hübsch.


Einkaufsstraße Krems

Weiter oben befinden sich dann alle möglichen Kirchen und Schulen und man hat einen schönen Ausblick über die Gegend. Was auch hier schon auffällt und sich eigentlich über die ganze Wachau als Weinanbaugebiet zieht, sind die vielen Heurigen, also Lokale, in denen Wein ausgeschenkt wird.


Ausblick über die Gegend

Der Welterbesteig ist wirklich hervorragend markiert, und zwar mit einem stilisierten „W“ und einer Welle als Logo. Eigentlich überall. Auf Steinen, an Straßenlaternen, an Hydranten, natürlich auf Bäumen und auf Schildern.


Markierung Welterbesteig

Langsam verlässt man das Stadtgebiet, befindet sich aber noch auf einer asphaltierten Straße. Es wird sonniger und man hat einen schönen Blick über die Donau, die in den nächsten Tagen allgegenwärtig sein wird. Wir kommen noch an der Hochschule vorbei.


Blick über die Donau nach hinten


Fachhochschule Krems

Wir begegnen der Strecke der Donauuferbahn. Zwischen Krems und Emmerndorf fährt heute saisonal die Wachaubahn, betrieben durch die NÖVOG. Leider tariflich nicht wirklich integriert, so wird weder das Klimaticket anerkannt noch gibt es für Inhaber der Vorteilscard (ähnlich der Bahncard) eine Ermäßigung. Eigentlich ein rein touristisches Angebot, da die Niederösterreich-Card eine kostenlose Fahrt ermöglicht. Parallel dazu verkehrt ein Bus deutlich günstiger an der Hauptstraße entlang der Donau. In den meisten Orten würden die Bahnhöfe sogar günstiger liegen.

Waldabschnitte sind heute kurz. Überwiegend geht es durch die Weinreben. Die Wege sind die Wirtschaftsstraßen für den Weinanbau, es ist kaum Verkehr. Immer mal wieder nerven allerdings die Maschinen. Zum Schluss weicht der Asphalt dem Schotter und am Wegrand befinden sich ein paar Skulpturen.



Skulpturen am Wegrand

Bevor ich nach Dürnstein den Wanderweg verlasse, komme ich am Franzosendenkmal vorbei, welches an die Schlacht bei Dürnstein erinnert.


Franzosendenkmal

Gegen 15:30 Uhr treffe ich in meiner Unterkunft Stockingerhof – was mich an den gleichnamigen Kommissar der Serie Kommissar Rex erinnert – ein. Der Checkin geht über einen Zahlencode, den man mir vorher geschickt hat. Jetzt erstmal Gepäck ablegen und duschen.


Stockingerhof

Bei Dürnstein ist die Donau leicht über die Ufer getreten. Der Weg am Fluss ist gesperrt, was es dann leider auch nicht möglich war, hier am Fluss zum eigentlichen Ort zu laufen und die berühmte Kirche von der Donau abzulichten. Ich muss den Weg entlang der Straße gehen.


Überflutete Wege bei Dürnstein

Hier sieht von von weitem schon die zwei berühmtesten Sehenswürdigkeiten: die Burgruine Dürnstein und das Stift Dürnstein.


Blick auf Dürnstein und die Burgruine


Ortskern von Dürnstein


Turm des Stifts Dürnstein im Hintergrund

Leider hat der Mangel an Touristen aufgrund der gesperrten Donauschifffahrt dann noch eine konkrete Auswirkung: es gibt nichts mehr zu essen im Ort. Um 18 Uhr hat tatsächlich dann alles zu, auch der Supermarkt. Es bleibt mir nichts anderes übrig als nach Krems zurückzufahren, leider verpasse ich auch den Bus um ein paar Minuten und es bleibt mir nur die Option, entweder eine Stunde zu warten oder den Zug zu nehmen, der etwas später fährt.

Ich entschiede mich auch aus Neugierde für den Zug, der dann auch praktisch leer ist. Das Ticket wird durch den Schaffner im Zug verkauft. Die gleichen oder ähnliche modernen Triebwagen gibt es im übrigen auch bei der Mariazellerbahn, die auch von der NÖVOG betrieben wird.



Außen- und Innenansicht der Triebwagen der Donauuferbahn

Zurück geht's dann aber mit dem günstigeren Bus.

Etappe 2: Von Dürnstein an der Donau nach Weißenkirchen

↔ 17,9 km ⛰︎ ↗ 580 m ↘ 580 m

Die erste Etappe gestern fand ich ganz nett, schön zum „Warmlaufen“. Heute kommt dann eine deutlich längere Etappe.

War es gestern eher kühl und bewölkt, wird es heute eher schwülwarm. Gewitterneigung besteht die ganze Zeit, bis auf den letzten Tag sollte es aber dann doch nicht gewittern. Trotzdem, die schwülwarme Luft macht mir die ganze Zeit dann zu schaffen weil es im Wald auch keinen kühlenden Luftzug gibt, auch wenn man der Sonne dort nicht ausgesetzt ist.

Zunächst besorge ich mir beim Supermarkt in der Nähe der Unterkunft noch eine Brotzeit für unterwegs. Die Verkäuferin an der Fleischtheke belegt die Wurstsemmeln großzügig. Gleich am Anfang geht es steil nach oben zur Burgruine. Von dort hat man auch einen schönen Blick nach unten und sieht die Kirche besser als im Ort selbst. Dafür kann man die Burg nicht vernünftig ablichten.


Blick zum Stift Dürnstein


Burgruine Dürnstein


Blick nach unten auf die Donau

Nach dem steilen Aufstieg geht es zwar weiter nach oben, aber flacher und durch den Wald.


Etappenziel ist die Starhembergwarte, eine zehn Meter hohe Aussichtswarte auf dem Gipfel des 584 Meter hohen Schlossberges oberhalb der Ruine Dürnstein. Die Warte wurde von der 1881/82 gegründeten Sektion Krems-Stein des Österreichischen Touristenklubs in Holzbauweise errichtet und am 16. Juli 1882 feierlich eröffnet.

Nachdem der Holzbau bereits zehn Jahre danach schadhaft war, wurde ein Steinbau errichtet und im August 1895 eröffnet, nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Warte boshaft beschädigt und vernachlässigt. Die Wiederinstandsetzung konnte erst 1925 erfolgen. Zuletzt wurde die Warte in den Jahren 1987/88 einer Generalsanierung unterzogen. Im Inneren des Steinbaues befindet sich eine Metallwendeltreppe, über die man auf die Aussichtsterrasse gelangt. Ein herrlicher Rundumblick über Föhrenwälder ins Donautal bietet sich.


Blick von der Warte

Kurz danach gelangt man zur Fesslhütte, einem Ausflugslokal. Dort gönne ich mir erstmal einen Cappuccino und eine Apfelschorle, oder wie man hier sagt, einen G'spritzter Apfelsaft. Der Blick auf die Uhr schockiert mich aber, es ist kurz vor Mittag und ich habe praktisch noch die ganze Etappe vor mir.

Ein ziemlich langer und zum großen Teil auch langweiliger Waldabschnitt beginnt. Teilweise sind es nämlich einfache Forstwege. Das schwüle Wetter macht mir zu schaffen und es wird auch bewölkt und schaut regnerisch aus. Ich beeile mich.



Irgendwann frag ich mich, was ich hier eigentlich mache? Ich bin im Urlaub, nicht auf der Flucht. Warum beeile ich mich so? Eigentlich nur weil ich im Hotel eine Ankunftszeit angegeben habe. Ich sage mir innerlich STOPP, zücke meine Smartphone, schreibe dem Hotel, dass ich später komme und die Ankunftszeit nicht genau weiß. Jetzt geht es mir besser, deutlich besser. Dunkelheit ist Anfang Juni jetzt eher nicht das Problem, gegen das ich kämpfen muss.

Ab und zu hat man doch einen schönen Blick auf die Donau und die Waldabschnitte am Ende werden auch viel schöner, der Weg wird fordernder. Reine Forstwege sind auf Dauer dann doch langweilig.



Zum Schluss geht es nochmal durch die Weinberge und an einem kleinen Rastplatz hat man einen unfassbar schönen Blick auf Weißenkirchen, das Wetter wird auch wieder schöner. Meine Laune ist wieder besser.


Blick auf Weißenkirchen


Weißenkirchen

Ich habe im Hotel Donauhof ein Zimmer gebucht, kurzfristig per E-Mail, da der Preis auf der bekannten Buchungsplattform ziemlich hoch war. Als ich das Zimmer betrete, fühle ich mich fast fehl am Platz mit meiner Wanderausrüstung. Unglaublich liebevoll alles gemacht.



Hotel und Zimmer im Hotel

Abendessen heute im Supermarkt, ich bin einfach zu müde mir noch großartig was zu suchen. Einziger Wermutstropfen im Hotel: bei geöffnetem Fenster ist die Straße an der Donau deutlich zu hören. Überhaupt nervt die Nähe zur Donaustraße während der ganzen Wanderung, also zumindest jeweils am Anfang und am Ende. Ich finde es bitter, dass man im Urlaub, wo man eigentlich Ruhe will, oft mehr Lärm ertragen muss als zu Hause.

Etappe 3: Von Weißenkirchen nach Spitz

↔ 12,9 km ⛰︎ ↗ 340 m ↘ 330 m

Im Hotel bekomme ich dann noch etwas über Buchungsgepflogenheiten mit. Diese einzelnen Nächte sind natürlich ungern gesehen, da sie ja einen längeren Zeitraum blockieren können. Daher werden sie teilweise auch länger gesperrt und kurzfristig vergeben. Wenn also vier Wochen davor „alles ausgebucht“ ist, hat man trotzdem gute Chancen, ein paar Tage davor noch etwas zu bekommen, vor allem auch in der Nebensaison.

Da die Donau hier recht breit ist, gibt es wenig Brücken. Die Rolle übernehmen teilweise Fähren, die von links nach rechts pendeln. Wegen des Donauhochwassers dürfen diese Fähren nicht fahren. Man muss also teilweise lange Umwege über die bestehenden Brücken in Kauf nehmen. Ein Glück, dass ich alle Unterkünftige auf der „richtigen“ Donauseite gebucht hatte, daran habe ich nämlich überhaupt nicht gedacht (eher auf die Zeiten zu gucken, nicht jede Fähre fährt bis spät am Abend). Die Kreuzfahrtschiffe liegen alle in Krems an, die Gäste werden dann per Bus zu ihren Besichtigungen gefahren und übernachten in Krems auf dem Schiff.

Das Hochwasser nimmt aber schon wieder ab, mir wird gesagt dass übermorgen die Fähren wieder nach Plan fahren.


2002 war es wohl schlimmer


Aktueller Hochwasserstand

Nach der längeren Etappe gestern wird es heute wieder gemütlicher. Wie gestern wird es wieder ein „Bogen“: Start an der Donau, man entfernt sich in beiden Dimensionen vom Fluss und endet dann am Abend wieder an der Donau. Es gibt viel Weinberg und viel Wald.


Durch den Weinberg

Wirklich vielen Wanderern begegne ich nicht. Und wenn dann eher auf Tagestour, sofern man das am Gepäck abschätzen kann.


Durch den Wald

Ein kleines Highlight sind ja auch immer Begegnungen mit Tieren. Normalerweise sind das bei mir eher Kühe, Ziegen, Schafe, Katzen und hoffentlich keine Hunde. Bei dieser Wanderung sind die interessanten Tiere aber kleiner, und so begegne ich dieser wunderschönen Eidechse die sich, als ich mich ganz vorsichtig angenähert habe, auch ablichten ließ:


Eidi

Auf dem Weg finden sich auch gelegentlich Stempelboxen. Den passenden Pass kann man sich online besorgen oder bei den verlinkten Stellen mitnehmen. Ich hatte es versäumt mir eine Karte zu besorgen oder zu Hause auszudrucken. Die Fotos müssen als Erinnerung reichen.


Stempelhäuser


Aussichtspunkt

Wetter ist stabil, zwar immer noch schwül aber heute keine Gewittergefahr.


Ein Schmetterling

Das beste kommt auch heute wieder zum Schluss, es ist das Rote Tor vor Spitz. Es ist das letzte der sieben Befestigungstore, das im 30-jährigen Krieg von den Schweden eingenommen wurde, mit hohem Blutzoll auf beiden Seiten. Zur Mahnung an diese blutige Zeit erinnert der Name Rotes Tor. Es wird auch Schwedentor genannt und ist ein beliebtes Ausflugsziel mit wunderschönem Blick auf Spitz.

Ja, diese langen Abschnitte im Wald nerven mich etwas. Teilweise muss man auch durch Gestrüpp, was sich dann am Ende des Tages als Problem herausstellen sollte.


Rotes Tor vor Spitz


Pfarrkirche Spitz

Nun noch runter ins Dorf, vorbei an der Kirche und ganz hinten zu meiner Unterkunft. Diesmal nicht direkt an der Donau. Mit den Unterkünften habe ich Glück, wie man auch hier auf dem Foto sieht.



Unterkunft

Nach dem Duschen ein kleiner Schreck, die erste Zecke für diese Wanderung. Ich kann sie sofort entfernen, eine Zeckenzange befindet sich im Gepäck. Ich habe ziemlichen Respekt vor Zecken und der von ihnen übertragenen Lyme-Borreliose, aber der Respekt reicht auch nicht aus als dass ich auf kurze Hosen bei der Hitze verzichten möchte. Ich suche mich gründlich nach dem Duschen ab, da die Borreliose normalerweise erst nach einigen Stunden nach dem Zeckenbiss übertragen werden kann.


Schiffanlegestelle Spitz

Abendessen gibt es heute in einem Restaurant an der Donau in der Nähe der noch geschlossenen Schiffanlegestelle.


Knödel mit Schwammerln

Etappe 4: Von Spitz nach Mühldorf

↔ 14,1 km ⛰︎ ↗ 480 m ↘ 250 m

Heute wird es spannender. Ich verlasse nämlich die Donau und werde heute Abend in einem Seitental nächtigen. Darauf freue ich mich schon. Nach dem Frühstück gehe ich erst noch in den Ort Spitz um dort einzukaufen. Von dort startet der Welterbesteig direkt auf den Burgberg mit Ausblick.


Blick vom Burgberg

Von dort führt er wieder nach unten zu einem kleinen Dorf Radlbach mit hübschen Häusern.


Radlbach

Es ist Freitag, die üblichen landwirtschaftlichen Arbeiten finden wie gewohnt statt und nerven etwas. Dazu kommt noch eine Wegsperrung ohne Umleitung. Ich laufe einfach in die Wegsperrung und hoffe, dass man da schon „irgendwie“ durchkommt. Was sich am Ende bewahrheitet, man kann über die Weinberge quer durch laufen.

Ein Novum sind mehrere Schutzhütten entlang des Weges wo man Pause machen und sich bei Regen unterstellen kann.


Schutzhütte

Ansonsten gefällt mir der heutige Abschnitt sehr gut, weniger Abschnitte im Wald, insgesamt abwechslungsreicher, mehr Ausblick und kein Verkehrslärm.



Mittagspause mache ich dann illegalerweise in einem Hochsitz. Und entdecke kurz drauf einen Kumpel von Eidi, bestimmt ist es Eidine.


Eidine

Kurz vor Mühldorf kommt noch Niederranna (mit Kirche und einer Schule) und schließlich die Burg Oberranna.


Kirche Niederranna


Burg Oberranna

Nach der Burg geht es wieder leicht nach unten in den Ortskern von Mühldorf, einem Dorf mit etwas über tausend Einwohnern. Dort hatte ich im Weißen Rösl ein Zimmer gebucht.



Zimmer im Weißen Rössl

Viel Infrastruktur gibt es nicht, es gäbe ein Freibad, und es gibt einen ADEG-Supermarkt. Ein Novum für mich: ich habe keine Karte, um dort einkaufen zu können, man nimmt nur „Bankomatkarte“ (was wohl V-Pay oder Maestro bedeutet), zum Glück reicht mein Bargeld. In Österreich möchte ich nämlich ungern Bargeld abheben da fast alle Banken zusätzliche Gebühren erheben, die ich mir gerne spare.

Abendessen gibt es für mich im Hotelbiergarten. Endlich mal ein Ort wo nicht der Verkehrslärm dominiert. Ich bin zufrieden! Auch an diesem Tag entferne ich eine Zecke, diesmal an der Wade.

Etappe 5: Von Mühldorf über den Jauerling nach Spitz

↔ 17,4 km ⛰︎ ↗ 760 m ↘ 910 m

Die heutige Etappe wird wieder länger, und heute kommt auch der Höhepunkt, also der höchste Punkt auf der Tour: der Jauerling, mit 960 m die höchste Erhebung in der Wachau. Meine Hoffnung: dass es dort etwas kühler ist.

Aber erstmal startet die Wanderung nach dem Frühstück in der schwül-warmen Suppe direkt im Dorf im Wald.


Start der Wanderung, wieder perfekt markiert

Ein erstes Zwischenziel ist der Trenning (628 m). Dort hat man freien Blick auf die Umgebung.



Blick und Gipfelkreuz am Trenning

Nach dem Gipfel geht es logischerweise wieder bergab und durch den Wald, und man durchquert das Tal um das Dorf Thurn.



Jetzt beginnt der eigentliche Aufstieg auf den Jauerling, wieder überwiegend durch den Wald. Kurz davor die Theresienhütte, die heute geschlossen hat. Oben begegne ich ein paar Menschen, auf dem Weg dahin war es recht ruhig.


Theresienhütte

Der Gipfel ist etwas unspektakulär. Hatte ich nicht einen Aussichtsturm in Erinnerung? Stattdessen dieses Gebilde mitten im Wald. Erstmal Mittagspause. Dann ein Blick auf die Karte am Smartphone. Ah, der Aussichtsturm existiert, ist aber nicht direkt am Gipfel sondern weiter weg. Also auf den Weg.


Jauerling-Gipfel


Aussichtsturm und der Sender Jauerling

Neben dem Aussichtsturm befindet sich der Sender Jauerling, der 1955 bis 1958 errichtet wurde. Der 141 m hohe Antennentragmast besteht aus einem freistehenden, rund 35 m hohen Stahlfachwerkturm als Unterbau, auf dem sich auf zwei Ebenen auch die Richtfunkantennen befinden, und einen am Erdboden dreifach in drei Ebenen abgespannten Oberteil mit unter anderem UKW- und TV-Antennen. Der Oberteil ist eine rund 80 m hohe Rohrmastkonstruktion auf der ein rd. 25 m hoher GFK-Antennenzylinder montiert ist. Der Sender Jauerling ist der Hauptsender für den Großraum St. Pölten und das Waldviertel, mit Ausnahme des Gebietes um Gmünd.

Für etwas Eintritt darf man den Aussichtsturm besteigen. Immerhin kann ich das Gepäck unten lassen. Oben ist es windig und kühl. Unten kann man Kaffee und Gebäck kaufen und auf der Toilette seine Wasservorräte auffüllen. Beliebt ist der Jauerling bei Rennradfahrern, die aber nicht durch den Wald sondern über die Fahrstraße kommen.


Blick vom Aussichtsturm


Eintrittskarte

Über die laufe ich den ersten Teil nach unten. Der Welterbesteig würde weiter nach Maria Laach gehen, aber dort hatte ich erstens keine Unterkunft und zweitens keinen ÖPNV am Samstag gefunden. Früher gab es wohl ein Anruftaxi, das man auf der Webseite des Nationalparks noch findet, aber das laut den aktuellen Fahrplänen nicht mehr existiert. Auf meine E-Mail habe ich nie eine Antwort bekommen.

Folglich habe ich eine andere Route genommen und mich dabei an Bahn zum Berg: Über den Jauerling, Wein und Christbäume orientiert.


Fahrstraße auf und vom Jauerling

Ich würde aber empfehlen, die Route von Bahn zum Berg und nicht meine zu nehmen. Da ich nämlich erst der Straße gefolgt bin, musste ich an irgendeinem Punkt durch ein privates Anwesen gehen. Das Tor war offen, es war keiner da, erst hatte es auf mich gewirkt als wäre das Grundstück nicht mehr bewohnt. Als ich am Haus vorbei war, naja, irgendwann war ich jedenfalls wieder auf dem Wanderweg ohne Details zu nennen.


Christbäume

Der Abstieg zieht sich dann, es geht viel durch den Wald und teilweise auch durch Gestrüpp. Der Weg scheint nicht so oft begangen zu sein. Ich bin etwas genervt und will eigentlich vor allem ankommen. Und vor allem will ich nicht schon wieder Zecken haben. Immerhin das Wetter ist stabil, keine Gewittergefahr trotz der schwülen Luft.


Blick auf die Donau


Weg durch den Wald

Geschafft, ich bin in Spitz! Da war ich vor zwei Tagen, heute übernachte ich aber nicht in Spitz sondern fahre nach Melk mit dem Postbus.


Spitz

Dort komme ich gegen 17:30 Uhr an. Gebucht hatte ich ein privates Zimmer das auf dem Foto besser aussieht als in echt. Es riecht relativ feucht und die Fenster sind alles andere als schalldicht, ich prüfe mehrmals, ob sie auch wirklich geschlossen sind. Gebucht hatte ich es auf Booking, letztlich war es aber mehr so eine AirBnB-Style Unterkunft. Immerhin ein sehr netter Vermieter und eine ziemlich geniale Lage in der Innenstadt und auch unweit zum Bahnhof.


Unterkunft

Am Abend bleibt dann noch etwas Zeit, durch die Innenstadt zu schlendern und auf die gegenüberliegende Donauinsel zu gehen. Dort ist auch ein schöner Campingplatz wo man einige Zelt von Radlern sieht, die den Donauradweg fahren. Leider hört man selbst dort (obwohl die Hauptstraße gegenüber der Donau ist) den Verkehrslärm.



Innenstadt



Stift Melk

Am Abend gewittert es dann noch. Ich bin schon in der Unterkunft, aufgrund der sehr schlecht schallisolierten Fenster nervt aber der Lärm.

Heimfahrt

Ich schlafe schlecht und nehme daher den Zug eher. Habe zum Glück keine Zugbindung, da ich mit einer seltsamen Kombination aus einem deutschen und österreichischen Ticket unterwegs bin. Diesmal liegt der Grund für die Verspätung des ICEs in Österreich aufgrund einer eingleisig befahrenen Strecke zwischen Linz und Passau. Immerhin, ich komme an und auf der Heimfahrt stört die Verspätung weniger.

Fazit

Die Wachau ist wirklich eine sehr schöne Gegend. Ohne das Hochwasser wäre ich nie auf die Idee gekommen, dort eine Wanderung zu unternehmen. Wirklich gut gefallen haben mir die Unterkünfte, die, obwohl (oder weil) kurzfristig gebucht, gar nicht so teuer waren.

Negativ empfand ich den Straßenlärm im Donautal, der ziemlich allgegenwärtig war. Ich hätte bei der Wahl der Unterkünfte vielleicht besser drauf achten können, andererseits war es jetzt auch nicht so heiß, man konnte gut bei geschlossenem Fenster schlafen.

Für meinen Geschmack war der Waldanteil etwas hoch, am besten haben mir die Etappen 1 und 4 gefallen und mit gewissen Abstrichen der Jauerling. Vielleicht hätte ich am Ende noch einen Tag zur Besichtigung von Melk und des Stifts einplanen sollen, es ging sich aber zeittechnisch nicht aus.

Die Etappenlänge fand ich gut, nicht zu kurz dass einem langweilig wird und nicht zu lang dass man in zeitliche Bedrängnis gerät und keine Zeit mehr hat, die Dörfer am Abend anzugucken.

Achso, und die Zecken. Als ich zu Hause war habe ich dann noch ingesamt vier Zecken gefunden. Obwohl ich mich abgesucht hatte. Immerhin, ein halbes Jahr später, als ich diesen Beitrag schreibe, kann ich sagen dass ich keine Erkrankung feststellen konnte. Hundertprozentig sicher ist man nie was die Spätfolgen einer Borreliose betrifft, aber es ist doch eher selten.