Planung und Anreise
Allerheiligen fiel dieses Jahr auf einen Dienstag und es war sehr schönes, warmes Wetter vorhergesagt. Grund genug spontan einen Tag Urlaub zu nehmen und nochmal die Berge zu besuchen, bevor es endgültig Schluss ist.
Eigentlich hatte ich vorher überlegt nach Frankreich zu fahren, war mir dann alles zu teuer. Die Schweiz schied auch aus, da mal wieder die Gäubahn gesperrt war und mir die Anreise über München oder Basel ebenfalls zu teuer war.
Etwas planlos entdeckte ich dann irgendwann eine 2-Tages-Wanderung zur Radlseehütte und wieder zurück, die noch offen hatte und genug freie Plätze. Die Anreise war zudem mit Zug und Bus einfach möglich, also perfekt, siehe auch die Anreise auf der Webseite der Hütte.
Erstmal die gewanderte (nicht geplante, dazu dann später mehr) Tour auf Komoot:
Am ersten Tag fuhr ich lediglich mit dem EC nach Brixen, um dort zu übernachte und am nächsten Tag zu starten. Ich fand es ganz angenehm, genug Puffer zu haben und nicht zuviel Stress. Für die Hinfahrt hatte ich eine BahnBonus-Freifahrt geopfert, leider waren für die Verbindung am Vormittag keine Kontingente mehr vorhanden, so dass es auf die folgende Verbindung hinauslief:
Nürnberg Hbf ab 12:02 ICE 529
München Hbf an 13:08
München Hbf (tief) ab 13:23 S3
München Ost an 13:31
München Ost ab 13:44 EC 87
Brixen (I) an 16:55
Normalerweise eine sehr schöne Verbindung, leider diesmal aufgrund von Bauarbeiten nicht direkt vom Hauptbahnhof in München sondern vom Ostbahnhof. Im Kufstein dann endlich Normalität, Maske kann abgenommen werden.
Im Frühjahr was diesbezüglich noch volles Programm: FFP2-Pflicht in Österreich und Italien (im deutschen Fernverkehr hat da noch eine OP-Maske ausgereicht), Zertifikatspflicht und Mitführen einer Selbsterklärung der Symptomfreiheit in Italien. Das wurde auch von der Polizei kontrolliert und es gab sogar in Kufstein eine Vorkontrolle. Zum Glück entfällt das alles und man kann entspannt über den Brenner reisen. Speziell bei den ÖBB-IC-Wagen fällt mir in dem Zusammenhang aber wieder die stickige Luft auf wenn's voll ist. Aber gut, die werden eh demnächst alle durch RailJets ersetzt.
Der Zug war dann auch nicht so stark ausgelastet wie befürchtet, es war kein Problem hinten noch einen Sitzplatz zu bekommen, ab Innsbruck wurde es dann sogar eher leer. Speisewagen gab's leider keinen, man hat Getränke und Snacks verkauft aber ausgerechnet bei der Durchsage (wo ich mich vier Wagen weiter begeben habe) war dann keiner da. Am Brenner haben die Räume mit den Automaten jetzt wohl dauerhaft geschlossen, ich fand es immer praktisch, in der 20-minütigen Pause noch eine Flasche Wasser kaufen zu können. Immerhin gibt's aber auf der Toilette kostenloses Leitungswasser, was mir vorher gar nicht bewusst war.
Angekommen pünktlich um 16:55 in Brixen. Es ist merklich kühler als in München, was aber nicht an der Höhe liegt: Brixen liegt mit 560 m erstaunlich niedrig dafür dass es doch noch „mitten in den Alpen“ ist, München mit 520 m kaum niedriger.
Der EC in Brixen
Dort angekommen zum „Hotel“: die katholische Cusanus-Akademie, die ihre überflüssigen Zimmer über Booking vermietet. War mit 72 € inkl. Frühstück und Kurtaxe einfach das günstigste, war auch angenehm, sauber und mitten in der Stadt zwei Minuten zum Dom.
Zimmer
Dann noch das übliche: Abendessen und kurz durch Brixen laufen. Uhr umstellen, noch bissl twittern und lesen und dann gute Nacht.
Dom zu Brixen
Den Berg hoch
Durch einen lieben Twitterer hatte ich gestern schon erfahren dass der Bus leider nicht nach Latzfons fährt wegen einer Veranstaltung sondern nur bis Feldthurns. Das hat die Wanderung etwas verlängert weswegen ich aus Sicherheitsgründen dann den Bus um 8:30 nehmen wollte. Es wird ja schon um 17 Uhr dunkel und etwas Puffer schadet nie.
War dann am Morgen doch stressig: Frühstück leider erst um 7:30 Uhr, dann halt noch zum Bahnhof laufen und idealerweise Mittagsproviant kaufen, was sich aufgrund der geschlossenen Läden auf zwei süße Croissant von der Bahnhofsbar beschränkte.
Feldthurns
Am Anfang war die Wanderung eher langweilig, teilweise an der Straße, teilweise im Wald und ganz schön warm. Stöcke blieben dann auch beim ganzen Weg im Rucksack, waren nicht notwendig. Ziemlich früh hat mich dann aber der Ausblick auf die Dolomiten in den Bann gezogen, hier ging's los:
Man kann die Dolomiten erspähen
An einer Kirche im letzten Dorf gibt's zum Glück frisches Trinkwasser.
Herbst
Kurz nach 13 Uhr endet die besiedelte Gegend und die Baumgrenze wird überschritten. Es wird etwas kühler, windiger, aber immer noch sehr angenehm. Ich habe mittlerweile meine Hosenbeine abgemacht und bin also mit kurzen Hosen unterwegs. Über der Baumgrenze ist dann auch die Landschaft, die mich so fasziniert, weswegen ich so gerne in den Bergen bin.
Jetzt wird's ziemlich steil und man trifft auf einen befahrbaren Weg mit vielen Mountainbikern.
Schon um 14:30 Uhr erreiche ich den Radlsee, ein sehr kleiner See.
Erstmal was essen, trinken, ausruhen und „einchecken“. Ich hatte aus Sparsamkeitsgründen nur einen Platz im Lager reserviert und darauf spekuliert, dass es ziemlich leer sein wird. So war's dann auch, ingesamt 4 Leute (bei 14 Plätzen), dafür hat die Übernachtung mit Halbpension auch nur 43 Euro gekostet. Da kann man wirklich nicht klagen!
Der Schlafplatz
Bin dann noch rüber zum Hundskopf gelaufen (ca. 15 Minuten) und habe die Aussicht bewundert. Ein echter Traum bei traumhaftem Wetter.
Blick über Brixen
Dolomitenblick
Sonnenuntergang
Radlseehütte und Radlsee
Es wird dunkel
Das Essen war sehr lecker, ein Drei-Gänge-Menü mit Schnitzel und Kartoffelspalten als Hauptgericht. Hatte mich noch nett mit den Leuten am Tisch unterhalten, alles aus München. Italienisch hat auf der Berghütte übrigens niemand gesprochen während der Busfahrer kein einziges Wort deutsch kannte. Das Busticket musste man im Übrigen bar beim Fahrer kaufen.
Dusche hat im Übrigen drei Euro zusätzlich gekostet, was für eine Berghütte eher günstig ist. War's mir dann aber halt wert zumal es zum Waschen nur kaltes Wasser gab.
Im Bett dann noch etwas gelesen und gut eingeschlafen.
Sonnenaufgang und wieder runter
Nachdem ich dann schon gegen 6:30 Uhr wach war bin ich direkt aufgestanden um den Sonnenaufgang zu bewundern. Frühstück gab's übrigens dann um 7:15 Uhr. Es war kühl, leider unten kein Nebel, aber wirklich wunderherrlich. Auf den Bildern kommt die Stimmung nicht so rüber aber ich denke sie sind auch sehr schön geworden.
Morgenstimmung
Sonnenaufgang
Blick Richtung Osten
Kurz vor 9 bin ich dann losgegangen. Fast schon wehmütig. Diesmal auch keine AirPods vergessen 🙈.
Jetzt in die andere Richtung, nochmal einen schönen Blick auf den Radlsee und die Hütte:
Blick vom Königsanger
Eigentlich wollte ich jetzt schnurstracks zur Klausner Hütte. Auf dem Weg noch zwei Herren getroffen mit denen ich beim Frühstück am Tisch saß. Die erzählten mir erstens dass die Hütte geschlossen hat. Also leider kein Mittagessen. Und hatten mir dann einen Umweg über das Latzfonser Kreuz schmackhaft gemacht. Zeit hatte ich im Prinzip. Ich hatte extra noch gefragt ob es irgendwelche abschüssigen Stellen gibt aber die verneinten das.
Also erstmal weiter des Weges.
Leider kam dann eine Stelle wo ich mir zu unsicher war. Zwar nicht schwierig aber abschüssiges Gelände, sogar ohne Seil zum Einhalten. Leider kurz vor dem Gipfel. Auch keine Leute die entgegen kamen, die mir sagen konnte ob es danach so weitergeht oder es wirklich nur kurz ist.
Bin dann umgekehrt, dachte schon den ganzen Weg zurück. Zum Glück gab es eine Abkürzung die in der Karte nur gestrichelt war aber sich gut gehen ließ.
Dann ein befahrbarer Weg. Ab jetzt war's einfach.
Ich war echt hungrig, hätte wenigstens ein paar Müsliriegel einpacken sollen. Die Hütte hatte wie befürchtet geschlossen.
Klausner Hütte
Bin dann ziemlich zielstrebig durch den Wald und am Ende über eine Straße nach Latzfons, wo ich gegen 16 Uhr ankam und die erste Bäckerei dann auch was essbares hatte.
Latzfons
Am Tag darauf hatte ich nen echt fetten Muskelkater, 1500 Höhenmeter nach unten sind verdammt anstrengend. Immerhin: keine Knieprobleme mehr wie noch im Sommer (vom Fahrradunfall). 🙂
Blick von der Bushaltestelle
Es wird schon dunkel, um 17:30 Uhr dann wieder in die Cusanus-Akademie, diesmal ohne Frühstück.
Nach Hause
Ich schlafe unglaublich schlecht und weiß nichtmal warum. Aber zum Glück „muss“ ich ja nur Zugfahren heute. Hatte die erste Verbindung gebucht, einfach weil sie am günstigsten war und ich den RailJet mit Umstieg in Innsbruck ganz attraktiv fand:
Brixen (I) ab 08:18 RJX 154 «Dolomiten»
Innsbruck Hbf an 09:56
Innsbruck Hbf ab 10:40 EC 286
München Ost an 12:15
München Ost ab 12:29 S3
München Hbf (tief) an 12:37
München Hbf ab 12:50 ICE 626
Nürnberg Hbf an 13:54
RailJet «Dolomiten» in Brixen
Der RailJet ist die einzige Direktverbindung von Bozen nach Wien und war auch überraschenderweise recht gut gefüllt. Gleich mal die Fahrradabteile ins Visier genommen, die neuen hatte ich nämlich noch nicht gesehen. Gefällt mir prinzipiell gut, deutlich geräumiger als beim ICE4, leider halt nur eines pro Zug.
Pünktlich um 13:54 war ich dann in Nürnberg Hbf. War echt ein schönes verlängertes Wochenende auf einer sehr angenehmen Berghütte mit perfektem Wetter.
Ausrüstung
Auf meiner ersten Hüttentour dieses Jahr war ich noch mit meinem kleinen 18-Liter-Rucksack unterwegs. Das ging im Sommer grad so, war aber für den Herbst keine wirkliche Option, schließlich wollte ich eine Regenjacke und Fleecepullover einpacken. In der Schweiz war ich dagegen mit dem 45-Liter-Trekkingrucksack unterwegs, was ich mir für die vier Tage ersparen wollte.
Dementsprechend suchte ich einen mittelgroßen Rucksack im Bereich 30 Liter, war gar nicht so einfach zu finden war. Zwei Modelle hatte ich zurückgeschickt weil es irgendwie nicht gepasst hat. Bin dann in aller Verzweiflung noch ein einen Outdoorladen (Travel & Trek in Nürnberg und dort wurde mir tatsächlich sofort was passendes gezeigt, was mir gut gepasst hat: der Ortovox TRAVERSE 30. Das war meine erste Tour damit und ich war sehr zufrieden, Hüftgurt in passender Höhe, schön schmal und man kann ihn sogar seitlich per Reißverschluss öffnen.
Ingesamt bestand meine Ausrüstung (inkl. der Kleidung, die ich anhatte):
- 2 Outdoor-Hosen (eine leichtere zum Zugfahren, eine zum Wandern mit Zip-Off)
- 1 Baumwoll-Shirt kurz
- 2 Merino-Shirt kurz
- 2 Fleecepullover (eines etwas dünner und etwas dicker)
- Regenjacke
- Mütze, Handschuhe
- Handtuch, Hüttenschlafsack
- Powerbank und Kabel
- Smartphone, AirPods
- E-Book-Reader (Pocketbook)
- Trinkflasche, Taschenmesser
- Waschzeug (also Duschgel, Shampoo, Hautcreme, Zahnpasta, Rasierer)
- Masken zum Zugfahren, Ohrstöpsel, Schmerztabletten
Das zweite Merinoshirt hätte ich mir schenken können, paar Müsliriegel wären noch sinnvoll gewesen. Und ein Erste-Hilfe-Set, was ich normalerweise mitnehme aber vergessen hatte.