Von Italien bis zu den Pyrenäen

Planung

Winter ist nicht meine Jahreszeit. Ich mag durchaus Schnee (aber keinen Wintersport), aber eben nicht dieses Schmuddelwetter und vor allem nicht die kurzen Tage. Eigentlich hatte ich überlegt, mal Polarlichter zu gucken und etwas nach Finnland zu fahren, aber dann wurde mir bewusst: die Tage sind einfach zu kurz. Was die ganze Zeit tun? Im Hotel hocken? Nee, dann kam mir ne andere Idee.

Auf meiner Fahrradtour nach Marseille hatte mir @_Hemmschuh die Zugfahrt an der Côte Bleue, empfohlen, leider ging es sich dann zeitlich nicht mehr aus. In die Pyrenänen wollte ich auch immer schonmal, dort gibt's auch eine kleine Schmalspurstrecke mit dem Petit train jaune und außerdem wurde erst der NightJet von München nach Mailand nach Genua und La Spezia verlängert.

Die Corona-Beschränkungen waren weg (bis auf Deutschland), und im Sommer würde ich eh wieder nicht Zug fahren sondern was draußen machen wollen, insofern, habe ich an meine Bahnreise 2020 durch die Schweiz angeknüpft und wieder die Woche zwischen Neujahr und Dreikönig gewählt.

Die Route also:

  • Nightjet nach La Spezia
  • Genua angucken
  • weiter nach Nizza
  • weiter nach Marseille
  • Fahrt an der Côte Bleue
  • Fahrt zu den Pyrenäen
  • Fahrt mit dem kleinen gelben Zug
  • Nachtzug nach Paris, dann zurück

Hatte lange gerechnet ob sich Interrail lohnt: leider sind die Reservierungen im NightJet teuer, im französischen Nachtzug schwer zu bekommen, im TGV braucht man auch Reservierungen und ansonsten geht es eh mit Regionalzügen ganz gut. Insofern hab ich mich dagegen entschieden, einzelne Tickets gekauft (mehr dazu im Verlauf).

Vor der Reise gebucht hatte ich Anfang Dezember die Hinfahrt nach La Spezia und die Rückfahrt. Den Rest hatte ich dann vor Ort bzw. auf dem Smartphone gebucht.

Sonntag: von Nürnberg im NightJet nach La Spezia

Tagsüber noch gepackt und die Wohnung auf Vordermann gebracht war es nun soweit:

Nürnberg Hbf         ab 18:27      ICE 881
München Hbf          an 19:41
München Hbf          an 20:09      NJ 40295
La Spezia Centrale   an 11:10

Der ICE hat 20,90 € gekostet, der NJ 74,90 € im Schlafwagen T3. Kann man nicht meckern. Vorteil der Nebensaison, im Sommer wird der über Wochen ausgebucht sein. Trotzdem war meine Stimmung mau, hatte ich aber schon öfter, das ist in gewisser Weise so ein Effekt bei mir dass wenn erstmal Stress weg ist dass ich dann in so ein gewisses Loch falle. Geht aber auch schnell wieder vorüber wenn man unterwegs ist und so war es auch dieses Mal dann.

Bin normalerweise nicht der große Fan von Speisewagen, aber zeitlich hat es grad gepasst, ich hatte eh wegen Neujahr nichts großartiges zu Hause, insofern hab ich mir mal das vegane Chili gegönnt. Die Portion könnte etwas größer sein aber ansonsten war's lecker. Lobenswert finde ich dass man mit Porzellangeschirr, echtem Besteck aus Metall und Glas serviert. Das ergibt einfach ein ganz anderes Ambiente als Plastik. Der Zug wurde trotzdem nicht entführt sondern fuhr nach München.


Pünktlich in München Hbf angekommen steuerte ich also den grad einfahrenden Nachtzug nach Italien ab und fand das Schlafwagenabteil auch ganz hinten im Zug; der Zugteil nach Rom ist offensichtlich vorne. An die Lok kann ich mich daher gar nicht erinnern, vermutlich war's aber eine Taurus.


Schlafwagenateil des NightJet

Ein Abteil „T3“ heißt dass man (potentiell) mit zwei anderen Reisenden des gleichen Geschlechts sein Abteil teilt. Quasi ein Hostel auf Rädern und kein Hotel. Neben den normalen Abteilen gibt es noch die „Deluxe“-Variante wo sich im Abteil noch eine kleine Dusche befindet. Hier versteckt sich links noch ein Waschbecken.

Zunächst befindet sich das Abteil in Sitzstellung wie abgebildet, man vereinbart dann mit dem Schlafwagenbetreuer einen Zeitpunkt wo es umgebaut wird. Nachdem noch ein anderer jüngerer Herr zugestiegen ist und der Steward angekündigt hat, dass in Salzburg noch jemand kommt, einigten wir uns auf den Umbau kurz vor Salzburg gegen 22 Uhr.

Das Abteil ist vor allem eines: unfassbar eng. Im Grunde empfinde ich es enger als ein Liegewagenabteil (vor allem wenn man es in 4er-Belegung bucht). Ich hatte die Liege oben, die ist ziemlich lang (weil der Teil über der Tür dazuzählt), allerdings etwas komisch versetzt so dass ich es auch irgendwie nicht wirklich bequem fand. Lobenswert ist allerdings die Klimaanlage, die verrichtet ihren Dienst wirklich leise.

Leider gibt es auch nur eine Steckdose im Abteil (die beim Waschbecken für den Rasierer hat nicht gut funktioniert). Wäre wirklich wünschenswert wenn bei jedem Bett neben der Leseleuchte eine Steckdose wäre, sowas lässt sich eigentlich auch relativ leicht nachrüsten. Die Schlafwagen haben ja schon einige Zeit auf dem Buckel und sind noch von der Deutschen Bahn und CityNightLine gekauft worden.

Der Schlaf war dann auch nicht besonders. Wirklich eingeschlafen bin ich erst nach dem Rangieren in Villach, immerhin konnte ich per GPS die Fahrt verfolgen und hab dann auch in den Ohren den Höhenunterschied rund um die Tauernschleuse gemerkt. Erinnert hat mich das Ganze an den Alpe-Adria-Radweg.

Kann den Schlafwagen insofern nur bedingt empfehlen: besser geschlafen als im Liegewagen hab ich nämlich auch nicht, insofern lohnt es sich meiner Meinung nach nicht wirklich, dafür Geld auszugeben. Das nächste Mal würde ich dann auch den Liegewagen in der 4-er Belegung buchen. In diesem Fall war's aber auch egal, es wäre kaum günstiger gewesen.

In Norditalien angekommen ging es dann auch nochmal richtig schnell zur Sache, wir erreichten Mailand. Ab da hatte ich dann auch das Abteil für mich da der eine Reisende ausstieg und der andere in das Abteil von seiner Frau zog: er hatte kurzfristig gebucht, es war kein privates Abteil mehr verfügbar und aufgrund der Geschlechtertrennung mussten sie getrennt reisen.

Der schönste Abschnitt war dann entlang der Cinque Terre, allerdings geht es ziemlich häufig durch Tunnel so dass man doch weniger sieht als erhofft.

Montag: La Spezia

Angekommen in La Spezia war ich vor allem eines: müde. Im Zug hab ich das gar nicht so gemerkt, trotzdem ging ich kurz durch die Stadt und war eigentlich in einer „ich will nur noch nach Hause“-Stimmung. Erst an der Küste mit etwas Ruhe und frischer Luft ging es dann wieder. Es war bewölkt aber trocken und – wie überall in Europa zu dieser Zeit – mild.


Castello San Giorgio


Küste in La Spezia


Leuchtturm


Innenstadt von La Spezia


Blick von der Burg

Wie schon geschrieben war ich ziemlich müde und das Hotel hatte ich ohnehin in Genua gebucht. Insofern ging es dann relativ schnell wieder zurück zum Bahnhof und mit diesem Zug wieder nach Genua. Das Ticket am Automaten hat 9,30 € gekostet. Etwas nervig dass fast alle Regionalzüge nur bis Genova Brignole fahren und man für einen Bahnhof noch einmal umsteigen muss.

La Spezia Centrale        ab 13:50      RV 3270
Genova Brignole           an 15:15
Genova Brignole           ab 15:20      R 12052
Genova Piazza Principe    ab 15:26

In Genua dann erstmal in das B&B Hotel Genua direkt gegenüber dem Bahnhof Genova Piazza Principe, ein sehr schönes Exemplar von Bahnhof.



Bahnhof Genova Piazza Principe


B&B Hotel gegenüber des Bahnhofs

Nun war es schon 16 Uhr, noch ne Stunde bis Sonnenuntergang. Eine Stadt wie Genua anzugucken ist im Grunde unmöglich. Mich hätten die Standseilbahnen auch gereizt, aber es ist wie es ist. Hab mir also ein Tagesticket für die Metro für 4,50 € gekauft und bin losgezogen, einfach quer durch die Stadt gelaufen. Man muss dazu sagen dass die Stadt direkt am Berg gebaut ist, insofern muss man die dritte Dimension dazurechnen. Hat mich etwas an Lausanne erinnert.

Hier ein paar Eindrücke. Omnipräsent an der Küste auch der Hafen, ein bedeutender Wirtschaftsfaktor vor allem in der Geschichte.







Abendessen gab's am Bahnhof beim McDonald's (Asche auf mein Haupt), ich war einfach müde nach der Nachtzugfahrt, die ja dann auf Silvester folgte, insofern wollte ich einfach nur früh ins Bett.

Dienstag: Nizza

Am Abend kam dann noch überraschend die Nachricht dass ich @_Hemmschuh in Nizza sehen werde, was so nicht geplant war, aber mich sehr gefreut hat. Aber erstmal hinkommen. Nach Nizza fahren leider keine direkten Züge. Man fährt mit dem Regionalzug oder dem IC nach Ventimiglia und steigt dort auf einen französischen Regionalzug um, der im Halbstundentakt fährt. Ich wollte dort allerdings eine kurze Pause einlegen:

Genova Brignole      ab 08:58    IC 633
Ventimiglia          ab 11:54
Ventimiglia          ab 12:45    TER 86038
Nice Ville           an 13:40

Ich hatte ein paar Tage davor, als ich schließlich die Hotels gebucht hatte, auch den IC am Morgen gebucht, einfach weil der Preisunterschied zum Regionalzug marginal war, die italienischen ICs aber halt schon deutlich komfortabler sind. Ich mag die modernisierten IC-Wagen ganz gerne: recht bequeme Textilsitze statt Leder in der zweiten Klasse und vernünftige Abstände. Leider waren die Fenster alles andere als fototauglich, was angesichts der schönen Küstenstrecke immer schade ist.



Angekommen in Ventimiglia, nur noch wenige Kilometer bis zur französischen Grenze. Erstmal eine kurze Pause, bin zur Küste gelaufen, sind nur ungefähr 10 Minuten Fußweg. Herrlich ruhig, schöne Aussicht auch auf der anderen Seite bis ins Gebirge. Am liebsten hätte ich da mein Zelt aufgebaut (das ich natürlich nicht dabei hatte, aber man wird ja noch träumen dürfen...).




Die Fahrkarte hatte ich dann am Fahrkartenautomat der Trenitalia für 8,20 € erworben, was günstiger ist als in der SNCF-App: es fehlt die Mehrwertsteuer für Frankreich. In der App verkauft Trenitalia die Fahrkarte allerdings nicht, nur am Automaten (und vermutlich am Schalter). Der Ausblick während der Fahrt war wunderschön, das Wetter hat mittlerweile auch gepasst, leider spiegeln die Scheiben halt stark so dass Fotos immer ne schwierige Angelegenheit sind.


Für kurze Zeit fährt man durch den Kleinstaat Monaco, allerdings fast komplett unter der Erde. Wichtig ist das vor allem deshalb weil Monaco ein eigenes Mobilfunknetz besitzt, aber nicht in der EU ist. Daher ist das Roaming nicht kostenlos und man sollte in dieser Zeit am besten die mobilen Daten komplett deaktivieren. WLAN gab's im Zug nicht.

Angekommen in Nizza habe ich erstmal den schönen Bahnhof bewundert und bin dann zum Hotel gelaufen, um mein Gepäck loszuwerden. Einchecken war noch zu früh. Ich hatte ein Zimmer im Hotel Ozz gebucht, an der Rezeption sprach der junge Herr sogar Deutsch. Soviel zu Sprachproblemen in Frankreich.


Wie es sich für einen Eisenbahner gehört hatte @_Hemmschuh Verspätung. Der Zug aus Marseille kam dann aber mit 10 Minuten doch an und wir sind durch die Stadt und anschließend auf einen Hügel gelaufen.


Basilika Notre-Dame-de-l’Assomption


Cathédrale Sainte-Réparate de Nice


Straßenbahn, hier mit Akku und ohne Stromabnehmer und Oberleitung


Nanu, ein Fiat 500 in Frankreich?

Der Gang zum Leuchtturm musste sein, allerdings war es dann doch weiter als gedacht und mein Reisebegleiter hat mich vermutlich dafür verflucht.


Nun also auf diesen Hügel, der Aufzug war leider außer Betrieb. Sind rund 100 Höhenmeter in Form von Stufen. Der Ausblick ist aber wundervoll.



Dass @_Hemmschuh verrückt ist wusste ich, aber ich hab's nun mit eigenen Augen gesehen: er ist bei diesen kalten Temperaturen ins Mittelmeer gegangen. Ich hab auf das Gepäck aufgepasst. 😀

Die Suche nach passendem Abendessen gestaltete sich schwierig, zum einen weil es um 18 Uhr für französische Verhältnisse früh ist (der Nachtzug aber um kurz vor 19 Uhr abfuhr), zum anderen weil Nizza durchaus ein teures Pflaster ist. Für eine Pizza mit Getränk hat jeder um die 18 € bezahlt.

Nun also zum Bahnhof, @_Hemmschuh verabschieden und anschließend in mein Hotel zum Checkin. Gesamteindruck von Nizza: schon sehr schön aber auch nicht übermäßig überwältigend. Marseille hat mir jedenfalls besser gefallen.

Mittwoch: Im legendären Corail nach Marseille

Schon um 08:25 Uhr ging mein Zug, also musste ich mich am Morgen etwas beeilen und nicht lange rumtrödeln. Ich war schon gespannt auf die Fahrt im legendären Corail-Wagen.

Nice Ville             ab 08:25    TER 17478
Marseille St. Charles  ab 11:07

Das Ticket auf der Strecke ist mit 37,20 € relativ teuer weil es nur das klassische Streckenticket ohne Ermäßigung gibt. Aber was soll's.



Die Züge sind innen sehr schön, laufruhig, die Sitze auch bequem allerdings sind die Sitzabstände grenzwertig; ich stoße jedenfalls mit den Knien vorne an was den Gesamteindruck doch merklich schmälert.

In Marseille bestaune ich wiederum den Bahnhof Saint Charles, den ich von meiner Fahrradtour bereits kenne. Was ich allerdings damals nicht geschafft habe: die Stadt anzugucken, es war bereits dunkel. Das hole ich jetzt nach. Mein Reiseberater @_Hemmschuh hat mir die Fahrt zu dem Hügel mit dieser Kirche empfohlen, die man bereits vom Bahnhof aus sieht.

Aufgrund von Umbauarbeiten war es etwas schwierig den Eingang zur Metro zu finden, immerhin war der Ticketkauf umso einfacher. Die Tageskarte war dann mit 5,20 € auch wieder sehr günstig. Man bekommt eine Papierkarte aber mit Transponder drin womit man diese Bahnsteigsperren ganz normal überwinden kann. Erstmal mit der Metro zum Hafen:


Im übrigen hat die Kartenanwendung von Apple mittlerweile eine sehr gute ÖPNV-Ansicht bekommen wo die ganzen Metro- und Straßenbahnlinien eingezeichnet sind. Das hat mir gut geholfen während dieser Reise.

Vom Hafen nimmt man die Linie 60, die mit einem Kleinbus fährt, was aber auch notwendig ist um die engen Straßen hochzukommen. Schwangeren oder Leuten mit Herzschrittmacher sei empfohlen diese Linie nicht zu nehmen, denn es gleicht einer Achterbahnfahrt. Das ganze lohnt sich aber wirklich, weniger wegen der Notre-Dame de la Garde, mehr wegen des phänomenalen Ausblicks auf die Stadt, das Hinterland und die Côte Bleue. Wie man an den Bildern sieht hat Petrus auch mitgespielt und perfektes Wetter geliefert.


Die Kirche ist wegen der Weitwinkeleinstellung stark verzerrt


Blick auf die Stadt


... und die Küste


Dieser Möwe gefällt es offensichtlich auch hier

Wieder unten bin ich dann erstmal biss vom Hafen an der Festung Fort Saint Jean rumgelaufen.


Ausblick von der Festung


Cathédrale Sainte-Marie-Majeure de Marseille


Einfach wunderschön hier


Auf den ersten Blick fand ich das sehr verstörend

Sehr schön fand ich die Straßenbahnen von außen, es handelt sich um [Bombardier Flexity Outlook](https://de.wikipedia.org/wiki/Cityrunner].


Straßenbahn in Marseille

Nach dem Checkin im Hotel – ich hatte ein Zimmer im Meininger gebucht, was irgendwo zwischen Hafen und Bahnhof liegt, nicht wirklich an einer Haltestelle der Tram oder Metro aber auch nicht weit zu laufen - fuhr ich zum Palais Longchamp. Die Franzosen scheinen künstliche Wasserfälle zu lieben.


Palais Longchamp


Ausblick vom Paials Longchamp auf die Stadt

Hinter dem Palais befindet sich eine Art Zoo von Plastiktieren. Kann man mal gesehen haben, muss man nicht, scheint etwas aus der Zeit gefallen zu sein und ist auch schlecht gepflegt.


Plastikzoo, selbst meine Lieblingstiere wirken hier eigenartig


Die Metro

Wenn man dann einfach der Nase lang läuft landet man auch in Stadteilen, wo man sonst nie hingekommen wäre. Das kann durchaus bereichernd sein und schöne Stimmungen erzeugen, wie dieses Bild hier:



Kirche Église des Réformés

Am Abend nochmal zum Hafen und dann geht auch dieser Tag zu Ende. Morgen den ganzen Tag Zugfahren.


Donnerstag: die Côte Bleue

Der Fahrkartenkauf und der Fahrplan an diesem Tag ist etwas schwierig. Ich möchte unbedingt die Strecke entlang der Côte Bleue fahren, was ein Umweg ist. Daher gibt es keine durchgehende Fahrkarte und auch der Fahrplan ist aufgrund von Bauarbeiten ausgedünnt. Es ergibt sich:

Marseille St. Charles  ab 10:46   TER 79720
Miramas                an 12:14
Miramas                ab 12:56   TER 76558
Nîmes                  an 13:48
Nîmes                  ab 14:38   IC 4762
Narbonne               an 15:59
Narbonne               ab 16:06   TER 86987
Perpignan              an 16:47

Gekauft hatte ich zwei einzelne Fahrten mit Splitt in Nîmes für insgesamt 43,60 €. Rausgepurzelt sind aber dann vier einzelne Tickets aus dem Buchungssystem, Frankreich ist da schon etwas speziell. Immerhin hat SNCF Connect ein Warenkorbsystem so dass man nur einmal auf Bezahlen drücken muss.

Nachdem der Zug erst um kurz vor elf fährt bleibt nochmal Zeit für einen Spaziergang im immer noch sonnigen Marseille.


Der Leuchtturm


Die Kathedrale nochmal von einer anderen Perspektive


St. Laurent

Ingesamt hat mir Marseille wirklich sehr gut gefallen. Eine Städtereise dorthin lohnt sich auf jeden Fall und es gibt einmal am Tag einen direkten TGV ab Frankfurt, den man auch direkt über die DB als Sparpreis buchen kann und der spät genug fährt dass man von weiten Teilen Deutschlands am gleichen Tag hinkommt.

Dieser in Bahnkreisen als „Staubsauger“ bezeichnete Zug soll mich entlang der Côte Bleue begleiten:



Die Strecke ist phänomenal, man fährt durch kurze Tunnel und häufig direkt am Meer entlang. Es gibt keine parallele Straße; die Orte sind stattdessen von „hinten“ (Norden) erreichbar; die Nordseite der Insel ist flacher.

Wer die Strecke virtuell fahren möchte findet in Eisenbahnromantik: Mit dem Zug entlang der Côte Bleue eine sehr schöne Folge. Dort wird auch die Drehbrücke vorgestellt, von der man während der Bahnfahrt im Prinzip nichts merkt, also zumindest nicht dass man sie drehen kann.

Der Zug ist zweitweise ziemlich gut besetzt, leert sich aber langsam. Leider spiegelt die Scheibe dermaßen dass ich alle Fotos hinterher wieder lösche.

In Miramas hat der Anschlusszug leider Verspätung, die sich langsam addiert. Sonst hätte ich vielleicht gleich einen kurzen Abstecher in die Stadt gemacht. Der nächste Zug ist ein ACG, den ich als sehr bequem empfinde.



In Nîmes reicht die Zeit für nen kurzen Spaziergang zum Springbrunnen, der erste Eindruck ist ausgesprochen positiv.


Gare de Nîmes


Springbrunnen


Eine Kirche


Amphitheater aus der Römerzeit

Die Fahrt im IC hatte dann den Nachteil dass ich wegen der obligatorischen Reservierung neben jemand anders Platz nehmen musste (am Fenster), obwohl eigentlich noch ziemlich viel Platz war. Besser hat mir dann der ACG nach Perpignan gefallen, wo ich in der deklassierten ersten Klasse Platz genommen habe. Auch der Ausblick war hier am besten:



Ein ACG von außen in Perpignan

Perpignan, Hauptstadt des Departements Pyrénées-Orientales, immerhin mit knapp 500 000 Einwohnern so groß wie Nürnberg, hat einen sehr schönen Bahnhof mit Ausgängen in beide Richtungen wo auch auf beiden Seiten Läden und Wartebereiche zu finden sind.


Bahnhof Perpignan


Westseite des Bahnhofs

Mein Hotel befand sich direkt am Bahnhof auf der Westseite. Dies hatte ich bewusst so gebucht, da mein Zug am nächsten Tag um kurz nach 7 Uhr ging. Da wollte ich nicht noch ewig laufen oder auf Stadtbusse angewiesen sein.

Es war schon gegen 17 Uhr, glücklicherweise geht hier die Sonne Anfang Januar wegen der Süd- und Westverschiebung deutlich später unter bei gleichem Sonnenaufgang. Daher blieb noch etwa eine Stunde Zeit für einen kurzen Stadtrundgang; der Bahnhof ist dabei etwa einen Kilometer von der Stadt entfernt.







Das letzte Bild zeigt den Palast der Könige von Mallorca, den sich noch gerne näher besichtig hätte, der aber dann schon geschlossen war. Die Stadt Perpignan war interessanterweise eine Zeit die Hauptstadt des Königreichs Mallorca.

Freitag: Petit train jaune

Heute kommt der Höhepunkt: die Fahrt mit dem „kleinen gelben Zug“ («Petit train jaune»). Aber leider muss man da erstmal hinkommen und die Fahrpläne sind etwas, naja, suboptimal. Es gibt im Prinzip nur eine Verbindung am Tag, die sich wie folgt darstellt.

Perpignan                       ab 07:11   TER 77651
Villefranche Vernet les Bains   an 08:01
Villefranche Vernet les Bains   ab 09:36   TER 17301
Latour-de-Carol - Enveitg       an 12:31

Für das Frühstück zu früh, immerhin bekomme ich noch einen Kaffee und ein Croissant am Bahnhof und immerhin ist der Dreikönigstag in Frankreich kein Feiertag. Gekostet hat der erste Zug 1 € und der zweite 5 €. Ich hab keine Ahnung wieso die Franzosen diesen gelben Zug zu diesem Preis verramschen (vermutlich auch nur außerhalb der Saison), aber ich hab nicht nein gesagt.

Ein ACG begrüßt mich und ich nehme in der deklassierten ersten Klasse Platz.



der Zug in Villefranche

In Villefranche hat es Minusgrade, zum Glück habe ich eine Mütze und einen Schlauchschal dabei. Es gibt aber einen beheizten Bahnhof, nur will ich nicht 90 Minuten dort rumsitzen. Wäre ich gleich losgegangen hätte ich noch die Burg geschafft, so hab ich mir erstmal eine halbe Stunde den Bahnhof, den gelben Zug und die Umgebung angeschafft und ich bin nur bis zu einem Aussichtspunkt hoch. Das hat sich aber schon gelohnt!





Aufgrund des schmalen Tals in Nord-Süd-Richtung geht hier die Sonne erst gegen 11 Uhr auf um diese Jahreszeit. Nun aber los zur eigentlichen Fahrt, hier ist auch schon der Zug, der so klein gar nicht ist:


«Petit train jaune», der „kleine gelbe Zug“

Dieser Zug hat eine Besonderheit (neben der Tatsache dass es Meterspur ist, aber das ist bei Bergbahnen jetzt nicht so ungewöhnlich): er wird mit einer Stromschiene mit Energie versorgt statt mit Oberleitungen. Mehr dazu findet man auf Wikipedia: Ligne de Cerdagne. Ein schöner schon etwas älterer Blogeintrag: rail.cc: Le Petit Train Jaune in den Pyrenäen.

Im Sommer fährt auch ein Cabriowagen, die Fenster kann man öffnen und zwischen den Wagen befindet man sich ohnehin im Freien. Die Heizung funktioniert hervorragend, sie ist direkt unter dem Sitz. Die Wagen sind im übrigen von Anfang des 20. Jahrhunderts, also immer noch die, die für den Bau der Strecke bestellt wurden. Die neuen Stadler-Garnituren sind hingegen kaum im Einsatz.

Die Strecke ist einfach nur wunderschön und die Bauwerke beeindruckend:







Angekommen in Latour-de-Carol:


Der Bahnhof Latour-de-Carol – Enveitg könnte abgelegener nicht sein: zwischen den beiden Dörfern Latour-de-Carol und Enveitg, einen Katzensprung nach Spanien, auf 1231 m Meereshöhe. Er hat drei Spurweiten: die Normapspur für die Züge nach Toulouse, die Iberische Breitspur für die Züge nach Barcelona und die Meterspur für den kleinen gelben Zug.

Als einzige aber sehr wichtige Einrichtung gibt es direkt gegenüber ein Café. Ich bestelle ein Thunfischsandwich, welches sich als Baguette entpuppt – ich hab in meinem Leben noch nie soviel Thunfisch auf einem Baguette gesehen, normalerweise bekommt man da ja so Thunfischcreme.



Bahnhof von außen

Im übrigen darf man sich durch die Bilder nicht täuschen lassen: normalerweise befinden wir uns in einem Skigebiet wo im Winter Schnee liegt. Klimawandel und dem besonders milden Wetter sei Dank fühlt es sich wie im Frühjahr an, außerhalb von der direkten Sonneneinstrahlung ist aber mit knapp 10 °C durchaus kühl.

Ich könnte jetzt mit der Bahn in die Pyrenäen reinfahren (Richtung Barcelona) und auf den knappen Anschluss zum Nachtzug zurück hoffen. Mir war das aber zu waghalsig, zumal das schöne Wetter in dieser schönen Gegend zu einer kleinen Wanderung einlädt.

Wer mit der Bahn fahren will: die spanischen Züge sind leider nicht in der Fahrplanauskunft der SNCF und den europäischen Fahrplanauskünften (Deutsche Bahn, Interrail, etc.) enthalten. Stattdessen muss man auf der Seite 🇬🇧 Rodalies de Catalunya gucken und dort die Schreibweise „La Tor de Querol-Enveig“ für „Latour-de-Carol – Enveitg“ verwenden. Fahrkarten gibt's im Zug. Ohne @_Hemmschuh hätte ich das nie rausgefunden.


Zug nach Spanien

Die kleine Wanderung geht erstmal nach Latour-de-Carol (also den Ort) und von dort dann in Richtung Spanien.


Latour-de-Carol


Grenze nach Spanien, ohne GPS wäre mir das nicht aufgefallen


In Spanien: sehr wenig Verkehr


Muh!


Brücke kurz vor Puigcerdà


Bahnhof Puigcerdà außen...


... und innen

Angelang in Puigcerdà, einem Ort mit knapp 10 000 Einwohnern, gibt's hier eine kleine kostenlose Standseilbahn.


Standseilbahn

In Spanien scheint Feiertag zu sein. Supermärkte haben aber offen. Endlich hat's auch mein Mobiltelefon geschafft, sich mit dem spanischen Vodafone-Netz zu verbinden. Der kleine Ort gefällt mir, alles schön ruhig.






Und wieder zurück:



Grenze zu Frankreich


Sonnenuntergang


Der kleine gelbe Zug auf nem Trafohäuschen


Enveitg


Wanderwege

Die Wanderung hab ich natürlich aufgezeichnet:

Der Nachtzug steht auch schon bereit aber wie in Frankreich üblich darf man nicht sofort einsteigen sondern wird am Bahnsteig abgefertigt. Die Abfertigung (Ticketkontrolle) fand dann im Bahnhofsgebäude statt, ungefähr eine halbe Stunde vor Abfahrt.

Latour-de-Carol - Enveitg    ab 18:50      IC 3974
Paris Austerlitz             an 06:50

Gebucht hatte ich einen Liegewagen der ersten Klasse; Schlafwagen gibt es bei der SNCF nicht mehr. Im Unterschied zur zweiten Klasse sind es nicht einfach nur weniger Leute sondern andere Wagen: die Liegen sind breiter, es gibt gar keine dritte Liege. Die Türen sind dicht (keine Vorhänge), ebenso haben die Fenster richtige Rolläden zur Verdunkelung.

Es gibt keine Bettwäsche stattdessen einen Schlafsack (ungefähr sowas wie einen Hüttenschlafsack nur dicker) und ein Kopfkissen. Zudem gibt's eine Schlafmaske, Wasser, eine Zahnputztablette und Ohrenstöpsel. Im modernisierten Liegewagen befindet sich bei jeder Liege eine Steckdose und auch so ein Brettchen zum Ausklappen, sehr praktisch etwa um die Brille oder Kopfhörer nachts sicher abzulegen.

Gekostet hat mich die Fahrt bis Paris 68 €; der Preis variiert stark nach Belegung, teilweise kann man die Abteile auch privat buchen. In meinem Fall war ich mit drei anderen Leuten, die dann nach und nach zustiegen, in dem Abteil.


Modernisierter Liegewagen 1. Klasse

Eine ganz gute Übersicht über die französischen Nachtzüge mit Video findet man auf unter 🇬🇧 The Man in Seat 61: A guide to Intercités de Nuit.

Rangiert wird in Toulouse gegen 22 Uhr, danach fährt der Zug einfach nur durch. Das fand ich angenehmer. Leider ist halt der Zug während des Rangierens ohne Strom, also ohne Klimaanlage.

Samstag: nach Hause

Der Zug war pünktlich um kurz vor 7 Uhr in Paris-Austerlitz. Geschlafen hatte ich diesmal ganz gut.


Nachtzug in Paris


Bahnhof Austerlitz

Mit einem Ticket der ersten Klasse darf man am Bahnhof die Duschen benutzen (siehe 🇫🇷 Notre Service Douche pour les trains de nuit). Die waren auch tatsächlich sehr komfortabel, besser wie in allen Hotels, wo ich übernachtet habe und besser als zu Hause.


Duschen in Paris Austerlitz

Um nun zu meinem TGV nach Frankfurt zu kommen muss ich erst den Bahnhof wechseln. Paris hat keinen Hauptbahnhof sondern sechs Kopfbahnhöfe, jeder mit seinem Einzugsgebiet, siehe Bahnhöfe in Paris. Während die Nachtzüge in den Süden alle von Austerlitz abfahren, erreicht man Frankfurt über den Gare de l’Est („Ostbahnhof“).

Die Fahrt mit der Metro der Linie 5 ist kein Problem, schwieriger war schon der Kauf des Tickets. Während die Pariser alle eine aufladbare NCF-Karte hat und die meisten Ticketautomaten auch nur diese Karte laden können, gab es immerhin einen Automaten, der Einzelfahrkarten verkauft hat. Leider sind diese Einzelkarten nur mit Magnetstreifen und nicht mit einem Transponder ausgestattet und man muss dann erstmal wissen, wie man damit durch die Bahnsteigsperren kommt (vorne reinschieben und nicht auflegen).

Warum man keine Einweg-NFC-Karten verkauft (wie in Marseille) bleibt mir ein Rätsel. Immerhin soll die iPhone-App irgendwann auch Einzeltickets verkaufen können womit man dann mit der NFC-Funktion des iPhones dann direkt die Bahnsteigsperren überwinden kann.

Selbst wenn man über die SNCF durchgehend bucht muss man sich um den Bahnhofswechsel in Paris selbst kümmern, und selbst das Ticket für 2,10 € kaufen.


Metro in Paris

Am Bahnhof


Gare de l’Est von außen...



... und innen


TGV nach Frankfurt

Paris Est                    ab 08:54   TGV 9551
Frankfurt (Main) Hbf         an 12:59
Frankfurt (Main) Hbf         ab 13:53   ICE 627
Nürnberg Hbf                 an 15:59

Im TGV hatte ich – obligatorischer Reservierung sei dank – einen Platz am Vierer gehabt, was die Beinfreiheit etwas einschränkt. Von den Sitzen fand ich die Doppelstock-TGVs aber bequem.

Zwischen Forbach und Saarbrücken fanden dann im rollenden Zug Grenzkontrollen statt, ansonsten verlief die Fahrt angenehm. Bemerkenswert der Kontrast zwischen Schnellfahrstrecke mit 310 km/h in Frankreich und dem Schleichen im Pfälzerwald.

Fazit

Ein schöner kurzer Urlaub. Besonders die Pyrenäen haben mir gefallen, vielleicht gibt's da ja mal eine Wanderung oder eine Radtour. 🥺