Ciclovia Alpe Adria Radweg

Von Salzburg an die Adria: klingt gut. Also habe ich mich relativ spontan dazu entschlossen, Ende August nochmal eine Woche Urlaub zu nehmen und loszufahren. Glücklicherweise gestaltet sich der Transport im Zug relativ einfach: bis Salzburg kommt man gut im Nahverkehr, und für die Rückreise gibt es großzügige Fahrradkapazitäten, aber dazu dann später mehr.

Hier erstmal der Weg, wobei die Nummer 3 ein Abstecher ins Gailtal ist, der recht spontan war. Die offizielle Webseite sieht acht Etappen vor, die relativ kurz sind, aber auch so ausgelegt dass man in größeren Städten übernachtet und so noch genug Zeit hat. Wenn man mit Zelt an Campingplätzen übernachten möchte muss man teilweise längere Etappen fahren. Meine Empfehlung für das Zelten kommt am Ende.

Salzburg

Eigentlich wollte ich am Freitag nachmittag noch nach Salzburg. Nachdem es am Freitag ganztägig geregnet hat und auch am Samstag nur Regen angesagt war, habe ich das schnell verworfen und bin erst Samstag Mittag los und habe für diesen Tag ein Hotel gebucht. War schwer kurzfristig was zu finden, auf Booking gab's nur recht teure Angebote, immerhin auf salzburg.info war noch was brauchbares, ein Tagungshotel gar nicht so weit weg vom Radweg.

War zufrieden, aber günstig war's halt nicht, knapp 80 € mit Frühstück.


Hotel

Sonntag: die erste Etappe

Wettervorhersage für die nächsten Tage war etwas schwierig. Der Regen zieht langsamer ab nach Osten wie zunächst gedacht. War grad so im Grenzgebiet. Aktuell war's aber trocken und die Sonne kam durch, ich lasse mich überraschen.

Ich hatte keinen konkreten Campingplatz eingeplant sondern im Kopf dass es auf der Strecke genug gibt. Also mal los, dank Hotelübernachtung war ich früh dran und saß vor 9 auf dem Sattel. Zunächst führt der Weg entlang der Salzach, also ziemlich flach. Dank der frühen Stunde ist auch ziemlich wenig los, eher gassigehende Spaziergänger als Radfahrer. Es ist herrlich entspannend.


Salzach

Kurze Pause in Hallein. Als ich das Schild zum Stille Nacht Museum gesehen habe, wusste ich auch woher mir die Stadt bekannt war: dort wurde 1818 von https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Xaver_Gruber_(Komponist) das bekannte Weihnachtslied komponiert. Erinnerungen an die Kindheit werden wach, an die Christmette wo am Ende bei verdunkelter Kirche dieses Lied gesungen wird, und wo man ab der 2. Stophe unsicher wird.

Nun wird es hügeliger, der Weg verläuft aber immer noch entlang des Tals, also keine starken Steigungen.


Blick auf die Berge

In der Nähe von Kuchl ist ein herrlicher kleiner Badesee, wo ich kurz Pause mache. Wenn's mir nicht zuviel Aufwand gewesen wäre, mich umzuziehen, wäre ich gerne reingesprungen.


Badesee bei Kuchl

Die erste größere Steigung ist jetzt der Pass Lueg. Man fährt nach dem kurzen Tunnel (theoretisch gibt's auch einen Radweg vorbei, aber ich bin zu faul, der Straßentunnel ist kurz, Radfahren ist nicht verboten) ein Stück auf der Straße. Das Tal ist hier recht eng, man bleibt aber im Salzachtal.


Straße nach dem Pass Lueg

Das Wetter bleibt stabil. Nach Werfen und Pfarrwerfen – leider ist kein schönes Foto von der Burg entstanden, es hat die passende Perspektive gefehlt – führt der Radweg längere Zeit entlang der Bahnstrecke und ich konnte einen Railjet mit Motivlock und einen Cityjet ablichten.


Railjet der ÖBB mit der Signatur 22 Lok


Cityjet

Sonntags ist immer nervig was zum Mittagessen zu finden. Ich will mittags eigentlich nicht essen gehen, dauert mir zu lange und liegt meist schwer im Magen, stattdessen irgendwie belegte Brötchen. Für den Abend hab ich ja meinen Campingkocher. Leider hatte in Werfen keine Bäckerei offen, auch die Tankstelle in Pfarrwerfen hatte zu, ich wurde dann aber in der Tankstelle an der Haupstraße fündig.


Entfernter Blick auf die Burg

Der erste größere Ort war dann Bischofshofen, hatte mir den aber auch größer vorgestellt.


Bischofshofen

So gegen 15 Uhr in Schwarzach wollte ich mich dann mal nach Campingplätzen umsehen. Leider war ich bereits zu weit gefahren. Entweder 5 km zurück oder die Flucht nach vorne antreten, rund 20 km und ettliche Höhenmeter. Nach kurzer Überlegung habe ich mich für die zweite Alternative entschieden, schließlich habe ich mich noch fit gefühlt und hatte auch aufgrund der späten Anreise einen Tag „aufzuholen“.

Erstmal ein kräftiger Anstieg, teilweise mehr als 10 % Steigung, der dann aber auch mit einem grandiosen Ausblick belohnt wurde.


Ausblick über das Tal

Nun wird's interessant. Der Radweg benutzt die Infrastruktur der Straßen, also Brücken und Tunnel. Es geht vom Salzachtal ins Gasteinertal. Der größte Tunnel ist 1,6 km lang. Zwar ist der Radweg getrennt aber es ist sehr laut, Ohrenstöpsel sind empfohlen (ich hatte keine dabei).


Radweg im Straßentunnel


Radweg mit eigenem Tunnel

Es ist wieder flach, die Campingplätze sind alle ziemlich am Ende des Tals bei Hofgastein, aber glücklicherweise noch unten im Tal. Nette Gegend, ich bin aber mittlerweile müde und will einfach noch ans Ziel. Das Wetter hat gehalten. Hab mir die Orte angesichts dessen dass hier Fernverkehrszüge halten alle größer vorgestellt.


Gasteinertal


Blick auf die Bahnstrecke

Hab dann den erstbesten Campinplatz Camping Bertahof am Fuß in Bad Hofgastein angefahren. Man hört die Straße etwas, ansonsten recht nett: eigener Zeltbereich und sehr luxuriöse Sanitäranlagen.


Zelt


Sanitäranlagen

Am Ende des Tages 105 km gefahren und 1020 Höhenmeter, das ist mein persönlicher Rekord. Sitzt mir auch insofern in den Knochen als dass ein paar Sehnen/Muskeln am rechten Knie weh tun (nicht das Gelenk), was ich sonst nur beim Wandern kenne was mir in den nächsten Tagen etwas zu schaffen macht.

Montag: Tauernschleuse

Heute steht eine kleine Zugfahrt auf dem Programm, aber erstmal muss ich was zum Frühstücken finden. Hab leider versäumt noch einzukaufen am letzten Tag. Am Campingplatz gibt's nur vorbestellte Brötchen, was mir aber nicht gesagt wurde. Schließlich hat mir jemand anders seine Brötchen verkauft, der eh zur Tankstelle musste, und es gab für mich trockenes Brot und Kaffee aus dem Campingkocher. Besser als nichts.

Der erste Teil des Wegs ist ziemlich steil (teilweise über 15 %, wo ich dann kurze Etappen schieben muss), es geht hoch nach Bad Gastein, einem ziemlich malerischen Kurort, der direkt in den Berg gebaut wurde.


Bad Gastein

In Bad Gastein fülle ich meine Vorräte noch im Supermarkt auf, danach ist der Weg wieder flacher (leichte Steigung) und man fährt nach Böckstein.


Bahnhof in Böckstein

Leider wird die Mitnahme von Fahrrädern im ersten Zug verweigert mit dem Verweis dass viele Autos da wären und die Plätze für Personen gebraucht werden. Es wird auf den Zug in einer halben Stunde mit Fahrradgepäckwagen geliefert. Der Zug war halb leer und es wären genügend Plätze frei gewesen, insofern war das für mich nicht nachvollziehbar.


Zug mit Gepäckwagen

Das Ticket kostet 6 € (in der App etwas günstiger), man fährt keine 20 Minuten. Sehr unspektakulär. In Mallnitz gibt's dann am Bahnhof ein kleines Café, das hat mir während der Wartezeit in Böckstein gefehlt.


Bahnhof Mallnitz

Die Abfahrt macht mega Spaß. Da das Tal hinten quasi menschenleer ist und der Autoverkehr nur jede Stunde vom Autoverlad gebracht wird, hat man zwischendrin praktisch seine Ruhe und kann die Abfahrt genießen. Sofort merke ich den Temperaturunterschied, und es ist windiger hier: klassischer Fön, der von Norden auf die Berge drückt.


Abfahrt von Mallnitz


Die Bahnstrecke befindet sich noch hoch am Berg


Ich mag Holzbrücken wie diese

In Möllbrücke mündet das Tal in das Drautal und der Alpe-Adria-Radweg ist mit dem Drauradweg identisch. Diesen bin ich 2019 an Pfingsten bereits gefahren, daher kenne ich Teile der Strecke.

Im Gegensatz zum ersten Tag ist der Rest weniger spektakulär. Ich erreiche Spittal an der Drau. Der Campingplatz Draufluss Camping gefällt mir zunächst nicht so gut (da keine Zeltwiese), aber bis Villach weiter ist mir heute auch zu anstrengend, also bleibe ich. Auf den zweiten Blick gefällt's mir aber sehr gut: ruhig am Fluss gelegen, sehr wenig Verkehr an der Straße dahinter, keine Beleuchtung. Supermarkt ist auch nicht weit.

An der Stelle möchte ich anmerken dass kostenloses Geld abheben in Österreich schwierig ist. Fast alle Banken berechnen direkte Automatenentgelte, zwischen 2 € (BankAustria, also UniCredit) und 5 € (Sparkasse). Beim Spar findet sich hingegen ein Automat ohne zusätzliche Entgelte. Nicht dass die 2 € jetzt ein riesiges Problem wären, mir geht's eher um das Prinzip. Die Banken bekommen von VISA oder MasterCard Geld, das muss reichen.


Drautal


Zelt direkt an der Drau

Dienstag: ins Gailtal

Das Wetter bleibt eine Zitterpartie was die Vorhersage betrifft. Allerdings, soviel darf ich an dieser Stelle spoilern, bleibt es auch heute trocken. Nur der Gegenwind nervt.

Heute ist im Prinzip der langweiligste Tag. Es geht entlang des Drautals bis Villach. Die Campingplatzverteilung ist etwas doof auf dem Weg: ich hab die Option in Villach zu zelten und dann am nächsten Tag eine 120-km-Etappe zu fahren. Oder, und dafür entscheide ich mich dann, ins Gailtal seitlich reinzufahren.

Sehr gut geschlafen heute, für Frühstück hatte ich dank Supermarktnähe schon am Vortag gesorgt. Erstmal noch kurz durch Spittal und an den Bahnhof. So ein „richtiger“ Cappucino statt einer aus dem Campingkocher lockt dann doch. Und ich interessiere mich bekanntermaßen für Züge und auch Bahnhöfe.


Bahnhof in Spittal


Innenbereich des Bahnhofs in Spittal

Spittal ist leider ziemlich zugebaut, es gibt keinen verkehrsberuhigten Bereich. Das schöne Schloss und der Stadtpark davor werden quasi umzingelt von Durchgangsstraßen. Schade eigentlich.


Schloss Porcia Villach


Eisenbahnbrücke nach Spittal

Der jetzt folgende Teil ist landschaftlich schön aber auch etwas fad. Der Weg führt teilweise auf Nebenstraßen aber dann ziemlich lange auf Schotterwegen entlang der Drau. Der Gegenwind nervt etwas und macht einem den Vorteil, dass dieser Abschnitt praktisch flach ist, wieder zunichte.


Rastplatz entlang der Drau

Das ist natürlich Jammern auf hohem Niveau. Insgesamt befindet man sich in einer sehr schönen Gegend, umringt von herrlichen Bergen und einem doch schon ziemlich breiten Fluss, der gelegentlich aufgestaut wird, um daraus Energie zu gewinnen.


Alpenlandschaft im Drautal

Um 14 Uhr erreiche ich dann Villach, obwohl ich heute ziemlich spät gestartet bin und noch Zeit in Spittal „vertrödelt“ habe. Es wäre zu früh, jetzt schon den Zeltplatz anzufahren, also fahre ich schnell weiter gen Süden. Das Wetter wird jetzt auch schöner.


Villach Innenstadt


Kirche in Villach

Zunächst sind der Gailtalradweg und der Alpe-Adria-Radweg noch parallel, irgendwann trennen sie sich auf: Alpe-Adria in Richtung Arnoldstein im Süden, das Gailtal dann in den Westen (parallel zum Drautal nur eine Gebirgskette dazwischen).


Im Gailtal

Leider meldet sich langsam mein Knie (also diese Muskeln). Ging es an den vorigen Tagen einigermaßen, so fahre ich die letzten 10 km unter Schmerzen. Schieben ist aber auch nicht viel besser, ab und zu eine Pause. Leider sind am Ende zu den Plätzen dann noch 150 Höhenmeter zu überwinden, aber hilft ja nichts. Ich bin durchaus am Überlegen, die Tour abzubrechen, aber erstmal schlafen.

Es stehen zwei Zeltplätze in Semering direkt nebeneinander zur Auswahl. Nachdem die Zeltwiese in Camping Alpenfreunde (den ich eigentlich ausgesucht hatte) total schief ist, frage ich im drüberliegenden Camping am Bauernhof. Dort begrüßt mich der Junior, zeigt mir den Platz und ich kann mich hinstellen wo ich will.


Camping am Bauernhof

Mittlerweile achte ich drauf, am letzten Supermarkt alles für den nächsten Morgen einzukaufen. Meistens gibt's zwar irgendwie die Möglichkeit, Brötchen vorzubestellen, aber teilweise ist das auch zu spät und man sollte sich nicht drauf verlassen. An Sonntagen greift man am besten auf Tankstellen zurück. Als Abendessen kaufe ich meistens irgendwas, was sich gut mit dem Campingkocher warm machen lässt.

Mit dem Zelt bin ich ein ziemlicher Exot. Viele Familien hier, ziemlich viele Niederländer. Allerdings ist die Atmosphäre hier ausgesprochen nett, jeder grüßt einen am Morgen, mir wird gleich angeboten die Wäscheleine der Nachbarn zu nutzen. Kann den Platz wirklich empfehlen.

Das Glühen der Berggipfel am Abend ist wunderbar. Man sieht auf der anderen Seite bis zu den julischen Alpen in Slowenien, sogar der Triglav ist erkennbar. Da hätte ich gleich Lust, umzuplanen.


Sonnenuntergang

Mittwoch: im Gailtal

Nachdem ich nun festgestellt habe, dass ich quasi einen Tag „gut“ habe (Abreise am Samstag steht) und um meinem Knie was gutes zu tun, beschließe ich, den Tag im Gailtal zu bleiben und lediglich weiter nach hinten zu fahren. Am Morgen dann mit der S-Bahn nach Arnoldstein zurück.

Die Idee ist gut, die Umsetzung allerdings weniger. Erstens fährt die Gailtalbahn nur noch bis Hermagor, was schonmal verhindert dass ich wirklich weit ins Tal fahre, sonst wird der Rückweg zu aufwendig.

Zweitens verbringe ich am Nachmittag viel zuviel Zeit, den „besten“ Campingplatz zu finden, wodurch ich nichtmal Zeit zum Baden am See habe. Und drittens komme ich Idiot auf die Idee, eine Wanderung durch die Klamm zu machen, was natürlich kontraproduktiv für meine Knieprobleme ist. Am Ende ist es schlimmer wie vorher, und ich wollte doch im Prinzip mich ausruhen.

Nun gut, bestes Wetter, schöne Bilder und Spaß hat's ja doch gemacht.


Kirche in Gailtal


Junge Schafe


Hermagor


Garnitzenklamm



Schließlich lande ich bei Camping Flaschberger, ich finde es eigentlich ganz okay wenn auch mit knapp über 20 € der teuerste Aufenthalt. Genug Zeit um meine Wäsche zu waschen.

Donnerstag: das Finale

Tja, nachts habe ich ziemliche Schmerzen - also nicht so stark dass es den Schlaf beeinträchtigt, aber halt merkliche Zweifel dass ich heute die letzte Etappe fahren kann. Dennoch, in dem Wissen, parallel zu einer Bahnstrecke zu sein und dass es nach 300 Höhenmeter Aufstieg nur noch abwärts geht, fahre ich los. Und seltsamerweise hab ich nichtmal beim Aufstieg Schmerzen, die Sache hat sich für den Urlaub mehr oder weniger erledigt. Ich merke es noch leicht, fahre vorsichtig, aber es beeinträchtigt mich nicht mehr.

Diesen Morgen muss ich das Trödeln lassen, denn um dreiviertel neun will ich die S-Bahn erreichen, um nach Arnoldstein zu fahren. Ich hab letztlich sogar 10 Minuten Puffer.


S-Bahn

Das Wetter ist heute perfekt. Sonnig, nicht zu heiß, keine Gewitter in Sicht.


Angekommen in Arnoldstein

In Arnoldstein nutze ich noch den letzten Supermarkt für Einkäufe, wer weiß wann der nächste kommt. Immerhin ist die Etappe wieder 85 km lang, wenn auch nach dem ersten Drittel mit Gefälle.

Die Steigung ist gleichmäßig, meistens zwischen 3 % und 5 %, also sehr gut zu fahren. Nur kurz sind steilere Abschnitte, wobei es auch hier im einstelligen Bereich bleibt. Der Grenzübergang ist schnell erreicht, bis auf die Tatsache dass sich das Handy dann in Italien einbucht, ändert sich aber nichts. Die Schilder sehen auch anders aus.


Grenzübergang

Immer noch bergauf geht's durch den Wald.


Die alte Bahnstrecke beginnt. Was man spätestens daran sieht, dass die alten Bahnhöfe noch existieren.


Bahnhof Tarvisio Centrale


Bahnhof Tarvisio Citta

Tarvis wäre sicher einen Blick näher wert, ich bleibe eisern und beschließe, die erste Pause einzulegen wenn der Scheitelpunkt erreicht ist.


Dieser ist unspektakulär, nichtmal irgendwie markiert. Ich sehe es lediglich auf meinem Garmin. Nun gut, Pause wird trotzdem gemacht. Und jetzt beginnt das Highlight der ganzen Woche.

Die Aussichten vorher waren nett, jetzt wird es wirklich spektakulär. Man fährt durch einige Tunnel, teilweise beleuchtet, teilweise stockdunkel. Leichtes Gefälle, der irgendwann durch Gegenwind „gestört“ wird. Man kann einfach nur genießen.


Weitgehend ausgetrockneter Fluss


Rathaus Pontebba

Es wimmelt nur so vor Radfahrern. An einem Rastplatz versuche ich einer Dreiergruppe von österreichischen Rennradlern vergeblich mit meiner Luftpumpe zu helfen. Der junge Mann muss anschließend 5 km schieben.


Eisenbahntunnel


Zu viele Straßen


Altes Bahnhofsgebäude


Dorf mit Kirche


Katze mit Eichhörnchen


Einfach nur fahren


Metall-Eisenbahnbrücken mit Gitter


H2O macht den Radler froh


Blick zurück

Eine sehr verwirrende Umleitung führt dazu, dass ich ein paar Kilometer umsonst und wieder zurück fahre. Ich war nicht der einzige, der verwirrt war. Dank Umleitung geht's ein paar Kilometer an der Straße entlang.

Die erste richtige Gemeinde ist Venzone. Dort will ich kalte Getränke kaufen, und just sitzen am Café am Eck zum Marktplatz die österreichischen Ralder mit der Panne vorher. Wir unterhalten uns kurz, sie machen nur einen Tagesausflug und fahren anschließend mit dem Zug zurück.


Venzone


Venzone von außen

Die Stadt hat eine komplett erhaltene Mauer. Wunderschön. Trotzdem, ich will nicht zu lange bleiben, im Zweifel bin ich für „ankommen“ und fahre nach einem Einkauf und einer kurzen Pause schnurstraks zu Camping Ai Pioppi. Es gibt ohnehin keine wirkliche Alternative in der Gegend.

Der Platz ist super gelegen, auch sehr günstig (11 Euro für Radler mit Zelt). Man findet dort sehr viele Radfahrer. Die Wiese ist leider größtenteils schief, allerdings bin ich gewissermaßen auch selbst schuld, weil ich mich nicht getraut habe, oben im leeren Bereich aufzubauen - andere Leute machen das dann nach mir.

Getrübt wird die Freude eigentlich nur von einer tschechischen Reisegruppe, die es für eine gute Idee gehalten haben, bis 10 Uhr irgendwelche Lieder zu singen. Der Platz hat ein kleines Restaurant wo ich für Pizza mit Cola keine 10 € zahle (plus Trinkgeld). Würde jederzeit wieder kommen.


Aufgebautes Zelt

Freitag: Ans Meer

Nun muss ich noch knapp 100 km ans Meer fahren. Steigungen nur noch marginal, auch kein Gefälle mehr, nach Udine ist es komplett flach. Campingplatz existiert keiner mehr dazwischen. Udine kannte ich schon, daher habe ich es vorgezogen, direkt weiterzufahren und nicht noch einen Tag im Hotel in Udine zu bleiben. Würde es wenn dann auf der Rückfahrt empfehlen, man kommt wegen der Bahnverbindung ohnehin durch.

Der Tag beginnt wieder bei bestem Wetter, noch sieht man die Berge.


Nebenstraßen mit wenig Verkehr prägen das Bild hier. Ich habe die Strecke mit Hilfe von Komoot aber etwas abgekürzt, wenn man stur dem Radweg folgt sind es nochmal 15 km mehr.


Mittag erreiche ich Udine.


Udine


Stadttor Udine

Ungefähr in der Mitte von Udine und der Adria liegt Palmanova, eine kleine sternförmige Plansatz, die mich an Neubreisach im Elsass erinnert.


Palmanova innerhalb der Stadtmauer


Palmanova außerhalb der Stadtmauer


Landschaft

Noch ein paar Worte zur Vegetation: während Flüsse und Bäche teilweise ausgetrocknet sind erscheint mir die Vegetation viel grüner als zu Hause. Woran das liegt: ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung. Kurzer Halt bei einem Lidl, dankenswerterweise mit Toilette, und dann Endspurt ans Meer.


Endspurt


Die Adria

Grado ist noch einen Damm entfernt, ich hatte allerdings den Campingplatz Isola del Paradiso angepeilt, eine kleine Insel davor in der Lagune. Zelte haben da eine eigene „Nebeninsel“. Man sprach an der Rezeption sogar deutsch und bezahlt habe ich 18 €, für die Lage am Meer war ich zufrieden.


Zelt steht

Bin ziemlich zufrieden hier. Kleiner Shop ist vorhanden, Pizza wird auch verkauft wenngleich ich meinen Kocher benutze, da ich schon eingekauft hatte. Ich komme mit meinen Zeltnachbarn (alles deutsche bzw. Österreicher) ins Gespräch. Gut baden kann man hier allerdings nicht, dafür gibt's einen kleinen Pool.


Sonnenuntergang

Samstag: Rückzug

Wer würde nich gerne so aufwachen?


Heute habe ich Zeit, ich muss den Platz erst mittags verlassen und die Etappe bis Monfalcone ist auch nicht mehr lang. Immerhin: das Zelt ist komplett trocken, was mir sehr entgegenkommt, da ich ja eine Nacht im Hotel verbringen werde und keine Lust habe, alles auspacken zu müssen.

Etwas wehmütig verlasse ich den Ort und fahre auf den Damm nach Grado.


Zeltinsel


Damm nach Grado

Ich folge nun dem Eurovelo 8: Mittelmeer-Route. Der Radweg ist gut ausgebaut, teilweise aber auch schlecht zu fahrender Schotter. Der Isonzo ist hier recht gut mit Wasser gefüllt.


Radweg


Isonzo


Badestrand vor Monfalcone

Heute ist es sehr schwülwarm, die Luft ist nach dem gestrigen Tag auch irgendwie raus. Die Gegend um Grado ist mir eh zu touristisch. Ich fahre also mehr oder weniger schnurstraks nach Monfalcone zum Bahnhof. Erstmal was im Bahnhofscafé essen, dann beschließe ich noch ein frisches T-Shirt zu kaufen nachdem die vorhandenen etwas riechen und ich nicht mehr gewaschen habe. Leider haben die Läden in der Innenstadt alle zu, fündig werde ich bei einem NKD im Industriegebiet wo ich dann auch im Schlussverkauf zwei Shirts für insgesamt 10 € erstehe. Sicher nicht nachhaltig, andererseits werden solche Waren dann eh vernichtet.


Rathaus Monfalcone


Ziemlich ausgetrocknet

Nun gut, Proviant habe ich auch besorgt, noch eine knappe Stunde am Bahnhof warten und dann kommt der Zug auch schon: der MICOTRA, ein Reginalzug, der zweimal am Tag fährt und speziell auf diesen Radweg ausgerichtet ist, man fährt mit ein oder zwei großen Gepäckwagen. Tickets gibt's bei den ÖBB oder im Zug, nicht an den Schaltern oder Automaten der Trenitalia.


Mein Zug

Es fängt sogleich an zu gewittern. Aufgrund der vielen Tunnel sieht man nach Udine nicht mehr viel von der eigentlichen Strecke, welche ja der Ersatz für die alte, geradelte Strecke ist.


Ausladen der Räder in Villach

Ich hab das B&B Hotel gebucht, relativ nah zum Bahnhof und vernünftige Fahrradstellplätze (überdacht und videoüberwacht). Nach einer Woche also ein richtiges Bett. Trotzdem mag ich das Zelten, ich fühle mich danach gut erholt auch wenn ich nachts öfter aufwache wie im Bett zu Hause.


Das Zimmer

Sonntag: die Zugfahrt

Ich muss früh aufstehen: der gebuchte RailJet fährt um 7:15 in Villach los. Leider merke ich am Bahnhof, meine AirPods im Hotel vergessen zu haben. Ich rufe sofort dort an und mir werden sie zugeschickt, ich hätte sonst den Zug verpasst. Es sollte die richtige Entscheidung sein, der Versand kostet 10 €, ein neues Ticket wäre teurer und ob ich mit dem Fahrrad an diesem Tag noch mitgekommen wäre, ist auch fraglich.


Fahrrad im RailJet

Die Fahrt führt entlang der gleichen Strecke wie der Radweg, insofern finde ich es interessant, nochmal die Orte zu sehen. Es hängt noch Nebel in der Luft. Ich genieße auch das maskenfreie Zugfahren, nur sehr wenige tragen eine Maske, der Schaffner auch nicht. Der Zug ist sehr mäßig gefüllt.


In Salzburg hätte ich mit dem 9-Euro-Ticket heimfahren können, ich hatte aber aus Interesse die Westbahn genommen. Die Fahrradstellplätze sind sehr gewöhnungsbedürftig, man steht quasi im Türbereich. Die Halterungen sind zwar gut, aber ein Teil der Treppe wird blockiert. Man hat fast den Eindruck als wäre das nachträglich gemacht worden.


Fahrrad in der Westbahn

Aufenthalt in Freilassing, die Grenzpolizisten kontrollieren jeden einzelnen Ausweis inkl. Herabnehmen der Maske, um auch ja das Gesicht zu verifizieren. Ich halte das dann doch für übertrieben.


In der Westbahn

Die restliche Fahrt mit dem München-Nürnberg-Express verläuft unspektakulär. Voll aber pünktlich. Ich erreiche wie geplant mein Zuhause gegen 16 Uhr.

Fazit

Perfekte Radtour innerhalb einer Woche. Speziell die alte Bahnstrecke war ein Highlight, würde ich jedem empfehlen. Die Campingplätze waren alle in Ordnung, am besten hat mir der Bauernhof und die Insel am Schluss gefallen.

Preislich auch alles im Rahmen, immer zwischen 10 und 20 €. Damit ein sehr günstiger Urlaub. Die Verpflegung war kaum teurer als zu Hause, die Zugtickets auch sehr günstig (MICOTRA 16 €, RailJet mit Rad keine 20 €), einzig die beiden Hotelübernachtungen am Anfang und Ende mit jeweils 80 € etwas teurer.

Um die lange erste Etappe (mit vielen Höhenmetern) zu vermeiden empfielt es sich, vormittags anzureisen so dass man noch einen halben Tag fahren kann. Entlang der Salzach gibt es genug Campingplätze. Damit passt die Aufteilung wieder.

Wenn man meinen Pausentag im Gailtal abzieht bin ich ja die Tour in 5 Tagen statt der vorgeschlagenen 8 Tagen gefahren. Sportliche Radler mit etwas weniger Gepäck (Gravelbike) schaffen es sicher in gut in vier Tagen.

Stromversorgung

Noch ein Wort zur Stromversorgung. Ich hatte eine 20000 mAh-Powerbank dabei und die SUNMOOVE® Solarzelle 6,5 Watt. Mein Garmin Tour Explorer 2 hat jeweils drei Tage gehalten ohne nachzuladen. Die Powerbank war dann am Ende leer.

Wenn man sich mit der Smartphone-Nutzung zurückhält (was ich nicht getan habe, viel getwittert und teilweise auch Videos geschaut) kommt man aber bei sonnigem Wetter durchaus mit der Solarzelle aus.

Zwar kann man im Prinzip immer an Campingplätzen irgendwo Strom zapfen, aber es war einfach ein Versuch, ohne externen Strom auszukommen.