Via Claudia Augusta in zwei Teilen – Teil 2

Vorgeschichte

Die Vorgeschichte ist der erste Teil, die Fahrt von Augsburg nach Bozen. Schon in Südtirol beschloss ich, dass ich die Fahrt nach Venedig fortsetzen würde. Am liebsten wäre ich natürlich gleich weitergefahren, allerdings musste ich die nächste Woche arbeiten. Anfang September habe ich dann wieder eine Woche Urlaub genommen und wollte in dieser Zeit von Bozen nach Venedig fahren.

Planung

Naheliegend wäre die Rückfahrt von Venedig nach Nürnberg über den direkten EuroCity von Venedig nach München über Verona und den Brenner gewesen. Es verkehren zwei Zugpaare, die allerdings beide zeitlich ungünstig sind wenn man von München weiterfährt (Ankunft München 20:25 bzw. 22:27); der erste geht zwar theoretisch noch, allerdings macht eine Abreise um 13:50 Uhr in Venedig wenig Sinn. Die nächste Option wäre dann gewesen, zuerst mit einem italienischen Regionalzug (in Italien gibt es Fahrradmitnahme ausschließlich in Regionalzügen) nach Verona zu fahren und dann bereits mit einem früheren EuroCity über den Brenner. Das brachte mich dann wiederum auf die streckentechnisch interessantere Idee, mit der Valsuganabahn den direkteren (aber langsameren) Weg von Venedig nach Trento zu nehmen, mit Umstieg in Bassano del Grappa. Die Route ist ähnlich zu der Via Claudia Augusta, allerdings im Tal. Wobei man sich an dieser Stelle natürlich fragt warum die Römer den umständlichen Weg über den Berg genommen haben wo es doch eine Talroute zu geben scheint: Es lag daran dass das Tal wegen Überschwemmungen teilweise unpassierbar war.

Zurück zur Planung der Rückfahrt: Irgendwann kam mir dann die Idee, nicht über den Brenner sondern über die Tauernroute über Villach zu fahren. Für Bozen – Venedig war eine Woche ohnehin etwas lang, so konnte ich noch ein Stückchen bis Udine anhängen. Außerdem gefallen mir Rundreisen ohnehin besser, auf der Karte schließt sich die Route (Eisenbahn und Fahrrad zusammen) erst in Rosenheim. Und schließlich finde ich die Tauernbahn ohnehin viel schöner als die Brennerroute. Auf die genaue Strecke und die Buchungsmodalitäten komme ich dann zum Schluss noch.

Damit war es also festgezurrt: Anreise nach Bozen, weiter entlang der Via Claudia nach Venedig, dann kurz an die Adria und zurück nach Udine. Von dort dann mit dem Zug wieder nach Nürnberg zurück.

Anreise nach Bozen, weiter nach Salurn

Die Anreise war dieses Mal am Freitag, weil ich noch eine Bonuspunkte-Freifahrt einlösen wollte und schlicht keine Kontingente am Samstag mehr frei waren. Es war eben immer noch Ferienzeit. Ich hatte das Glück, dass im Zubringer-ICE noch ein Fahrradplatz frei war.

Das Glück war dann eigentlich eher Pech: Als ich routinemäßig beim Frühstück die Verbindung überprüft habe, kam die Meldung, dass der Zug (aus Berlin kommend) ersatzlos ausfällt. Ich hatte nun verschiedene Optionen: Früher losfahren, um den EuroCity von München nach Bozen noch zu erreichen, oder pünktlich mit einem anderen Regionalzug nach München fahren und dann einen späteren Zug nach Bozen zu nehmen. Die zweite Option hatte den Nachteil, dass ich dann vermutlich zu spät in Bozen wäre, um noch nach Salurn zu kommen. Außerdem wäre es ungewiss, ob noch ein Fahrradplatz frei ist. Die frühere Option hatte vor allem den Nachteil: Ich muss mich beeilen! In Windeseile habe ich meine Sachen fertig gepackt und hab’s grad noch pünktlich geschafft, am Bahnhof in Fürth zu sein. Danach hat alles wie am Schnürchen geklappt und ich war pünktlich am Nachmittag in Bozen.

Der Zug war im Übrigen recht voll, fahrradtechnisch aber eher leer: Das lag daran, dass ich nicht der einzige war, der den ICE von Berlin als Zubringerzug eingeplant hatte: Eine Reisegruppe nach Venedig hat gefehlt. Shit happens.

Eigentlich verläuft die Via Claudia von Bozen nach Salurn entlang des Kalterer Sees, aus zeittechnischen Gründen bin ich dann aber die Abkürzung direkt an der Eisack entlang gefahren. Es war schwülheiß mit Gewitterneigung, ich wollte also trocken ankommen.

Die Strecke in Südtirol ist, wie sie aufgehört hat, autobahnähnlich gut zu fahren mit genialer Kulisse. Gegen 18 Uhr erreiche ich meinen Endpunkt Salurn und die dortige Jugendherberge. Ich hatte dort ein Zimmer für knapp 30 € gebucht, ein wahres Schnäppchen. Salurn befindet sich etwas abseits von der Etsch im Osten des Tals und ist der südlichste Punkt von Südtirol, quasi direkt an der Sprachgrenze.


Radstrecke entlang der Eisack


Dunkle Wolken ziehen auf

Die Jugendherberge ist in einem sehr guten Zustand, das Zimmer etwas dunkel und dank feiernder Nachbarn (nicht in der Jugendherberge sondern das Haus weiter) etwas laut; die Feier wird dank eines Gewitters gegen 22 Uhr beendet, wobei das Donnern jetzt auch nicht wirklich leiser war. Jedenfalls schlafe ich gut.


Burg bei Salurn (man beachte den Fleck am Berg)


Kirche in Salurn


Salurner Rathaus


Innenhof der Jugendherberge

Trento, Eisenbahn und Caldonazzosee

Nach einer erholsamen Nacht genieße ich erstmal die Ruhe auf der Dachterrasse. Eine wirklich schöne Jugendherberge. Der Wirt erwähnt, dass nächste Woche in Italien die Schule wieder beginnt und wieder Jugendgruppen zu Gast sind. Das Frühstück ist sehr gut und ich breche auf. Es ist sonnig, allerdings nimmt die Gewitterneigung zu, das heißt vormittags schön, mittags schwül und am Abend Gewitter. Das Wetter fängt also genauso an wie es auf meiner Tour im Juli aufgehört hat. Vermutlich das Standardwetter im Sommer südlich der Alpen. Ich persönlich bevorzuge ja eher die trockene Hitze.

An der Etsch entlang verlasse ich Südtirol und bin nun im Trentino angelangt, somit endgültig in Italien. Mein Deutsch bringt mich nicht mehr weiter, dafür dann eben Englisch und ein paar Brocken Italienisch. Wobei ich leider feststellen musste dass die Italiener so schlecht Englisch sprechen dass selbst ein paar Brocken Italienisch hilfreicher sind als Englisch. Nun gut, Fremdsprachen sind ja auch nicht meine Stärke, insofern sind mir die Italiener in diesem Punkt sogar sympathisch. Und nicht nur in diesem.


Wieder das Etschtal, es geht so schön weiter wie die Tour aufgehört hat


Dieses Bild wurde von der Komoot-Redaktion für ein Highlight ausgewählt, hat mich nachträglich gefreut

// https://www.cycletux.de/serendipity/archives/2-Ostern-am-Gardasee-2019.html

Gegen 11 Uhr komme ich dann in Trento an. Die Stadt kenne ich schon von meinem Osterurlaub, daher hält sich mein Drang, die Stadt anzuschauen, in Grenzen. Stattdessen steht noch eine Fahrt mit der Schmalspurbahn nach Mezzana auf meiner Pendenzenliste. Ich schließe mein Fahrrad sicher ab, betrachte den Fahrplan und entschließe mich zu einer Fahrt bis ungefähr zur Mitte der Strecke. Ich weiß es ehrlich gesagt beim Schreiben des Blogs selbst nicht mehr genau.

Die Landschaft ist ganz nett, man fährt aber viel durch Gebüsch, so dass die Aussicht jetzt nicht so grandios ist. Fahrkarten gibt es am Schalter oder auch direkt im Zug. Die Strecke läuft am Anfang ziemlich parallel zur Hauptbahn, bedient dort aber viel mehr Haltestellen und wird als eine Art S-Bahn für die dort lebende Bevölkerung benutzt. Die Fahrt ist ganz angenehm, allerdings würde ich mir im Nachhinen betrachtet mehr Zeit nehmen und die Fahrt nicht so in das Gesamtprogramm reinquetschen. Also eigentlich einen Tagesausflug draus machen statt nur drei Stunden so mittendrin.


Ausblick bei Villamontagna


Trento

Weiter geht's also. Die Wettervorhersage prophezeit wieder Schauer und Gewitter am Nachmittag, ich will mich also beeilen. Den Weg von Trento zum Caldonazzosee kenne ich bereits von meiner Ostertour. Was mir auffällt: Durch das Training und die Fahrpraxis im Sommer fällt mir die Steigung viel leichter. Der Tourguide empfiehlt für diese Teilstrecke im Übrigen entweder die Bahn oder die Busse. Mit Muskelfahrrad könnte ich diese Empfehlung auch nachvollziehen, es ist schon eine knackige Steigung aber im Verlauf der Tour kommen noch weitere hinzu.

Kurz vor dem Caldonazzosee steige ich dann aber auch auf die Bahn um, aber nicht wegen der Steigung sondern wegen des Regens. Ich fahre also „rechts“ statt „links“ am See entlang, steige in Levicio Terme aus, wobei sich der Bahnhof recht weit abseits des Stadtzentrums befindet. Es regnet allerdings weit weniger als ich vom Regenradar befürchtet habe, so dass ich vermutlich auch einigermaßen trocken mit dem Rad an das Ziel gekommen wäre. Sei's drum. Ich suche meine heutige Unterkunft auf, ein Zimmer in einer Wohnung, welches ich über AirBnb gefunden habe.

Mit den Leuten komme ich kaum in Kontakt, die Tochter des Hauses spricht aber sehr gut Englisch und gibt mir auch ein paar Tipps. Mit mir befindet sich noch eine Familie ebenfalls über AirBnb in der Wohnung, was mir dann aber erst am nächsten Morgen klar wird. Die Einrichtung des Zimmers ist etwas angestaubt, aber ich bin insgesamt zufrieden, auch mit dem Frühstück. Den Abend verbringe ich noch in der sehr schönen Innenstadt (es hat aufgehört zu regnen), die mich insgesamt an die Orte am nördlichen Gardasee erinnert.

Das Abendessen, ein Döner, führt bei mir aber zu kurzzeitigen Magenverstimmungen. Noch nie so einen schlechten Döner gegessen. Zum Glück ist mein Magen – im Gegensatz zu anderen Organen – sehr tolerant was Außeneinflüsse betrifft und verträgt einiges.


Kirche in Levico Terme


Der Caldonazzosee


Blick auf Levico Terme

Jetzt wird’s bergig: Nach Lamon

Der heutige Abschnitt wird etwas anspruchsvoller: 63,9 km Distanz, 1200 m Höhenmeter bergauf und etwas mehr bergab. Aber erstmal begrüßt mich ein sehr angenehmer Morgen.


Start in den Tag


Ausblick (1/2)


Ausblick (2/2)


Borgo Valsugana


Borgo Valsugana


Bei Castel Ivano

Nun wird’s allmählich richtig hügelig. Erst hoch, dann wird man durch eine sehr schöne Abfahrt belohnt. Für meine Bremsen ist das aber immer eine kleine Belastungsprobe, so dass ich immer mal wieder eine kleine Pause einlege, damit die abkühlen können. Leider konnte man die Schlucht, am Rande derer die Abfahrt verläuft, nicht anständig fotografieren. Eine wirklich schöne Gegend. Die Straße war auch sehr wenig befahren, so dass es Spaß gemacht hat. Der Himmel zog sich allmählich zu, aber Regen war noch nicht in Sicht, auch auf dem Radar nicht.

Am Nachmittag traf ich dann in Lamon ein, eine Stadt oder eher ein Dorf, das noch oben auf dem Berg liegt. Dort gönne ich mir ein Eis, fahre dann aber relativ schnell weiter zu meiner Unterkunft im Tal weiter unten, da ich Regen befürchte.


Rathaus von Lamon

Die Unterkunft befindet sich direkt an der Hauptstraße, was ich allerdings schon wusste. Ich bat um ein Zimmer auf der Rückseite. Den Wunsch erfüllte man mir, allerdings hatte ich dort dann gar keine Aussicht, da man nur den Berg sieht. Außerdem wird das Haus gerade renoviert, so dass dann auch noch die Gerüste dazukommen. Innen ist das Zimmer top-modern, aber das Gesamtbild stimmt irgendwie nicht und die Luft ist recht feucht. Das Bad hingegen ist ein Traum.


Unterkunft von außen

Leider geht das Fenster im Bad zur Seite und das ist das einzige, was frische Luft und Licht bringt. Seitlich befindet sich allerdings der Biergarten mit relativ lauter und nerviger Musik. Zum Glück hört die Musik dann aber gegen 19 Uhr auf. Ich bleibe ohnehin nicht im Zimmer sodern erkunde zu Fuß die Gegend. Es hat nur getröpfelt und nicht geregnet, die Luft war aber recht schwül und unangenehm.


Wasserfall auf der anderen Straßenseite

Der Wasserfall haut mich jetzt nicht vom Hocker, ich habe schon schönere gesehen, vor allem auch welche nicht in unmittelbarer Umgebung zu einer stark befahrenen Straße. Dafür entdecke ich auf der Karte nach etwa 2 km Fußweg ein viel interessanteres Detail: Hinter einem Tunnel befindet sich ein See. Was man auf der Karte aber nicht erkannte: Kein natürlicher See sondern ein Stausee Lago del Senaiga (der Wikipedia-Eintrag ist leider nur auf Italienisch verfügbar). Das Ganze ist etwas skurril, unwirklich, ein riesiger betonierter Bogen eingeklemmt zwischen zwei Felswänden. Irgendwo habe ich gelesen dass diese Bauweise super stabil sei und verhindert hat, dass die Staumauer bei einem Erdbeben zerstört wurde.


Staumauer

Feltre im Regen

Der Tag beginnt trüb. Spätestens in der Mittagszeit soll es heftig regnen. Nachdem ich bereits vorgebucht hatte, gab es eigentlich keinen wirklichen „Plan B“ (zumindest nicht ohne größeren Aufwand). Was es allerdings gab war so eine Art Light-Variante der Tour: Direkt im Tal auf der Straße mit einem kleinen Bahnabschnitt ab Feltre. Zunächst musste ich allerdings durch einen Tunnel fahren, was mit dem Fahrrad wirklich kein Spaß ist, erstens weil es dunkel ist, zweitens weil man damit rechnen muss, überfahren zu werden (es gibt keinen Radweg) und drittens, weil es ohrenbetäubend laut ist, wenn ein Lkw oder Motorrad vorbeifährt. Ich hab’s dann aber überstanden.

Leider erreicht mich gut 10 km später ein Telelefonanruf, dass ich meinen Personalausweis im Hotel vergessen habe. Fuck, fuck, fuck!! Also wieder zurück, zum Glück entdecke ich den alten Weg neben dem Tunnel – keine Ahnung warum ich das beim Hinweg übersehen habe. Gut ausgeschildert ist er tatsächlich nicht, er ist auch für Autofahrer nicht durchgehend befahrbar, aber eben super für Radfahrer.


Alte Straße am Tunnel vorbei

Die Aussicht war ganz gut, ließ sich aber schlecht ablichten. Und kurz vor 11 Uhr ging es dann mit dem Regen los. Ich war grad in einem kleinen Dorf und wollte den Regen in einem Café aussitzen.


Regen

Gegen 12 Uhr ließ der Regen auch etwas nach, es war zumindest dann nur noch leichter Regen so dass ich beschloss, aufzubrechen. Ich kam dann bis zur nächsten Stadt, Feltre.


Fahrt im Regen

Feltre erwieß sich als Glücksgriff. Zum einen weil ich erstmal ein ordentliches Mittagessen zu mir nehmen wollte. Normalerweise gibt es auf meinen Touren Mittag immer nur Brötchen und am Abend die Hauptmahlzeit. Somit liegt mir das Essen nicht so schwer im Magen und ich komme schneller voran. Da ich aber nun genug Zeit habe, komme ich an einem Restaurant vorbei, das mir von außen schon zusagt. Eher so für Studenten, kein klassisches Mehr-Gänge-Menü. Und so war es dann auch. Das Publikum und das Personal waren dann auch eher jung und sprachen perfekt Englisch.


Mein Mittags-Restaurant in Feltre


Hat nicht nur lecker ausgeschaut, war auch extremst lecker!

Nun gab es noch einen Kaffee, Zeit hatte ich ja genug. Es regnete immer noch. Gegen 13:30 Uhr startete ich dann meinen Stadtrundgang. Zu Fuß ist der Regen nicht ganz so dramatisch. Achja, ich hatte mir beim Warten in dem Dorf in einem Supermarkt einen Regenschirm für 5 € besorgt, was das Ganze etwas angenehmer machte. Feltre gab es schon in der Römerzeit, wurde aber 1509 komplett zerstört. Im Jahre 1797 wurde die Stadt von Frankreich erobert und kam nach dem Wiener Kongress zu Österreich-Ungarn. 1866 wurde sie von Italien annektiert und gehört seit dem Ende des Ersten Weltkriegs offiziell zu Italien. Heute hat die Stadt 20 000 Einwohner und keine größere Bedeutung.

Feltre besteht aus einer historischen Oberstadt und der modernen Unterstadt, wo sich die Geschäfte und der Bahnhof befinden. In dem Gebiet um Feltre fanden übrigens wie in ganz Südtirol die Kämpfe des ersten Weltkrieges statt, wo Italien auf Seiten der Entente gegen Deutschland und Österreich-Ungarn kämpfte.


Blick auf die Oberstadt


Bahnhof in Feltre


Piazza Maggiore in Feltre


Es fand wohl kürzlich ein Radrennen statt

Nach der Stadtbesichtigung stieg ich dann also auf die Bahn um. Es regnete immer noch. Die Bahn war praktisch leer. Das Fahrradticket kostet in Italien übrigens 3,50 € pro Tag (in Deutschland 5,50 €). Da die eigentliche Fahrkarten für deutsche Verhältnisse extrem günstig sind hatte das zur Folge, dass ich zweimal für das Rad mehr bezahlte als für mich selbst. Ich mir nicht sicher ob es in Italien – wie in Deutschland – auch die Regelung gibt, dass man für ganz kurze Strecken auch eine Kinderkarte für das Rad nehmen darf. Ich wollte es aber auch nicht drauf angekommen lassen.


Regionalzug (Dieseltriebwagen)

Angekommen in Busche regnete es immer noch. Es war aber laut Regenradar abzusehen, dass sich dies in etwa einer halben Stunde ändern sollte, und so kaufte ich noch in einem Supermarkt etwas ein und wartete das Ende vom Regen ab. So kam es dann auch. Bis zur Unterkunft war es nicht mehr weit, sie befand sich am Berg.


Bei Busche

Das mit der Unterkunft war eh ein Problem. Gebucht hatte ich das Zimmer über booking.com, es war aber kein Hotel sondern eine kleine Pension und der Besitzer wollte eine genaue Ankunftszeit. Das war wegen des Regens problematisch, und so war ich den ganzen Tag in Kontakt mit der Pension. Man versprach mir dann aber, auf mich zu warten.

Ich hatte keine großen Erwartungen, aber ich war baff. Die Dame (schon etwas älter) war super nett, obwohl sie kein Wort Englisch oder Deutsch sprach verständigten wir uns über Google Translate. Das Zimmer war sehr schön hergerichtet, in grün gehalten, alles hat farblich zueinander gepasst. Sogar eine Waschmaschine war im Bad. Offenbar ausgelegt für eine Familie, bis zu vier Leute hatten Platz. Trotzdem hat mich die Übernachtung mit Frühstück nur 35 € gekostet. So ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis hatte ich noch nie.


Mein Zimmer für eine Nacht


Die Pension von außen (das mittlere Stockwerk war für Pensionsgäste)

Am Abend hat der Himmel aufgeklart, es war trocken und eine sehr frische, angenehme Luft. Ich genoss das Ganze bei einem kleinen Spaziergang.


Perfektes Wetter

Schönes Wetter und der Pass aller Pässe

An diesem Tag wurde ich tatsächlich von einem Hahn geweckt. Die Dinger können nervig sein. Ich dachte die krähen zweimal und man kann sich dann wieder hinlegen, so ähnlich wie beim Drücken auf die Schlummertaste beim Wecker. Leider habe ich die Schlummertaste bei diesem Hahn nicht gefunden, zumindest nicht per Fernbedienung. Irgendwann hat er dann aber wirklich aufgehört und ich konnte weiterschlafen. Das Frühstück war der Hammer, es gab (aufgrund von Verständigungsschwierigkeiten) Rührei mit Toast. Obwohl ich das eigentlich gar nicht mag oder noch nie probiert hab, ich fand das so nett dass ich brav aufaß. Und ich fand es eigentlich gar nicht verkehrt, nur ungewohnt.

Der Spuk mit der schwülen Luft und dem Regen war erstmal vorbei. Der nächste Tag sollte komplett trocken und sonnig bleiben; beste Voraussetzungen also. Da die heutige Etappe ohnehin recht kurz war, wollte ich einen Teil der Bergstrecke von gestern nachholen. Ich fuhr also im Tal nach Feltre zurück und dann die eigentliche Bergstrecke. Das klingt komplizierter als es ist, am besten sieht man es auf der Karte der Aufzeichnung von Komoot.


Nebel im Tal (wir haben ja schon September)

Dies gab mir die Gelegenheit, Feltre nochmal bei schönem Wetter zu sehen und abzulichten.


Die Oberstadt von Feltre im Sonnenschein


Auch das ist Feltre

Der eigentliche VCA-Weg von Feltre nach Busche (also was ich gestern mit der Bahn und heute im Tal absolviert habe), war keine große Herausforderung. Ich habe ja ein E-Bike, insofern sind kleinere Steigungen recht mühelos. Nach Feltre wird's dann allerdings schwieriger, es geht erst den Berg runter, nur um danach wieder hochzufahren. In diesem kleinen Tal befindet sich eine Burg Castello di Zumelle, die ich besichtige.


Kunst vor der Burg


Ausblick von der Burg


Blick auf die Burg

So, von der Burg aus geht's aufwärts. Steil aufwärts. Lang aufwärts. Das Ganze nennt sich Valmarenopass, beschert einem Steigungen von bis zu 20 % und war dann auch für mein E-Bike zuviel. Zumal auch die Akkulaufzeit irgendwo begrenzt ist. Also hieß es: Schieben. Das Höhenprofil gibt’s auch auf quaeldich.de. Das Ganze ist im Übrigen kein reiner Radweg sondern eine normale Straße. Da es aber in der Nähe einen anderen, flacheren Pass gibt, wird der von Autos praktisch gar nicht benutzt und steht den Radfahrern zur Verfügung. Viel los war aber auch radtechnisch nicht, so dass er – bis auf die Steigungen und teilweise auf die Wegqualität – sehr angenehm zu fahren war. Oben sind dann eine Gaststätte, eine Kirche und ein paar Häuser, nichts spektakuläres.

Spektakulär wird's dann aber auf der anderen Seite des Berges, wo die Abfahrt beginnt. Schlagartig hat man einen sagenhaften Ausblick auf das Tal. Das war bei der Reise ungefähr das Gefühl wie beim Reschensee beim ersten Teil der Via Claudia: Schönes Wetter, Höhepunkt erreicht, grandioser Ausblick, einfach toll.


Der superkrasseste Ausblick der Reise

Von dort geht's dann den Berg runter und im Tal entlang zu meiner Unterkunft, die ich wieder über AirBnb gebucht hatte. Ein Zimmer in einem Haus, von einem Künstlerpaar bewohnt, die aber nicht da sind und deshalb das Haus anderen Leuten überlassen, die mich reinlassen. Bewacht wird das Haus von einem Hund, der mich etwas gestört hat, da er mich ständig angebellt hat und nicht reinlassen wollte. Ansonsten war’s okay, die Sauberkeit war jetzt nicht wahnsinnig aber für eine Nacht in Ordnung. Im Vergleich zur letzten Unterkunft hat mich allerdings der Preis gestört, knapp 50 €.


Meine Unterkunft von hinten (der Garten gehört auch dazu)

Auf nach Venedig

Heute ist der zweite von drei sonnigen Tagen ohne Regen und Gewitter. So sagt es die Vorhersage und so wird es letztlich auch kommen. Der Tag beginnt also genauso sonnig und schön wie der letzte aufgehört hat. Heute steht die längste Strecke bevor, knapp 100 km, dafür allerdings recht flach. Die Alpen liegen hinter mir, vor mir liegen nur noch eine Erhebung und wenn die überwunden ist bleibt es total flach.



Pieve di Soligo


eine sehr schöne Landschaft


Der Piave

Rund 40 km vor Venedig befindet sich die Stadt Treviso, mit 84 000 Einwohnern noch keine Großstadt, aber immerhin. Sie besteht aus einer relativ kleinen Innenstadt, umringt von einer gut erhaltenen alte Stadtbefestigung mit Mauern. Bedeutendstes Bauwerk der Altstadt ist der Dom aus dem 12. Jahrhundert, der im 15./16. Jahrhundert vollständig erneuert wurde. Daneben gibt es noch die Kirche San Francesco, die zwischen 1255 und 1283 erbaut und im 14. Jahrhundert erweitert wurde. In der Kirche wurden ein Sohn von Dante Alighieri und eine Tochter von Francesco Petrarca begraben. Leider hat die Zeit dann nicht gereicht, die Stadt wirklich zu erkunden. Es bleiben lediglich ein paar Eindrücke.


Kanal


Stadttor


Loggia dei Cavalieri


Stadtmauer


schöne Trauerweide vor der Stadtmauer

Am Nachmittag fuhr ich dann also nach Venedig, zunächst auf's Festland Venedig Mestre, weil ich da eine Nacht in einem Bed & Breakfast gebucht hatte. Eine Unterkunft in Venedig selbst ist aus mehreren Gründen nicht zu empfehlen: Erstens darf man da nicht mit dem Fahrrad reinfahren, zweitens macht es auch keinen Sinn mit dem Fahrrad zu fahren, da man die Treppen tragen müsste. Drittens ist es viel teurer, viertens tut man sich mit dem Gepäck schwer, wenn man keinen Rucksack hat. Und fünftens ist man in 10 Minuten mit der Bahn von Mestre in Venedig, so dass es eigentlich gar keinen Grund gibt, direkt auf der Insel zu übernachten.

Ich war also kurz vor 18 Uhr bei meiner Unterkunft, es öffnete niemand. Und das obwohl ich auf die E-Mail wegen der Ankunftszeit geantwortet habe. Ich erreichte telefonisch keinen und musste eine halbe Stunde am Eingang ausharren, zum Glück gab es wenigstens ein schattiges Plätzchen. Irgendwann kam dann zufällig ein anderer Gast, der über eine andere Telefonnummer jemanden erreicht hat, wodurch dann der Checkin geklappt hat. Danke für nichts. Ich konnte für zwei Tage eine Garage für mein Fahrrad mieten, das Zimmer hatte zwar ein Fenster, das man aber wegen des Straßenlärms nicht wirklich öffnen kann, dafür eine Klimaanlage (und ich Kopfschmerzen am Morgen), insofern war das alles nicht so super optimal.

Besser gefiel mir die Innenstadt und der Uhrturm!


Hauptplatz in Venedig Mestre


Besagter Uhrturm


nochmal von der Rückseite

Venedig

Heute ist nun also für Venedig reserviert, gegen 15 Uhr muss ich aufbrechen und mit dem Zug dann zu meiner nächsten Unterkunft an der Adria fahren. Der Tag beginnt mit einer Bahnfahrt auf die Insel. Eine wirkliche S-Bahn gibt es nicht, aber da alle Fern- und Regionalzüge sowohl in Venedig Mestre als auch in Venedig Santa Lucia halten, überlagern sich die ganzen Linien und faktisch fährt alle paar Minuten ein Zug auf die Inseln.


Mein Regionalzug


Der Kopfbahnhof


Eine Taurus der ÖBB, immer noch am Kopfbahnhof

Wie allgemein bekannt besteht das historische Zentrum von Venedig aus über 100 Inseln. Die Inseln sind alle über Brücken miteinander verbunden, wobei fast alle Brücken ein paar Treppen haben. Barrierefrei ist Venedig also ganz und gar nicht, und zum Fahrradfahren auch nicht geeignet. Vermutlich ist es gar nicht erlaubt, ich habe nicht darauf geachtet. Die Insel, auf der der Bahnhof steht, ist über eine Brücke mit dem Festland verbunden, der Ponte della Libertà („Brücke der Freiheit“). Es sind zwei parallele Brücken, eine immerhin viergleisige Eisenbahnbrücke und eine vierspurige Straßenbrücke, auf der auch noch die Straßenbahn fährt.

In Venedig selbst werden die kleinen Brücken eigentlich nur von Fußgängern benutzt. Waren werden auf dem Wasser transportiert, außerdem gibt es Fähren über den Canal Grande. Und natürlich gibt es die Gondolieri, allerdings empfinde ich die Fahrt eher als was für Liebespaare. Im Übrigen wurden die Brücken ursprünglich für die Wasserversorgung gebaut.

Am Vormittag bin ich mit einer Stadtführung mitgegangen, die die etwas ruhigeren Teile von Venedig zeigt. Und ich war echt überrascht dass sich die Touristen wirklich nur auf die ganz wenigen Plätze konzentrieren und es ansonsten doch recht ruhig ist. Die Tour war recht gut gemacht. Danach habe ich mir noch den Markusplatz angeschaut.


Botschaft von Österreich und Deutschland


Typischer Kanal in Venedig


Der Canal Grande


Eine Zisterne. Damit wurde die Wasserversorgung sichergestellt bevor vom Festland Leitungen gebaut wurden.


Der Markusplatz


Rialtobrücke


Markusdom

Eigentlich müsste man sich für Venedig mehrere Tage Zeit nehmen. Aber mir war ohnehin nicht danach. Trotz der trockenen Luft war es mir eigentlich zu heiß. Vielleicht hatte ich schlecht geschlafen (Kopfschmerzen wegen der Klimaanlage), vielleicht war mir das nach der schönen ruhigen Fahrradreise einfach zuviel Trubel. Obwohl Venedig wirklich superschön ist, vielleicht die schönste Stadt, die ich je gesehen habe, war ich dann irgendwie froh dass der Tag vorbei war, ich in den Zug aufs Festland stieg.


Basilica Santuario dei Ss. Vittore e Corona

Dort angekommen holte ich also mein Fahrrad und mein restliches Gepäck, fuhr dann wieder zum Bahnhof und stieg in den Zug nach Latisana-Lignano-Bibione. Die Strecke wurde von einem relativ schnellen Regionalzug (die Gleise verlaufen auch kerzengerade sowohl in der Vertikalen als auch in der Horizontalen) befahren. Vom Bahnhof waren es dann noch rund 10 km zu meiner Unterkunft.

Ich hatte zwei Tage in der B&B Casa Voltron gebucht, etwas abseits und nicht direkt in den Küstenstädten Bibione und Lignano. Gefunden hatte ich diese über AirBnb, allerdings ist es wirklich eine klassische Pension. Ich war sehr angetan, die Leute waren wirklich nett, das Zimmer sehr schön, das Frühstück schmackhaft. Außerdem traf ich dort noch eine nette Familie mit Kind aus Deutschland.


Umgebungskarte (von der Besitzerin der Unterkunft von Hand gezeichnet)

Wind und Regen an der Adria

Was halt leider nicht mitgespielt hat: Das Wetter. Ausgerechnet jetzt an der Adria sollte es einen Tag stürmisch sein mit ganz viel Regen. Und ich meine wirklich stürmisch. Ich bin mir vorgekommen wie wenn ich einen Urlaub an der Ostsee oder in Dänemark gebucht hätte, nicht in Italien. Und so fuhr ich etwas die Gegend mit dem Fahrrad ab, vertrödelte Zeit beim Unterstellen, wobei ich auch einige nette Stunden verbracht habe. Erhofft hatte ich mir aber mehr, zum Beispiel im Meer zu baden oder am Strand zu liegen.

Die beiden schon erwähnten Küstenstädtchen empfand ich als schrecklich. Hotel an Hotel, ich kann mir nicht vorstellen wie man da einen erholsamen Urlaub verbringen kann. Da bleibe ich dann doch lieber zu Hause. Aber alles ist natürlich Geschmackssache, anderen würde mein Fahrradurlaub so überhaupt nicht zusagen.


Meine Unterkunft (also ein Zimmer davon)


Straße im Niemandsland. Kaum zu glauben dass 4 km die absolute Touri-Hochburg ist


Wind – viel Wind!


Touristenhochburg (und das ist noch der schönere Teil)

Nach Udine

Am nächsten Tag ist es wieder sonnig, zumindest am Vormittag. Der Weg nach Udine ist diesmal kein extra Radweg, ich fahre die Strecke ab, die mir Komoot rausgesucht hat. Der Weg ist insgesamt relativ flach, erst kurz vor Udine kommen ein paar Hügel. Leider waren es neben Nebenstraßen auch kaum passierbare Feldwege (an einer Stelle habe ich mich mehrfach verfahren) oder stark befahrene Hauptstraßen, so dass es leider fahrtechnisch der schlechteste Tag meiner Reise war.

Am nächsten Tag ist es wieder sonnig, zumindest am Vormittag. Der Weg nach Udine ist diesmal kein extra Radweg, ich fahre die Strecke ab, die mir Komoot rausgesucht hat. Der Weg ist insgesamt relativ flach, erst kurz vor Udine kommen ein paar Hügel. Leider waren es neben Nebenstraßen auch kaum passierbare Feldwege (an einer Stelle habe ich mich mehrfach verfahren) oder stark befahrene Hauptstraßen, so dass es leider fahrtechnisch der schlechteste Tag meiner Reise war. Trotzdem war die Gegend ganz nett.



Schon kurz nach Mittag bin ich in Udine eingetroffen. Es scheint noch die Sonne, aber es schaut schon nach Regen aus. Das Hotel liegt direkt gegenüber des Bahnhofs, was von mir bewusst so gewählt war, weil ich eben am nächsten Tag schon um kurz nach 7 Uhr los muss. Da wollte ich nicht erst durch die halbe (unbekannte) Stadt gurken. Zu meiner Überraschung war die Rezeption die ganze Zeit besetzt, es gab eine extra Fahrradgarage, und dank des Hinterhofs war es angenehm ruhig. Das Zimmer selbst war allerdings nichts besonderes, recht altes Mobiliar. Hotel heißt halt nicht, dass das Zimmer wirklich gut ist, nur, dass die Organisation anders ist als bei einem Bed & Breakfast.

Den Nachmittag nutzte ich dann, um mir Udine etwas näher anzuschauen. Leider machte Petrus das war, was angekündigt war, es regnete teils heftig, so dass der Stadtspaziergang nicht ganz soviel Spaß machte. Trotzdem hier ein paar Bilder.


Der Bahnhof


Ein Platz – Realität und Anzeige stimmen nicht ganz überein (die Temperatur dürfte gepasst haben)


Castello di Udine (gelegen auf einer Anhöhe mitten in der Stadt)


Blick vom Berg


Loggia del Lionello


Piazza Libertà

Tja, und das war's dann auch schon wieder. Am Abend habe ich mir die Zeit am Bahnhof mit Züge gucken vertrieben. Das, was man da am Bahnhof zu Gesicht bekommt ist relativ abwechslungsreich. Italienische Nachtzüge, Schnellzüge, ÖBB RailJet, Regionalzüge und ein ÖBB NightJet düsen durch. So mancher deutscher Bahnhof sieht blass dagegen aus. Achja, ein Detail an dieser Stelle noch: Udine ist für viele ein Zwischen- oder Endpunkt des Alpe Adria Radwegs, daher wimmelt es – übertrieben gesagt – vor allem am Bahnhof von österreichischen Radfahrern. Auch im Hotel traf ich zwei Radlerinnen aus Österreich.

Der Rückweg

Nun, wie aufmerksamen Lesern meines Blogs sicherlich nicht entgangen ist, ich fahre gerne Bahn. Ich mag die Bahn. Wirklich. Aber es gibt Tage, da macht sie es einem schwer sie zu mögen. Heute war so einer.

Leider waren für heute Streiks in Italien angekündigt. Die sollten aber erst gegen 9 Uhr losgehen, also danach, und meinen Zug nicht betreffen. Dieser Zug ist im Übrigen etwas besonderes. Er nennt sich MICOTRA, wird nicht von der italienischen Staatsbahn sondern von der Region zusammen mit den ÖBB betrieben und ist daher tariflich nicht in das italienische System eingebunden. Tickets bekommt man nur im Zug oder in der ÖBB-App, damit auch über das internationale Buchungssystem der DB. Obwohl es ein Nahverkehrszug ist, besteht er als einer alten InterCity-Garnitur der ÖBB mit einem ganzen Gepäckwaggon für Fahrräder, er ist also extra für Radler ausgelegt. Alternativ gibt es auch eine RailJet-Verbindung, die sich auch als durchgehendes internationales Ticket buchen lässt. Warum ich mir dann diese Verbindung rausgesucht habe? Nun, eben wegen der Kapazität für Radler und wegen eines vorzüglichen Anschlusses in Villach an den EC Wörthersee, geführt mit einer deutschen InterCity-Garnitur, also mit 16 Stellplätzen. Dieser EuroCity sollte mich dann eigentlich bis Augsburg bringen, von dort wollte ich mit einem Regionalzug nach Nürnberg.

Der Übergang in Villach sollte knapp keine halbe Stunde betragen. Also eigentlich stressfrei. Leider hatte jener Regionalzug bereits in Udine 15 Minuten Verspätung. Laut dem wortkargen, italienischen Schaffner aber alles kein Problem. Ich konnte trotzdem die Zugfahrt nicht wirklich genießen. Zwar war es noch Vormittag, aber es war immer noch Sommer und mit Fahrrad sind die Züge halt gerade am Sonntag gerne ausgebucht.

Die Strecke von Udine nach Villach nennt sich Pontafelbahn und führt durch die julischen Alpen zwischen Italien und Österreich, direkt an der Grenze zu Slowenien. Die Strecke wurde Anfang der 2000er Jahre komplett neu trassiert, beinhaltet also viele Tunnel. Dementsprechend ist sie wenig spektakulär, trotzdem sind die Teile ohne Tunnel schon wirklich nett. Die alte Trasse wurde zu einem Radweg umgebaut, eben ein Teil des Alpe-Adria-Radwegs, den ich vorher erwähnte.


Besagter Zug mit Gepäckwaggon

Zurück zu meiner Fahrt. Leider wurde die Verspätung aus mir nicht erklärlichen Gründen eher größer als kleiner, speziell an der Grenze steht der Zug 20 Minuten (Personalwechsel, Grenzkontrollen, betriebliche Dinge), und speziell in Österreich wurde es dann noch mehr. Es war also irgendwann klar, dass das mit dem Anschluss nicht klappt. Der mittlerweile österreichische Schaffner hat auch keine Anstalten gemacht, sich drum zu kümmern, informierte auch nicht. Im Zug traf ich eine Gruppe von österreichischen Radlern mit Ziel Salzburg, die also das gleiche Problem hatten.


Ausblick während der Fahrt

Es kam dann, wie es kommen musste, der Zug wurde nicht erreicht, der EuroCity fuhr just in jener Minute ab als der Regionalzug ankam. Nun stand ich also mit meinem Rad in Villach (wieder mal, dort habe ich schonmal einen Anschluss verpasst, wenn auch ohne Rad), zusammen mit den Österreichern. Der nächste Zug in Richtung Salzburg fuhr in zwei Stunden, genug Zeit also, sich erst einmal einen Kaffee zu genehmigen.

Danach ging ich an die Peronenkassa, das ist das österreichische Pedant zum Reisezentrum. Der Mitarbeiter dort war sehr freundlich, zunächst auch relativ entspannt und wollte mir eine neue Reservierung ausstellen. Auch mein gestückeltes Ticket hat ihn nicht interessiert, die Österreicher sind da sehr pragmatisch und interessieren sich nicht dafür, was die DB eine „durchgehende Reisekette“ nennt. Der Mitarbeiter wurde aber sichtlich immer blasser als ihm klar wurde, dass das mit der Reservierung für diesen Sonntag schlicht nicht geht. Er gab mir tatsächlich einen Hotelgutschein und eine Reservierung für den nächsten Tag. Da hatte ich zwar noch Urlaub, ich hatte aber den für das „Heimkommen“ geplant und wollte eigentlich keinen Tag in Villach vertrödeln. Dennoch muss man die ÖBB loben, man hat sich gekümmert, ich hätte keine zusätzlichen Kosten gehabt.

So stand ich nun in Villach um kurz nach 10 Uhr. Die Österreicher waren viel entspannter als ich, sie meinten, das wird mit dem nächsten Zug schon irgendwie klappen. Ich hatte mich in der Zwischenzeit über Alternativverbindungen informiert und auf vagonweb.cz geschaut, ob und wie viele Räder der nächste Zug mitnimmt. Es sollte sich um eine österreichische Garnitur mit Gepäckwagen handeln, gute Voraussetzungen also, weil der faktisch mehr Platz hat als man reservieren kann. Und so kam es dann auch: Der österreichische Zugchef nahm ohne Murren meines und die vier Räder der anderen Gruppe mit, die Zugbindung war ohnehin aufgehoben.

Ab Salzburg wurde es dann recht voll, trotzdem empfand ich es als eine angehme Fahrt. Ich furh dann über Ingolstadt statt über Augsburg, was auch kein Problem war. Und so kam ich knapp 2 Stunden später zu Hause an. Geld gab es dann aber leider keines zurück, eben weil die DB die Tickets als zwei unterschiedliche Beförderungsverträge betrachtet. Sei es drum, ich war zu Hause.

Fazit

Tja, das war sie also, die Alpenquerung in zwei Akten. Würde ich es wieder machen? Sofort, ja, unbedingt! Vielleicht der schönste Urlaub den ich je verbracht hatte. In zwei Wochen so viele unterschiedliche Landschaften, so viele unterschiedliche Unterkünfte mit unterschiedlichen Menschen. Vier Länder (DE/AT/CH/IT), ein Gebirge, ein Europa. Keine Pannen!

Was war der schönere Teil? Der vor Bozen oder der danach? Nun, der anspruchsvollere Teil war sicherlich der von Bozen nach Venedig. Die Steigungen in den italienischen Alpen sind heftiger, mit E-Bike kein großes Problem, aber ohne ... puh. Für mich gehören beide Teile zusammen, aber wenn man sich für einen der beiden entscheiden müsste, dann würde ich doch den ersteren nehmen. Erstens weil es ja die eigentliche Alpenüberquerung ist, schließlich kommt man von Bozen nach Venedig auch komplett ohne Steigung über Verona (gut, den Fernpass kann man sich auch sparen wenn man das Inntal über Kufstein nimmt). Außerdem würde ich das Vinschgau immer noch als das Highlight der Tour betrachten. Die Gegend zwischen dem Reschensee und Bozen ist einfach der Hammer.

Und dieser zweite Teil? Naja, das Wetter speziell an der Adria war nicht so optimal, aber ansonsten war es wirklich sehr, sehr schön!