Ich wollte dieses Jahr noch meinen warmen Schlafsack ausprobieren, den ich mir für die Herbst-Tour gekauft hatte, aber dann doch nicht gebraucht habe, weil die Wettervorhersage warmes Wetter prognostiziert hat. Außerdem wollte ich unbedingt mal einen Trekkingplatz in Deutschland probieren. Im Sommer sind die zumindest kurzfristig ausgebucht, warum also nicht mal im Herbst?
Wild zelten ist in Deutschland bis auf einige Ausnahmen verboten, allerdings entstehen in den letzten Jahren zunehmend Trekkingplätze, die einem legal ein Naturerlebnis abseits von mit Wohnmobilen überlaufenen Campingplätzen ermöglichen. Corona hat der Entwicklung sicherlich einen gewissen Schub verleiht. Kostenlos sind sie allerdings nicht, teilweise zahlt man sogar mehr wie auf Campingplätzen – ich habe aber sogar ein gewisses Verständnis dafür, da die meisten Campingplätze die paar Zelte sicherlich mehr oder weniger quersubventionieren mit teureren Stellplatzgebühren für Wohnmobile.
Die Infrastruktur auf den Trekkingplätzen ist zumeist relativ ähnlich: es gibt neben den Stellen, wo man sein Zelt aufbauen darf, eine Naturtoilette („Plumpsklo“), oft eine Feuerstelle, teilweise Mülleimer und Brauchwasser. Manchmal gibt es auch eine Getränkebox (wo man einfach Geld in eine Kasse legt). Was es nicht gibt: eine Wasserleitung. Trinkwasser zum Kochen muss man also selbst mitbringen wenn kein sauberer Bach, See oder eine Quelle in der Nähe ist.
Frankenwald
Die zu Nürnberg am nächsten gelegenen Trekkingplätze gibt es im Frankenwald Richtung Hof (Trekking im Frankenwald). Ich hatte erst am Donnerstag davor gebucht. Man bezahlt einfach per Überweisung. Das ist bei kurzfristigen Buchungen zwar problematisch, meinem Eindruck nach wird es aber auch akzeptiert, wenn man im Nachhinein überweist. Ich selbst habe eine SEPA-Echtzeitüberweisung gemacht, da es bei meiner Bank ohnehin kostenlos ist. Zu den Kontrollen komme ich später.
Auf der Webseite werden Tourenvorschläge gelistet, ich hatte mir darauf basierend eine Wanderung von Bad Steben nach Helmbrechts geplant, von Bahnendhaltestelle zu Bahnendhaltestelle mit einer Übernachtung am Trekkingplatz Döbraberg, dem mit 794,6 m höchsten Berg im Frankenwald.
Packliste
Ich bin ja normalerweise eher mit dem Fahrrad unterwegs, da hat man etwas mehr Spielraum was das Gepäck betrifft. Insofern war ich minimalistischer unterwegs als sonst:
- mein Vaude Lizzard Trekkingzelt
- aufblasbare Isomatte
- Schlafsack
- aufblasbares Kissen
- Zahnputzzeug
- Powerbank
- Stirnlampe
- E-Book-Reader
- Taschentücher/Toilettenpapier
- Hygienetuch zum Waschen (Sea to Summit Wilderness Wipes)
- Müllbeutel
- T-Shirt zum Schlafen
- Wassersack mit 2 Liter und Trinkflasche (der Wassersack ist praktischer wie zusätzliche Flaschen, da er beim Rücktransport kleiner wird und weniger wiegt)
- Trekkingnahrung, Systemkocher, Frühstück
Läppert sich ganz schön, am Schluss war ich bei 12 kg wenn ich mich richtig erinnere. Ansonsten halt noch die Kleidung, die ich getragen habe (die dann teilweise im Rucksack war, wenn's wärmer war), Handy und Kopfhörer.
Was ich noch hätte mitnehmen sollen: eine Mütze.
Hin ...
Die Anreise nach Bad Steben erfolgte mit dem Zug: RE Nürnberg – Hof, agilis Hof – Bad Steben.
Die agilis in Bad Steben
Zunächst läuft man durch den Kurpark, dann geht's über Wald und Wiesen. Es scheint noch durch einen milchigen Himmel die Sonne, leider ist es doch merklich kälter und windiger als im Nürnberger Raum.
Zunächst läuft man durch den Kurpark, dann geht's über Wald und Wiesen. Es scheint noch durch einen milchigen Himmel die Sonne, leider ist es doch merklich kälter und windiger als im Nürnberger Raum.
Kurpark
Lippertsgrün, einziger Ort auf der Wanderung
Milchiger Himmel
„Vor“ dem Trekkingplatz liegt der 18 m hohe Prinz-Luitpold-Turm. Bevor ich da hochlaufe will ich aber erstmal mein Zelt aufbauen.
Prinz-Luitpold-Turm
Nun also etwas runter und das Zelt aufbauen. Ein wirklich sehr schöner Trekkingplatz: es gibt vier abgetrennte Zeltplätze. Ansonsten eben Toilettenhäuschen, Feuerstelle, Holz dafür und eine Box mit Getränken, deren Code man bei der Buchung erhält. Darin sogar ein Hammer zum einfacheren Zeltaufbau. Sehr liebevoll gestaltet, dafür sind die 15 Euro pro Platz (für 1-3 Personen) dann auch okay.
Zeltplatz, mein Zelt is das hintere
Neben mir treffe ich noch zwei Herren auf einer Wanderung, einen Mountainbikefahrer und einen Vater mit Sohn. Alles nette Leute, man sitzt am Abend zusammen am Lagerfeuer, ganz anders wie auf diesen Campingplätzen. Getrübt wird meine Freude nur von der fehlenden Mütze, trotz Feuer ist es tatsächlich etwas kalt.
Blick vom Aussichtsturm
Immer noch aktiv genutzte Radarstation
Lagerfeuer
... und zurück
Die Nacht wahr ruhig, man hat eigentlich nur den Wind gehört. Leider ist der Morgen bewölkt, die Nacht war nicht wirklich kalt aber durch die fehlende Sonne ist es dann beim Frühstück ziemlich frisch. Eine warme Dusche ist schon was schönes, aber die Katzenwäsche war auch in Ordnung. :-) Lieber wäre mir eine knackig kalte Nacht und Sonnenschein am Morgen gewesen. Mein Schlafsack hat jedenfalls warm gehalten.
Besagte Box mit Getränken. Darin auch stilles Wasser, insofern hätte ich mir das Schleppen auch erleichtern können
Direkt unterhalb des Trekkingplatzes befindet sich eine alte Hütte der Bergwacht. Dort hat auch ein junger Mann übernachtet. Scheint aber nicht öffentlich zugänglich zu sein, evtl. für Mitglieder der Bergwacht.
Hütte der Bergwacht
Achso: Kontrolliert wurde nicht. Allerdings haben mir die anderen erzählt dass am vorherigen Platz kontrolliert wurde. Man muss also schon damit rechnen. :-)
Ich gehe schnurstracks den Weg zum Bahnhof zurück. Das eigentliche Erlebnis was der Trekkingplatz, insofern wollte ich eigentlich relativ zügig nach Hause.
Blick in die Landschaft
Über Wald ...
... und Wiesen
Altes Kurheim in Helmbrechts
Zweistundentakt ist nervig: Entweder man beeilt sich oder man wartet ewig. Ich hab mich für ersteres entscheiden, grad noch den Zug erreicht, dann noch eine Auseinandersetzung mit dem Schaffner, weil er mir trotz des komplett leeren Zuges Essen und Trinken verboten hatte, weil ich dann meine Maske absetzen müsste. Könnte mich heute noch drüber aufregen über den Unsinn.
Fazit
Trekkingplätze sind eine schöne Möglichkeit, legal in der Natur zur übernachten. Werde definitiv im nächsten Jahr versuchen, sowas nochmal zu machen. Ich hoffe ja immer noch darauf, dass Corona vorbei ist, die Leute wieder nach Mallorca fliegen und dadurch die Situation hier entspannter wird, also dass man auch einigermaßen kurzfristig im Sommer mal die Gelegenheit hat, einen zu buchen.
Was mir ganz gut gefallen hat: dass man Leute trifft aber dass es auch nicht zu voll ist.