Hüttenwanderung im Rätikon/Montafon

Planung und Anreise

Es war Sommer und ich wollte endlich mal wieder ins Gebirge. Im Portal des Deutschen Alpenvereins fand ich eine 4-tägige Hüttentour, die mir nicht zu anspruchsvoll erschien, was Länge und Technik betrifft: Hüttentour Lünersee/Rätikon "Leicht" – allerdings muss man „leicht“ und „familienfreundlich“ schon auch immer im Kontext von Bergtouren sehen.

Die drei Hütten lassen sich jeweils über das Portal der Alpenvereine auf den jeweiligen Webseiten buchen. Ich hatte die Tour relativ kurzfristig gebucht und so gelegt, dass ich nicht am Samstag übernachten musste, einfach weil schon alles ausgebucht war. Insofern bekam ich sogar jeweils einen Platz im Mehrbettzimmer, was ich doch als angenehmer empfinde wie in diesen großen Matratzenlagern.

Erstmal die gewanderte Tour auf Komoot:

Zur Einordnung: Das Rätikon liegt in Montafon im Bundesland Vorarlberg in Österreich an der Grenze zur Schweiz südlich von Liechtenstein.

Anreise war dann am Samstag, ich fuhr mit dem Zug eine relativ unspektakuläre Verbindung über Lindau mit ein paar Umstiegen. Aus Komfortgründen, also weil ich diese lauten Dieseltriebwagen der Baureihe 612 nicht so lange ertrage, fuhr ich zwischen Ansbach und Buchloe im IC »Nebelhorn« (so heißt der Zugteil nach Oberstdorf, er fährt bis Augsburg zusammen mit dem »Königsee«, der logischerweise dann in Berchtesgaden endet), der angenehm leer war und kurzfristig noch günstig für 13 € zu buchen. Der Rest dann mit Deutschlandticket im Nahverkehr bzw. in Österreich mit einer Streckenfahrkarte.

Für die Anreise nahm ich mir einen Tag Zeit. Mit Mühe und Not hätte man zwar die Anreise mit dem Aufstieg kombinieren können, ich hab allerdings lieber etwas Puffer und am Samstag war ja eh nichts frei auf der Hütte. Ich habe also einen Tag im Tal übernachtet, und zwar in Tschaguns. Von dort ist man in ca. 20 Minuten zu Fuß in Schruns, dem Endpunkt der Montafonerbahn, die allerdings mittlerweile mit ÖBB-Zügen durchgehend von Lindau befahren wird und somit sich nicht von einer anderen Bahnstrecke in Österreich unterscheidet.


Schruns


Die Ill


Tschaguns

Das Hotel in Tschaguns war ganz nett, aber mit 100 € schon auch fast auf schweizer Preisniveau. Nachdem aber die nächsten drei Übernachtungen dann auf Berghütten waren, relativiert sich das dann aber.

Tag 1: Von der Seilbahn zur Heinrich-Hueter-Hütte

Vom Hotel zur Talstation der Seilbahn hätte es einen Bus gegeben, ich bin dann aber zu Fuß hoch. Es war eine sehr schweißtreibende Angelegenheit, da es bereits am Morgen schwülheiß war. Ich freute mich auf die Kühle oben am Berg. Es geht zum Glück viel durch den schattigen Wald.


Nochmal der Blick zurück

Nanu? Mitten im Wald ein Turm? Das Ganze wird auf einer Tafel erklärt: es handelt sich um einen Messpfeiler, für den ein Turm gebaut wurde, weil man ansonsten die Bäume hätte fällen müssen.


Angekommen am Stausee, wo zugleich die Talstation der Seilbahn ist. Wobei es noch eine Talstation weiter unten gibt, deren Sinn mir nicht so ganz klar ist, da man hier auch mit dem Bus fahren kann und der halt deutlich günstiger ist als diese Seilbahn. Eventuell hängt es mit der Sommerrodelbahn zusammen.


Eine Bergfahrt bis ganz nach oben kostet 24 €, was ich angesichts der Karte für Hin- und Rückfahrt mit 28,50 € schon übertrieben finde. Man zieht halt dadurch Leute an, die nur hochfahren zum Essen oder um kurz auf den Golm zu steigen. Mir wurde aber auch bewusst dass so ein Familienurlaub in den Bergen vor allem eine teure Angelegenheit ist wenn man nicht nur wandern möchte sondern solche Dinge wie diese Bobbahn macht. Können sich im Prinzip nur Akademiker leisten.


Gondel der Golmbahn

Oben angekommen war's dann bereits Mittag und ich hab erstmal was zu Essen gekauft. Am Sonntag waren ja unten alle Läden geschlossen. Leider war es ziemlich voll so dass ich tatsächlich bei diesem schönen Wetter innen sitzen musste.


Bergstation und Restaurant

Den Golmgipfel hab ich dann irgendwie „verpennt“, bin nämlich gleich der Wanderung entlang. Der Trubel war dann auch schon weg, die meisten Leute sind bloß hoch zum Essen und zum Golm oder um die Rutsche nach unten (von der Mittelstation der Bergbahn) zu nehmen.

Es war himmlisch kühl. Alles richtig gemacht!


Kühe und Ausblick bei schönem Wetter, was will man mehr im Urlaub

Der Wanderweg führt dann erstmal nur bergab, teilweise durch den Wald. An manchen Stellen unangenehm steil (bergab laufen fällt mir immer schwer), allerdings nichts wirklich wildes und gut zu gehen. Vor allem erstaunlich wenig los an einem Sonntag.



Die Beschilderung und Markierung sind insgesamt klasse. Ich hätte weder GPS noch eine Karte gebraucht, um den Weg zu finden. Je weiter runter ins Tal es geht, desto wärmer wird es. Verdammt, ich hatte mich auf eine kühle Wanderung gefreut, ja im Vorfeld überlegt welche wärmenden Sachen ich einpacken soll und mir Sorgen gemacht, dass die Isolationsweste reicht.

Unten im Tal in Rellstal angekommen – dort gäbe es sogar einen Wanderbus, der in den Sommermonaten fährt. Jedenfalls ist jetzt die Hütte schon fast in Sichtweite, nur noch ein paar Höhenmeter wieder hoch.


Heinrich-Hueter-Hütte

Dort angekommen erstmal „eingecheckt“. Leider waren im Mehrbettzimmer schon die unteren Betten vergeben. Ich mag die vor allem deshalb lieber, weil es nachts kühler ist. So ein Mehrbettzimmer heizt sich halt doch immer schnell auf, selbst im kühlen Gebirge.

Die Hütte war relativ modern: man bekam eine Chipkarte für Essen und Getränke und konnte sogar mit Karte bezahlen. Die Übernachtung im Mehrbettzimmer hat bei allen DAV/ÖAV-Hütten als Mitglied 20 € gekostet.

Jetzt aber erstmal „abschalten“, die Ruhe genießen, noch was lesen und lecker essen.


Bett im 4-Bett-Zimmer (belegt mit drei Leuten)


Die Hütte innen


Zimba


Spintatknödel mit Salat

Tag 2: Über den Lünersee zur Totalphütte

Nachts habe ich nicht ganz so gut geschlafen: die Damen sind irgendwie ständig auf die Toilette gegangen und tatsächlich haben die Kuhglocken auch etwas gestört. Geschlossenes Fenster sind aber auch keine Option.

Es ist bewölkt, ich bin mir nicht sicher, ob nicht doch Regen aufzieht. Aber auch mal angenehm nicht in der prallen Sonne laufen zu müssen. Aber erstmal draußen frühstücken. Es gibt kein Buffet (haben wohl Angst, dass die Leute was einpacken) sondern man konnte vorher zwischen Varianten wählen. Kaffee, Tee und O-Saft gibt's aber am Buffet. Während Übernachtung günstig ist und das Abendessen preislich in Ordnung, wird beim Frühstück kräftig kassiert: über 16 € für Getränke, zwei Scheiben Brot und etwas Wurst und Käse finde ich schon etwas übertrieben.

Warm Duschen kostet im übrigen 1 € für zwei Minuten, was ich für eine Berghütte, die mit einem Gastank versorgt wird, schon günstig finde. Campingplätze verlangen teilweise das gleiche.


Ausblick am Morgen

Es gibt zwei Wege von der Heinrich-Hueter-Hütte zum Lünersee: ein einfacher südlich und ein als „alpiner Steig“ gekennzeichneter nördlich. Die geplante Tour führt natürlich südlich am Gipsköpfle vorbei. Der Weg ist gut zu gehen, nur am Ende ist er dann etwas steil.



Blick zurück


Und hier kann man den Lünersee schon erspähen

Der Lünersee ist ein künstlicher Stausee und einer der größten Seen im österreichischen Bundesland Vorarlberg. Sein Pumpspeicherkraftwerk, das Lünerseewerk, war mit seiner Leistung von 280 MW lange Zeit das leistungsstärkste Pumpspeicherkraftwerk der Welt. (Quelle: Wikipedia)

Aber erstmal runter. Just in der halben Stunde verschwinden dann die Wolken für den restlichen Tag.



Hier sieht man die Staumauer ganz gut

Auf dem Foto ist dann auch die Douglashütte zu erkennen, daneben die Talstation der Seilbahn. Ich nutze die Hütte für eine Kaffeepause.


Blick von der Staumauer zur Talstation der Lünerseebahn


Panorama

Langsam kommen mir Zweifel, ob die Tour zur Totalphütte das richtige war. Komoot zeigt 30 % Steigung an, es schaut schon schwierig aus irgendwie. Hoch ist ja nicht das Problem aber runter. Hatte verschiedene Alternativen überlegt, also auf der Douglashütte übernachten, mich dann aber entschieden, es zu probieren. Und nur soweit zu gehen wie ich wieder zurück kann. Also mehrmals die Gegenprobe gemacht (Stück zurück). Zum Schluss noch ein Altschneefeld, das man aber umgehen kann, und schon ist die Hütte in Sicht. Ging eigentlich. Puh.



Materialseilbahn

Die Hütte selbst ist nur ein paar Jahre alt, da die alte wegen Staub/Geröll eingestürzt ist. Alles aus Holz, wirkt sehr wohnlich und modern. Vor allem aber ist es hier sehr ruhig und angenehm kühl auf knapp 2400 m. Bin beeindruckt.


Totalphütte

Diesmal war ich der erste am 8-Bett-Zimmer und konnte mir den Platz aussuchen. Unten am Fenster. Toll hier oben.



Wir sind hier ca. ein Kilometer von der Schweizer Grenze entfernt. Es wurde empfohlen, Roaming zu deaktivieren und WLAN zu buchen (1 €), allerdings kann man ja auch einfach die manuelle Providerwahl nutzen. In Österreich habe ich ohnehin immer A1.

Beim Abendessen hat man die Wahl zwischen Halbpension (mit Suppe und Nachspeise) und dem Bergsteigeressen, wo man das Frühstück dann extra bucht. Hatte mich etwas geärgert weil die Käsespätzle ziemlich salzig waren und das günstige Bergsteigeressen – in dem Fall Spaghetti Bolognese – besser ausgeschaut hat. Was soll's.

Am Tisch saß ein deutsch-schottisches Paar und eine junge Frau, die auf der Nachbarshütte arbeitet und ihren freien Tag nutzt. Wie in der Schweiz wurden die Plätze vom Personal per Schild eingeteilt.


Käsespätzle

Die meisten Leute verbringen den ganzen Abend in der Gaststube, ich gehe manchmal gerne aufs Zimmer und lese etwas. Schön ruhig. Wenn ich bis 22 Uhr da sitze und rede ist das die Garantie, dass ich nicht schlafen kann. Zumindest nicht sofort. Mir geht dann zuviel durch den Kopf.

Im übrigen habe ich die komplette Zeit auf Social Media und Nachrichtenkonsum verzichtet. Die Welt ist nicht untergegangen. Am besten lässt man die Probleme unten im Tal, sie laufen unter Garantie nicht weg. Und wenn: umso besser!

Körperlich ging's mir gut, hatte aber einen leichten Muskelkater vom Vortag (also vom bergab laufen).

Im Zimmer kam dann noch eine 5er-Gruppe. Der eine Herr wollte mich dann erst nicht reinlassen, weil er dachte, dass die Gruppe das Zimmer für sich hätte (waren ursprünglich 6 Leute, einer abgesprungen). Auf meinen Hinweis dass das ja sowieso 8 Betten sind, also selbst in diesem Fall zwei andere da sein könnten, war er dann freundlicher.

Dazu kommt, dass auch eine ausreservierte Hütte nicht unbedingt voll ist, da ein bestimmtes Kontingent nicht reserviert werden darf und kurzfristig ankommenden Gästen zur Verfügung stehen muss. Gibt ja immer Gründe dass man es nicht so weit schafft wie geplant und man notübernachten muss. Jedenfalls blieben die zwei verbleibenden Betten dann leer.

Tag 3: Totalphütte zur Lindauer Hütte

Ich schlief die Nacht so gut wie lange nicht. Das Bett war super bequem. Zwar benutzt man trotzdem einen Hüttenschlafsack, da die Bettwäsche nicht täglich gereiigt wird, ansonsten war es aber komfortabel wie im Hotel. Solange die anderen Leute ruhig sind, kann ich das ganz gut ausblenden.

Frühstück gab's hier vom Buffet. Um 22 Uhr ist normalerweise Hüttenruhe bis 6 Uhr, Frühstück von 7 bis 8 Uhr. Mir persönlich passt das alles besser als im Hotel wo es oft erst ab 8 Uhr Frühstück gibt. Auf Berghütten weiter „drin“ im Gebirge, die Leute Hochtouren gehen, wird aber häufig sehr viel früher aufgestanden, da die Leute teilweise schon im Dunkeln losgehen.

Der Tag startet sonnig. Die Wettervorhersagen waren gemischt, manche gingen von Gewittern aus, manche nicht. Mein Bauchgefühl sagt mir dass heute nichts kommt, im Prinzip hatte ich dann auch Recht: es gab zwar ein Gewitter, aber dann erst um 21 Uhr. Es war jedenfalls heiß ohne übermäßig schwül zu sein.


Tatsächlich fand ich den Abstieg einfacher als befürchtet. Vielleicht half es mir dass ich den Weg kannte und wusste wo die etwas schwierigen Stellen sind, aber eben auch wusste, dass nichts schlimmes kommt, also vor allem keine seilversicherten Passagen, wo man einen Abhang runterblicken muss.

Es kamen doch einige entgegen, die dann vermutlich von der Douglashütte gestartet sind oder über die Seilbahn kamen. Überholer hatte ich keine, die meisten gingen entweder weiter den schwierigen Weg den Berg hoch oder waren schon vorher unterwegs. Hab mir auch bewusst Zeit gelassen, um kurz nach 8 Uhr zu starten reicht locker und auf 10 Minuten kommt's nicht an. Nerviger ist wenn ständig Leute vorbei wollen; ich weiß dass ich langsam bin.


Unten angekommen fiel mir erstmal ein Stein vom Herzen in den See. Nochmal der Blick zurück wo man den Weg gut erkennt. Ich war sogar ein kleines bisschen stolz auf mich, obwohl das für fast alle anderen total einfach ist. Man muss aber ja auch immer dran denken dass die meisten, denen es schwerer fällt, dann nicht in die Berge gehen. Aber gerade auch die Konzentration auf das Gehen mag ich.


Auf der Lünerseealpe (es war so gegen 10 Uhr) hab ich dann Pause gemacht. Einen leckeren Kuchen mit Holundersaft, zwei Käsebrote hab ich mir einpacken lassen für später. Gebirge heißt für mich auch immer gutes Essen und der Preis ist mir letztlich auch egal. Das ist fast immer handgemacht mit guten, regionalen Zutaten, dafür gebe ich gerne mal 20 € aus statt für mit viel Marketing verkauftes hippes Mikrowellenessen im Speisewagen des ICE.

Bin mehr oder weniger Allesesser ohne bekannte Allergien. Mag Fleisch, muss es aber nicht jeden Tag haben. Man sieht mittlerweile auch Hafermilch oder Mandelmilch auf Berghütten – meine Sache ist es (geschmacklich) nicht. Soll einfach jeder halten wie er mag. In der Realität wird das alles nicht so heiß diskutiert wie in den sozialen Medien, wo man geschützt vor den eigenen Wänden giftige Tweets und Tröts raushaut.

Frisch gestärkt geht es den Berg auf der anderen Seite hoch. Sogar Murmeltieren begegne ich, leider lassen sie sich schlecht fotografieren ohne Zoom.




Mal ein Selfie, leider ziemlich verschwitzt. Die Daunenweste hätte ich im Schrank lassen können. Aber better safe than sorry!


Oben angekommen sieht man jetzt ungefähr wo es hingeht: nochmal runter in ein „Zwischental“ wo dann rechts das Schweizer Tor weggeht (und links ins Rellstal).


Unten angekommen das Schweizer Tor dann in groß:


Schweizer Tor


Das Ziel ist die Lindauer Hütte


Blick zurück


Dann nochmal hoch zum Öfapass. Aufstieg wie immer einfach. Oben angekommen sieht man in der Ferne dann schon das Ziel: die Lindauer Hütte. Leider sind es bis dahin aber noch rund 700 Höhenmeter Abstieg, ingesamt heute 1100 m nach unten, was ziemlich anstregend war. Die Gelenke verkraften es ganz gut, aber meine Muskeln entwickeln einen Kater und mein Nacken tut weh (ähnlicher Effekt wie Handynacken durch das ständige abwärts gucken).


An manchen Stellen fand ich es nervig zu gehen, ich wurde dann auch schlicht müde. Es war gegen halb vier. Aber das Wetter ist ja noch perfekt, keine Eile also. Rechts an den Wänden wird geklettert, einige auf der Hütte nutzen sie auch als Basislager zum Klettern. Außerdem ist die Hütte per Mountainbike erreichbar. Die letzten 2 Kilometer wird es auch flacher und man läuft auf einer Fahrstraße.


Hier nutze ich dann auch mein neuestes Utensil, einen Katadyn BeFree Wasserfilter. Damit kann man Wasser aus Bächen und Seen trinken. Zwar werden „nur“ Bakterien und keine Viren gefiltert, in der Praxis reicht das aber aus solange man kein Wasser aus einem Klärwerk oder so trinken will.

Erstmal kleiner Schock beim Checkin: mein Name fehlt in der Liste. Mit der Reservierungsbestätigung schauen sie aber dann nochmal ins System und finden sie. Alles richtig gemacht, aber es wären eh noch Betten frei meinte die Dame.

Der Anbau der Hütte ist ziemlich neu, auch wieder alles aus Holz. Ich bin in einem Achtbettzimmer. Zwei junge Pärchen, eines davon englisch sprechend, ich und ein einzelner Herr aus England. Gut gefallen mir das Brettchen und die Steckdosen an den Betten, fast wie in einem Hostel. Dafür sind ausgerechnet hier die Duschen mit 2 Euro pro 2 Minuten am teuersten.


Heute gibt's das Bergsteigeressen, Nudeln mit Pilzsoße für knapp 10 €.



Alpengarten

Tatsächlich hab ich Rückenschmerzen und daher lege ich mich am Abend ins Bett statt draußen zu sitzen. Gegen 21 Uhr kommt dann auch das Gewitter, das drüben im Allgäu - wie ich am nächsten Tag erfahre - den kompletten Zugverkehr lahmgelegt hat.

Internet hab ich hier gar keines. Zwar zwei Striche bei 3G, es gehen aber keine Daten durch. Die meisten anderen haben schwaches Netz, evtl. sind es Roamingprobleme bei Vodafone. Ich wollte eigentlich ein Hotel für morgen buchen, aber gut, wird schon morgen noch was geben. Als Alternative checke ich schonmal über die Interrail-App (offline!) Rückfahrmöglichkeiten.

Am schwarzen Brett hängt ein Bergwetterbericht und der verheißt viel Regen und Gewitter am nächsten Tag. Der Abstieg ist aber safe, ein Fahrweg.

Alles in allem aber ein wahnsinnig toller Tag, der absolute Höhepunkt der Wanderung. Aber auch froh es geschafft zu haben, nach drei Tagen bin ich einfach müde.

Tag 4: Abstieg von der Lindauer Hütte

Der Morgen verheißt Regen. Hab auch nur mäßig geschlafen aber den Weg nach unten werde ich schon schaffen. Spontan hab ich mich dann auch für die Heimfahrt entschieden. Hatte überlegt den EuroCity von Lindau nach München zu nehmen mit einer bahnjbonus Freifahrt.

Aber erstmal frühstücken. Leider drinnen und es war mir auch etwas zu voll. Die Hütte wurde durch einen Anbau erweitert aber die Gastronomie ist fast schon zu klein für die vielen Gäste, zumindest beim Frühstück wo alles zeitgleich stattfindet.

Zum Glück hat's dann erstmal aufgehört zu regnen als ich gegen 8:30 Uhr dann los bin.


Ins Tal gibt es eine Fahrstraße (also nicht asphaltiert) und einen Wanderweg. Hab eine Kombination aus beidem genommen, einfach weil mir der reine Wanderweg zu glitisch erschien, sollte es dann nochmal regnen. War müde und hatte einfach keine Lust aufzupassen sondern wollte einfach runter.



Netter Weg aber nach den drei spektakulären Tagen dann fast schon langweilig. Als Alternative gäbe es noch einen Höhenweg wieder zur Bergstation der Golmbahn. Bei trockenem Wetter hätte ich das vermutlich dann so gemacht.

Kurz vor 11 Uhr dann an der Talstation der Golmbahn, wo auch die Bushaltestelle ist. Während des Wanderns hatte ich schon die Fahrplanlage gecheckt und gesehen, dass die EuroCitys (bzw. eigentlich alles) zwischen Lindau und München wegen Unwetterschäden ausflielen. Letztlich lag der ganze Zugverkehr im Allgäu darnieder.

Das war dann die Gelegenheit für Plan B: die Arlbergbahn von Bluzenz nach Innsbruck. Zufällig fuhr gerade ein passender RJX von Zürich nach Budapest, der bis Kufstein fährt. Von dort Umstieg in die BRB nach München und mit dem RE1 nach Hause. Dank Deutschlandticket und VorteilsCard 66 (so ähnlich wie die BahnCard 50, d. h. man bekommt in Österreich 50 % Ermäßigung auf alle Tickets zum Normalpreis, nur dass die eben nur 66 Euro kostet) hat mich die Rückfahrt dann nur 25 € gekostet.

Fazit

Ja, was soll ich sagen: eine ziemlich geniale Bergtour die ich jederzeit wieder machen würde. Und zwar einfach genau so, mit der einzigen Abweichung dass ich Daunenweste und Grödel zu Hause lassen würde. Aber halt nur mit dem Wissen danach.

Und warum immer in die Ferne schweifen wenn das gute liegt so nah. Letztes Jahr war ich in Schweden, hatte mich lange auf die Tour im Fjäll gefreut, ewig lange Anreise, schlechtes Wetter, bekam dann auf der Hütte Corona (also hatte mich aber vorher vermutlich im Zug angesteckt) und musste letztlich den Rückzug antreten. Irgendwann sicher mal wieder Schweden oder Schottland, aber es muss auch nicht jedes Jahr sein. Der deutschsprachige Raum hat wirklich sehr viel zu bieten, und vieles ist doch einfacher wenn man die Sprache der Menschen spricht, wo man unterwegs ist.