Drauradweg vor Pfingsten

Vorgeschichte

Warum eigentlich der Drauradweg? Und nicht Donau? Nun, ich hatte mir vor einiger Zeit ein Buch Radfernwege – Deutschland, Österreich, Schweiz gekauft. Wenn ich schon ein E-Bike habe dann wollte ich einen Weg fahren, der nicht ganz flach verläuft. Die Anreise und Heimreise mit dem Zug sollte auch in vernünftiger Zeit machbar sein.

Irgendwie gefiel mir dann der recht unbekannte Drauradweg. Slowenien mag ich eh gern, Südtirol auch. Der zugehörige Bikeline-Führer schlägt noch den Pustertalradweg als Option vor, was ich dann auch mache. Schließlich muss ich mit dem Zug ohnehin über Brixen fahren, ob ich dann das Pustertal mit dem Zug oder mit dem Fahrrad "mitnehme" ist auch egal. Dafür endet mein Weg in Maribor, obwohl es noch weiter ginge, einfach weil die Heimreise dann einfacher ist. Von Varaždin müsste ich erst nach Zagreb um dann über Wien nach Nürnberg zu fahren.

Wie bei jeder Radreise will die Anreise gut geplant sein. Wegen meinem wettertechnischen Reinfall an Ostern wollte ich dieses mal die Fahrkarten nicht Monate im Vorfeld kaufen. Preislich war es ohnehin egal, da ich eine Freifahrt hatte. Somit begab ich mich erst eine Woche vorher ins Reisezentrum Fürth, um die Fahrkarte einzutauschen. Sämtliche ICEs waren ausgebucht, aber der EuroCity in Wunsch-Zeitlage hatte noch was frei. Den Vorlauf musste ich somit im Regionalzug absolvieren. Damit konnte ich leben.

Freitag: Anreise

Den Feiertag Christi Himmelfahrt wollte ich für die Urlaubsvorbereitung nutzen. Das war stressfreier. Folglich bin ich dann erst am Freitag losgefahren. Ich hatte etwas gepokert und den München-Nürnberg-Express für die Anreise eingeplant, der zwar laut Fahrplan keine Fahrräder mitnimmt, aber dies ebendoch tut, aber eben nur maximal genau 16 an der Zahl. Eigentlich war es der München-Ingolstadt-Express, denn dort musste ich umsteigen.

Wegen des schönen Wetters bin ich also an den Nürnberger Hauptbahnhof geradelt. Auf der Hinfahrt habe ich mich noch mit Reiseproviant versorgt. Dort angekommen stellte ich nach Einfahrt des Zuges sogleich fest: Das Bangen wäre nicht notwendig gewesen, es war genug Platz. Ich setzte mich neben einen jungen Mann (es war dann doch viel los) und die Fahrt verlief unspektakulär.

Fast hätte ich in Ingolstadt den Umstieg nicht mehr geschafft. Oder ich dachte dies zumindest. Am Aufzug war soviel los dass selbst die 10 Minuten knapp waren. Im Zug nach München war dann auch das Mehrzweckabteil schon voll, die Zugbegleiterin hat sich aber drum gekümmert dass die Leute ihre Plätze freimachen. Etwas verspätet (die Eile war also unnötig) ging es dann los.

Im München musste ich wiedermal mein Fahrrad in diesen blöden EuroCity-Hängevorrichtungen befestigen, ich bat einen Fahrgast mir dabei zu helfen. Dabei kam es zu Verständigungsschwierigkeiten: Der Herr war (vermutlich) Amerikaner und ich fragte ihn: "Can you help to fix my bike?". Er verstand to fix als "reparieren", ich meinte aber "befestigen". Laut Wörterbuch kann es beides heißen, vermutlich ist die zweite Bedeutung aber eher unüblich. Jedenfalls war die erste Antwort dass er sich mit Fahrrädern nicht so auskennt, dann war mir klar was ich falsch gemacht habe. Beim Aufhängen war er gerne behilflich.

Im Zug war dann leider doch sehr viel los, so dass ich zweimal während der Fahrt den Platz gewechselt habe. Bei diesen Vierergruppen kommt man mit anderen Reisenden eher ins Gespräch wie in der Bus-Anordnung, daher verlief die Fahrt eigentlich ganz kurzweilig.

Den Brenner kenne ich ja schon, schließlich war ich froh als der Zug dann um 14 Uhr pünktlich in Brixen war. Puh, heiß war's. Fleecejacke ausgezogen, es ist T-Shirt-Wetter. Nach einer kurzen Orientierung steuerte ich sogleich die Jugendherberge an, wo ich ein Zimmer reserviert habe.

Die Jugendherberge kannte ich schon von einem Kurzurlaub vor zwei Jahren. Allerdings war der wirklich kurz, nach einem Tag in Bozen musste ich die Reise wegen einer starken Erkältung dann abbrechen. Soweit sollte es dieses Mal nicht kommen. Dort angekommen verlief der Checkin problemlos. Ich bezog sogleich mein Domizil für einen Tag:


Mein Domizil für eine Nacht – das Öffnen des Fensters war etwas schwierig

Nach einer kurzen Verschnaufpause wollte ich die Stadt erkunden. Mein Rad konnte ich im Innenhof der Herberge einschließen, der Mitarbeiter hat mir versichert, dass ich das heute nicht mehr benötigen würde, da wir "mitten in Brixen" seien. Nun gut. Vom Eingang der Herberge sieht man auch schon den Dom.


Eingang der Jugendherberge mit Blick auf den Dom

Noch schöner als die Stadt ist aber die Eisack:


Die Eisack in Brixen


Dom zu Brixen

Mich zog es dann bei dem wunderschönen Wetter noch zu einem kleinen Spaziergang auf einen Hügel auf der anderen Seite der Stadt:


Eine schöne, kleine und auch lebendige Stadt. Südtirol ist einfach toll. Nach einem Abendessen (Pizza!) musste ich mich nun aber endlich um eine Unterkunft für den nächsten Tag kümmern. Ich fand dann in Olang noch ein Zimmer in einem Gasthof, mit 62 € recht happig, aber immerhin bezahlbar. Damit konnte ich nun gut schlafen!

Samstag – Von Brixen nach Olang

Nachdem ich mir mittlerweile angewöhnt habe, recht früh ins Bett zu gehen wache ich meist auch schon um 6 oder 7 Uhr auf. Das hat den Vorteil dass ich meistens früh loskomme, in den Morgenstunden fährt es sich meistens ganz gut. Es ist nicht so windig und noch kühl. Aber erstmal genoss ich das Frühstück. In guter Erinnerung ist mir noch der Kaffee. Ansonsten war es aber eher spärlich was die Auswahl betrifft. Aber die Jugendherberge war auch nicht teuer, also sei's drum.

Nun stand die erste Etappe bevor. Der Pustertalradweg bis Olang. Der Esel ist gesattelt, das GPS programmiert, also los geht's:


Der elektrische Drahtesel ist startklar!


Pizza zum Frühstück gefällig? Lieber nicht...

Die Wegführung ist etwas irreführend. Die Beschilderung und mein GPS sind verschiedener Meinung. Ich lande dann zwar irgendwann auf der richtigen Route im Pustertal entlang der Rienz, leider komme ich aber nicht an der Franzenfeste vorbei, die mich schon interessieren würde. Nun gut, zurückfahren will ich dann doch nicht, dafür ist die Etappe zu lang.

Vorbei geht es entlang von Weinbergen, unten liegt das Kloster Neustift. Ich beschließe aber, mich nicht im Sightseeing zu verirren, schließlich will ich ankommen.


Kloster Neustift (man beachte das wunderschön gedeckte Dach)

Ein Highlight des Abschnitts ist die Mühlbacher Klause, eine Sperranlage, die als Zollstation genutzt wurde. Besichtigung wäre um 14:00 Uhr, so lange will ich dann doch nicht warten. Schade.


Mühlbacher Klause


Die Rienz ist dann doch mehr als ein Bacherl

Ich verlasse mehrmals den Radweg, um umliegende Ortschaften anzusehen. Einmal treffe ich auf einen kleinen Park, sehr schön angelegt, den ich dann auch für eine ausgiebige Mittagspause nutze. Die Wegführung auf diesem Abschnitt des Radwegs ist aber sehr gut, meistens asphaltiert.

Am Nachmittag erreiche ich dann Bruneck, eine kleine, aber feine Stadt in Südtirol.


Bruneck

Oben ist auch eine Burg, zu der ich hinauffahre, mein Rad parke und dann den Rest zu Fuß gehe. Der Eintritt von 12 € ist mir dann aber für eine kurze Besichtigung ehrlich gesagt zu teuer. Stattdessen nutze ich den Weg außen rum, von dem man einen herrlichen Blick auf die Stadt hat.


Ausblick auf Bruneck

Es wird sehr windig und ich bin froh, um kurz vor 17 Uhr in Olang einzutreffen. Der Hotelgasthof ist schnell gefunden, ein durchaus schmuckes Gebäude. Für das Fahrrad bietet man mir extra einen Raum im Keller (es gibt aber eine schiefe Ebene nach unten von außen) an, ansonsten ist mir das alles fast schon zu nobel. Eine typische Ferienunterkunft, die meisten Leute bleiben da auch mehr als eine Nacht.


Gasthof für eine Nacht

Etwas enttäuscht bin ich, zu erfahren, dass es kein WLAN gibt. Man entschuldigt sich dafür, allerdings finde ich es bei dem Preis von 62 € nicht angemessen. WLAN ist, wie ich finde, deutlich wichtiger als ein Fernseher. Die Situation scheint auch schon länger zu bestehen. Nun gut, muss halt etwas Datenvolumen dran glauben.

Für den nächsten Tag buche ich via Booking.com ein Zimmer im "Falkenhorst" in Lienz. Und weil's so schön ist dann auch gleich für den übernächsten Tag in Spittal. Beides recht günstig, also fiel die Wahl leicht.

Das Zimmer selbst ist ein reines Einzelzimmer, das Bett ist bequem, im obersten Stockwerk, allerdings kann ich jetzt auch nicht behaupten dass es das schönste der Reise wäre. Ich schlafe sehr gut.

Sonntag – Über drei Zinnen nach Lienz

Das Frühstück ist wirklich gut, allerdings passt mir der zugewiesene Sitzplatz nicht. Also nicht der Sitzplatz an sich sondern dass er zugewiesen wurde, ich will mich gefälligst hinsetzen wo ich will.

Ich bin mit meiner Tour im Rückstand. Eigentlich wollte ich den ersten Tag nach Toblach fahren, was eben daran scheiterte, dass es dort keine vernünftige Unterkunft gab. Also erstmal auf nach Toblach. Dort treffe ich direkt am Bahnhof an, der etwas außerhalb der Ortschaft liegt. Dort findet eine sportliche Großveranstaltung statt (ein Lauf), was erstens den Radweg blockiert und die Lage etwa unübersichtlich macht.


Toblach

Überraschend schwierig gestaltet sich die Nahrungssuche. Supermärkte haben am Sonntag geschlossen, Bäckereien finde ich keine. Eine Metzgerei wirbt mit "belegten Broten", ich bekomme auch gerade noch welche (man macht wohl um 12:30 Uhr zu), über den Preis hülle ich jetzt mal das Mäntelchen des Schweigens. Sie waren aber echt üppig belegt und lecker, was mich im Nachhinein wieder mit meinem Geldbeutel versöhnt.

Ein Arbeitskollege hat mir den Drei-Zinnen-Blick-Floh ins Ohr gesetzt. Eine Stelle abseits des Weges (ca. 10 km in ein Seitental, moderat nach oben), wo man einen Blick auf die berühmten Drei Zinnen erhaschen kann. Jenes Tal, wo der Lauf stattfindet und den Radweg blockiert. Über eine Kombination aus Straße und anderem Rad-/Wanderweg gelangt man, vorbei an einem See, aber auch gut ohne besagten Radweg ans Ziel.


Besagter See

Und da sind sie nun:


Die Drei Zinnen

Naja, sind halt drei Berge. ;-) Ohne wirklichen Bezug dazu bin ich etwas ernüchtert. Hätte mir mehr erwartet. Vor allem ist es mittlerweile schon 13 Uhr, die Zeit drängt etwas. Schließlich habe ich meine heutige Etappe von 50 km ja noch vor mir. Allerdings geht es ab jetzt eigentlich fast nur noch nach unten.

Erstmal geht es dann wieder runter nach Toblach am Bahnhof vorbei, nun startet der eigentliche Drauradweg. Das eigentliche Entspringen der Drau habe ich nicht weiter verfolgt, es muss aber um diese Gegend sein. Die erste größere Ortschaft heißt nun Innichen, wir sind immer noch in Südtirol und damit in Italien.

Ich verwende im Übrigen ausschließlich die deutschen Ortsbezeichnungen. Im letzten Abschnitt kam ich im Supermarkt mit dem Besitzer etwas ins Gespräch, er hat mir erklärt dass die italienischen Namen "gefälscht" seien. So stand es auch auf einer Karte. Nun, "gefälscht" finde ich etwas harsch, ich würde "erfunden" sagen. Fakt ist, dass diese nach dem ersten Weltkrieg durch den italienischen Faschismus ohne jeden historischen Kontext einfach so platziert wurden. In Innichen gönne ich mir einen Eiscafé, habe aber leider wenig Zeit. Es ist bereits 15 Uhr.

Kurz darauf eine recht imposante Skiliftanlage, mit Bahnhof, im Sommer etwas verwaist.


Wir sind nun genau an der Grenze zu Osttirol, also zur Republik Österreich. Auf der Straße ist der Grenzübergang immerhin mit einem Rot-Weiß-Rot-Schild gekennzeichnet, auf dem parallel dazu verlaufenden Radweg (vermutlich die alte Straße), merkt man es nur an der wechselnden Beschilderung, sowohl der allgemeinen Verkehrszeichen als auch des Drauradweges. Und mein Mobiltelefon schickt mir natürlich die übliche SMS.

Mir wird wieder einmal bewusst wie sehr das vereinte Europa Realität ist. Die Natur hält sich nicht an Staatsgrenzen, der Drauradweg ist ein länderübergreifendes Projekt. Man wird nicht kontrolliert, muss nichts verzollen, kein Geld umtauschen, kann seinen Handytarif weiter nutzen (dafür danke ich explizit der EU, der Markt hat das eben nicht geregelt), in dem speziellen Fall ändert sich nichtmal die Sprache, auch keine Steckdosen oder Stromnetz oder sonstwas.


Der Drauradweg


Die noch junge Drau

Langsam tut mir mein Hintern weh. Ich bereue es etwas, soviel Zeit mit den Drei Zinnen "verplempert" zu haben.


Ein Rastplatz

Kurz vor 18 Uhr treffe ich in Lienz ein. Es ist wieder windig, wie eigentlich jeden Nachmittag meiner Radtour. Und immer Gegenwind, also Ostwind. Auf dem Weg zu meiner Unterkunft fahre ich an einem größeren Freibad vorbei, Lust hätte ich schon, ins Wasser zu springen.

Die Unterkunft selbst ist ohne Rezeption. Man hat mir einen Code über Booking.com mitgeteilt. Mit diesem kann ich den Schlüssel aus einem Fach entnehmen. Über einen Fahrstuhl gelange ich in den 2. Stock. Das Ganze ist ein Doppelzimmer, recht neu, viel Holz, ein kleiner Balkon mit Blick zum Campingplatz. Das Bett ist ein super beqeuemes Boxspingbett. Alles in allem eigentlich die beste Unterkunft der Reise, wenn auch ohne Frühstück. Die Gaststätte unten ist nicht so mein Fall, ich nehme mein Abendmahl in einem Imbiss in der Innenstadt ein. Es gibt Spagetti Bolognese, etwas unpassend für die erste Übernachtung in Österreich.


Blick vom Zimmer aus auf den Campingplatz

Für meinen Esel findet sich keinen wirklichen Stall. Nach langer Überlegung schließe ich ihn an einem Zaun zum Campingplatz an. Mein Alarmschloss würde den ganzen Platz aufwecken sollte sich jemand an ihm vergreifen. Das beruhigt mich. Gerne würde ich an diesem Tag im Zelt übernachten. Das Wetter passt einfach und ich stelle mir diesen Einklang zur Natur einfach toll vor. Aber deshalb Zelt, Iso-Matte und Schlafsack auch noch mitschleppen? Schade dass es sowas wie "Leihzelte" nicht gibt.

In einem Dorf weiter hinten gibt es auch einen weiteren Campingplatz. Echt eine schöne Gegend, eine schöne Kleinstadt "wo die Welt noch in Ordnung ist", zumindest oberflächlich.

Montag: Nach Spittal

So schön wie das Wetter am Abend, so schön wache ich auch auf. Ein herrlicher Sonnenaufgang, kein Wölkchen trübt den Himmel.


Camping am Morgen

Ich packe meine sieben Sachen und mache mich auf in die Innenstadt, um ein Frühstück einzunehmen. Ich finde auch ein Bäckereicafé.


Der Hauptplatz von Lienz am Morgen


Mein Früstückscafé

In Lienz fließt die Isel (die eigentlich größer ist) in die Drau. Die Isel ist eine der letzten unverbauten Gletscherflüsse der Alpen.


Die Isel

Langsam verlassen wir (Ost-)Tirol und erreichen Kärnten. Der Radweg ist jetzt meistens schottrig. Gleich am Anfang der heutigen Etappe befindet sich eine recht schöne Holzbrücke über die Drau.


Draubrücke

Die heutige Etappe ist mit 76 km recht lang. Mit einem kleinen Umweg über Feistritz sind es dann über 90 km. Eigentlich besteht der Tag nur aus Radfahren und Pausen. Das Wetter macht gut mit, am Abend wird es aber leicht schwül und wieder windig. Das Untere Drautal ist wunderschön, links und rechts Hochgebirge und man sieht noch den Schnee. Insgesamt aber recht dünn besiedelt, viel anzusehen gibt es nicht. Dafür hätte ich aber auch keine Zeit.

Das heutige Ziel heißt Spittal. Bekannt war mir bisher nur der Bahnhof "Spittal Milstättersee" von der Durchreise nach Villach bzw. Slowenien. Um kurz vor 17 Uhr bin ich dann auch am Bahnhof, der am Weg zum Hotel liegt.


Bahnhof in Spittal

Wie jeder österreichische Bahnhof recht aufgeräumt, erstmal gönne ich mir einen Kaffee. Unweit vom Bahnhof befindet sich mein Hotelgasthof, etwas am Rande umgeben von Sportplätzen (Fußball und Tennis). Die Unterkunft war früher auch mal eine Jugendherberge. Der Angestellte (der eigentlich die Sportgaststätte betreut) ist etwas überfordert, EC-Karten nimmt er sowieso nicht, sein Chef informiert ihn ja nicht, schafft es aber dann doch, mir das Zimmer zu geben. Im Zimmer ist eine Dusche und ein Waschbecken, ohne jede Abtrennung. Neben dem Bett gibt es dann noch ein Dachfenster, das man zwar öffnen kann aber nicht hinaussehen, da es zu hoch ist.

Eigentlich alles in Ordnung, mich stört nur das Frühstück, das es frühestens um 8:30 Uhr gibt. Da war nicht mit ihm zu reden und erstatten geht auch nicht. Naja, da es insgesamt nicht so teuer war beschließe ich, das Frühstück sausen zu lassen (ohne Bescheid zu sagen, Strafe muss sein) und mir am Bahnhof was zu kaufen. 8:30 Uhr ist mir einfach zu spät.

Vorher geht es allerdings noch in die Innenstadt, die mich schwer enttäuscht. Sehenswert ist von außen eigentlich nur das Schloss Poica. Eine Fußgängerzone oder wenigstens ein verkehrsberuhigter Bereich existiert nicht. Eine der Hauptverkehrsstraßen geht mitten durch die Einkaufsstraße.


Schloss Porica in Spittal

Ich habe nun wirklich keine Lust mich bei dem Straßenlärm zum Essen zu setzten, letztlich gehe ich in einen Supermarkt und verzehre das Essen im Stadtpark. Der wiederum ist ganz nett. In einem Tschibo erstehe ich außerdem spontan eine Radler-Unterhose (etwas gepolstert), die mir noch gute Dienste leisten wird.


Drau in Spittal

Nachdem die Stadt nichts hergibt und der Bahnhof auf dem Weg zu meinem Zimmer liegt, schaue ich dort nochmal vorbei. Ich entdecke einen niegel-nagelneuen CityJet aus der Serie "Siemens Desiro ML".


Ein CityJet von außen ...


... und von innen


Gasthof Pension Goldeck

Trotz allem gefällt mir die Unterkunft. Es ist günstig und die Lage am Sportplatz in der Nähe der Bergbahn (das hier ist ein Skigebiet) ist wirklich schön. Trotzdem, Lienz war deutlich schöner.

Die gute Nachricht: Ich habe wieder WLAN, nach zwei WLAN-freien Tagen. Mein Datenvolumen hat darunter deutlich gelitten, irgendwann muss ich noch für 20 € ein "Speed On"-Paket buchen. Sei's drum.

Dienstag: Vom Milstätter See nach Villach

Eigentlich lässt der Drauradweg ja die Kärntner Seen komplett außen vor. Nachdem dieser Abschnitt mit knapp 50 km recht kurz ist, nehme ich den Milstätter See mit. Statt an der Drau fahre ich von Spittal zum Milstätter See, dort entlang des Nordufers entlang und am Ostufer wieder auf den Radweg. Die Route habe ich am Vorabend in Komoot geplant.

Von Spittal zum Milstätter See gelangt man entweder über einen Wanderweg, der eher was für Mountainbikes ist, oder über die Straße. Ich entschließe mich für letztere. Zwar gibt es keinen Radweg aber doch einen recht breiten Seitenstreifen, so dass ich mich auch bei Lkws einigermaßen sicher fühle.


Die Lieser


Der Milstätter See am frühen Morgen

Am See sehe ich eigentlich lauter Jugendliche, die in irgendwelchen Sport- oder Schulgruppen unterwegs sind. Die Saison für Touristen hat noch nicht begonnen, die Strandbäder sind meistens entweder noch geschlossen oder noch ohne Eintritt.


Milstätt


Nochmal der Milstätter See

Den Mittag verbringe ich dann am Strand, ohne ins Wasser zu gehen und lese etwas in meinem Urlaubskrimi "Tatort Kanban".

Der Weg über das Ostufer ist dann doch recht steil, aber mit E-Bike machbar. Mir wird aber schon klar, warum der Drauradweg nicht über den See geführt wurde. Die Topologie macht's schwierig.

Langsam wird's auch gewittrig und schwül, ich erreiche mein Ziel Villach heute um kurz nach 16 Uhr etwas früher. Mein GPS führt mich schnurstraks von der Drau weg den Berg hoch zur Jugendherberge. Diese liegt in einem Schulzentrum etwas abseits der Stadt. Der Checkin ist problemlos, es gibt einen Fahrradkeller und WLAN. Mein Zimmer ist zwar alt aber sauber.

Nach einer Dusche beschließe ich, heute meine Wäsche in einem SB-Waschsalon am anderen Ende der Stadt zu waschen. Gesagt, getan. Direkt auf dem Weg sehe ich links drei slowenische Eisenbahnwaggons. Leider etwas zu spät für's Foto. Es muss sich um die drei Kurswagen des EC 112 »Mimara« handeln (Kurswagen von Frankfurt nach Zagreb: Zwei Züge, aber kein Umstieg).


Villach und die Eisenbahn (links)

Während die Wäsche schleudert schaffe ich grad noch kurz die Innenstadt anzuschauen. Schöner als Villach aber auf den ersten Blick auch nichts besonderes.


Fußgängerzone


Villach und die Drau

Nun beginnt es zu regnen, aber recht kurz und warm. Durch die Wäschepflege wird der Abend recht hektisch, das schönste Foto entsteht eigentlich dann am späten Abend als ich nochmal von der Jugendherberge aus einen kleinen Spaziergang mache:


Panorama von Villach am Abend

Die Bahnhofsbesichtigung bleibt aus. Ich schlafe wieder einmal sehr gut!

Mittwoch: Von Villach nach Ferlach

Ich beginne den Tag mit einem ausgiebigen Frühstück in der Jugendherberge. Österreich ist halt nicht Italien, und im Vergleich zu Brixen hat man hier etwas mehr Auswahl was das "herzhafte" betrifft. Außerdem sind mir die Säfte – so Wasser mit Geschmack, aber viel mehr Geschmack als Volvic.

Nachdem ich den Akku in meinen E-Draht-Esel einsetze, bin ich schockiert. 61 % zeigt das Display an. Sofort ist mir klar dass nicht etwa mein Ladegerät oder Fahrrad defekt ist, sondern dass ich schlicht und einfach den Fehler gemacht habe und das Ladegerät aufgrund von Steckdosenmangel im Badezimmer angesteckt habe. Im Spiegelschrank. Klar, der hat nur Strom wenn das Licht an ist. Zum Glück hatte ich wenigstens am Abend das Licht brennen lassen sonst wäre ich jetzt bei 20 %.

Fuck. Ich bin ja nun schon die ganze Zeit im Eco-Modus gefahren um überhaupt Etappen von 90 km zu schaffen. Man gewöhnt sich erstaunlich schnell dran. Heute wird also zeitweise komplett ohne Motor gefahren, da ich eine recht flache und mit 50 km auch kurze Etappe vor mir habe, geht's eigentlich auch recht gut.

Heute geht es durch das Rosental.


Draubrücke

Ich starte die Tour recht bald mit einer längeren Pause an einem Badesee bei Villach, der Silbersee. Wer den gleichnamigen See in Nürnberg kennt wird erstmal daran erinnert, dass man im Nürnberger Silbersee ja auf keinen Fall baden darf wegen des Schwefels.


Badesee bei Villach

Wieder mal viele Jugendliche, anscheinend sind hier Schulferien? Weiter geht's vorbei an einer Schleuse mit etwas irreführender Wegführung.


Staumauer

Die Wegqualität an diesem Abschnitt ist mäßig. Das Wetter passt wieder. Der Tag wird mir aber als einer der ereignislosesten in Erinnerung bleiben. Den Nachmittag verbringe ich an einem Badesee kurz vor Ferlach, der aber keine besonders schönen Liegewiesen hat. Es schaut auch nach Gewitter aus, ich bleibe aber gerade noch davon verschont. Es sind aber nur wenige Kilometer, das Donnern hört man.

An diesem Tag habe ich eine AirBnb-Unterkunft gebucht. Checkin ist um 17 Uhr. Die Dame stellt sich vor, dass ich um 7 Uhr auschecke, ich habe aber vereinbart dass es auch später sein darf. Durch meinen Zwischenstopp am See komme ich dann auch um ziemlich genau 17 Uhr dort an.

Eigentlich ist die Frau ja ganz nett, aber sehr vereinnahmend. Sie wohnt nicht selbst dort, bleibt aber über Nacht wenn sie Gäste hat. Die obere Etage ist vermietet, sie wird im Laufe des Abends auch öfter über ihre Mieter und deren Hund lamentieren. Das Zimmer selbst und die Wohnung sind schön.

Das mit dem späten Checkout ist ihr dann irgendwie doch nicht recht, ich muss mich darauf festlegen, wann ich aufstehe. Hey, ich habe Urlaub und ich habe ja über 30 € für das Zimmer bezahlt. Ich komme mir vor wie beim Couchsurfing. Erstmal fahre ich dann noch mit dem Rad ins Dorf um was zu essen. Ferlach selbst ist mir jetzt nicht durch besondere Highlights in Erinnerung geblieben. Dass ich gar keine Fotos habe liegt aber glaube ich an einem Sychronisationsproblem meines Handys.

Wieder angekommen fragt mich dann, ob ich mit "raus" gehe. Ich denke an einen lauen Plausch im Garten, sie schleppt mich zum Suchen von Hollunderblüten quer durch das Dorf. Der Höhepunkt ist erreicht als sie eine dubiose Freundin anschleppt und ich dann noch kritisiert werde, dass ich auf dem Selfie nicht lache. Erinnerungen an Kroatien werden wach. Auch die Frage was der Höhepunkt meiner Reise gewesen wäre. Sowas kann ich gar nicht ab. Ich hätte die Frage nach dem Tiefpunkt sofort beantworten können.

Immerhin entstand ein ganz nettes Foto vom Sonnenuntergang.


Ich schlafe schlecht ein.

Donnerstag: Ferlach bis Lavamünd

Ich bin froh, das Haus um 7 Uhr zu verlassen. Sodann stellt sich innerlich bei mir eine Wut ein. Dass ich nicht einfach gesagt habe, dass ich mich im Zimmer ausruhen möchte statt auf Hollunderjagd zu gehen. Dass ich mich so habe vereinnahmen lassen zu tun was sie wollte. Dass ich mich nicht durchsetzen kann.

Am Radweg mache ich erstmal an einem aufgestauten Teil der Drau halt und gehe in mich. Mit dieser Wut im Bauch will ich nicht den ganzen Tag verbringen.


Zwar ist die heutige Etappe mit 90 km wieder lang, aber es ist auch noch sehr früh. Ich fahre zurück in den Ort, trinke erstmal einen Cappucino in einem Café in Ferlach. In meinem Reiseführer wird in der Nähe von Ferlach die Tscheppaschlucht erwähnt. Nachdem ich ja sehr früh dran bin, entschließe ich mich, diese zu besichtigen. Erst wollte ich mit dem Fahrrad hin, merke aber sehr schnell, dass man da nicht wirklich weit kommt, wenn man kein Mountainbike hat. Insofern steuere ich den Wanderparkplatz an und folge dem Weg. Recht schnell komme ich an einen Infostand, wo man erstmal Eintritt bezahlen muss.

Nun entdecke ich auch, dass "mal eben schnell" zu kurz gedacht war. Eigentlich wäre die Schlucht eher was für einen Tagesausflug gewesen. Im Eintritt inkludiert ist ein Bus, der einen zurückbringt. Die früheste Verbindung allerdings nach Mittag. Ich folge dem Wanderweg und habe meine Entscheidung, die Schlucht zu besichtigen, nicht bereut. Die Bilder sprechen für sich.


Die Ferlachschlucht



Langsam ist meine Wut verfolgen, der schlechte Schlaf hängt mir aber noch nach. Ich laufe den kürzeren Weg über die Straße. Es handelt sich um den Loiblpass, der zum Glück nicht so stark befahren ist. Trotzdem nervt natürlich der Auto- und Lkw-Verkehr.

Um Mittag geht's dann auf dem Fahrrad los. Die heutige Tour ist mit 90 km wieder recht lang, leider hat mein kleiner Ausflug schon stark am Akku gezehrt. Der erste Teil geht wieder auf Schotterwegen entlang am häufig aufgestauten und daher sehr breiten Fluss.


Völkermarkter Stausee

In Völkermarkt, eigentlich die einzige größere Ortschaft entlang des Weges, fahre ich in den Ort hoch zu einer kurzen Besichtigung und einer Verschnaufpause in einem Eiscafé. Ich bin gut in der Zeit, Gewitter sind heute nicht zu erwarten.

Der zweite Teil des Weges überrascht mich im Positiven. Es wird hügeliger, es geht nicht mehr entlang des Flusses sondern entlang von wenig befahrenen Nebenstraßen. Die Dörfer haben allerdings nichtmal einen Supermarkt... Das Ziel heißt Lavamünd, dort habe ich im "Post Hostel" ein Zimmer reserviert. Kurz vorher in Neuhof besorge ich mir in einem "Supermarkt" noch zwei Brötchen. Erwähnenswert ist das deswegen, weil es sich um einen ganz kleinen Laden von ADEG handelte, der von einem älteren Herren alleine betrieben wurde. Die zwei Wustbrötchen waren dann auch die billigsten überhaupt (glaube mit Getränk keine 3 €). ADEG ist eigentlich mit der deutschen EDEKA vergleichbar, also eine Genossenschaft, eine loser Zusammenschluss von Einzelhändlern. Wie ich jetzt auf Wikipedia gelesen habe, hat aber die deutsche REWE die Finger im Spiel.

Zwischen Völkermarkt und Neuhof liegt die Jauntalbrücke, 429 m lang, 96 m hoch. Sie wird außer von der Eisenbahn von Bungee Jumpern benutzt.


Jauntalbrücke mit einem ÖBB CityJet

Extra für Fußgänger und Radfahrer gibt es danach noch eine schöne Hängebrücke:


Angekommen in Lavamünd, einem kleinen Dorf, das über den Drauradweg und über den Kärntner Jakobsweg zu etwas Touristen kommt. Für österreichische Verhältnisse befinden wir uns am Ende der Welt, ein paar Kilometer weiter beginnt Slowenien.

Der Checkin gestaltet sich schwierig: Keiner da, auch telefonisch niemand erreichbar. Der Besitzer ist zwar erreichbar, kann aber nicht weiterhelfen da er in Klagenfurt sei. Ich hatte jedoch hier keine Bedenken, keine Unterkunft zu finden, da sich im Ort noch eine Reihe von Gasthöfen/Pensionen befinden. Insofern war ich entspannt. Nach ca. 20 Minuten kam dann auch ein Mädchen, wie sich rausstellte die Tochter der Betreiberin. Die hat mich dann auch reingelassen, ihre Mutter letztlich erreicht und nach und nach löste sich die Situation in Wohlgefallen auf. Ich hatte ein Doppelzimmer zur Einzelnutzung, das Bad war extern aber ich war alleine an dem Tag in dem Stockwerk. WLAN ging dann mit etwas Mithilfe auch.

Der Ort hat einfach gepasst. Ein Kilometer weiter war ein Campingplatz mit Naturbad. Das Thema "Camping" hatten wir ja schon, aber ich wäre hier eigentlich auch gerne einen Tag geblieben und was mich im Nachhinein am meisten ärgert, es nicht getan zu haben. So ein Chill-Tag auf einer Fahrradreise wenn's einfach passt sollte man unbedingt einlegen.


Drau


Campingplatz mit Natursee

Freitag: Nach Maribor

Die Nacht war leider nicht so ganz erholsam wie sie hätte sein können, es lag vor allem an dem Verkehrslärm durch Lkws. Das Fenster ging leider zur Straße hin.

Frühstück musste ich mir selbst besorgen, die Bäckerei war aber echt "mega". Da wird noch richtig gebacken, keine aufgewärmten Tiefkühlsemmel. Noch zum Supermarkt, etwas Bargeld besorgt und los ging's.

Der Plan für heute: 25 km Radfahren, dann den Chill-Tag im Green Resort (Hostel und Wasserpark).

Der erste Teil des Radwegs führt entlang der Bundesstraße. Der Grenzposten auf der österreichisch-slowenischen Grenze existiert noch, ist aber unbesetzt. Die erste größere Ortschaft ist Dravograd.


Dravograd

Recht schnell bin ich dann auch in Radlje ob Dravi. Ich mach's kurz: Vor dem Hostel ist Straßenfest, der Wasserpark geschlossen. Ansonsten gibt's eigentlich nichts dort. Daher beschließe ich enttäuscht: Weg hier, direkt nach Maribor. Ich storniere die Jugendherberge und buche ein Zimmer im "4 Rooms Hostel".

Der Weg nach Maribor – puh. "Sportlich" trifft's ganz gut. Das Drautal ist eng, daher führt der Radweg nicht entlang der Drau sondern hoch in die Dörfer. Selbst mit Akku und mit Eco-Mode wird's eng, ich fahre teilweise ohne Akku, schiebe teilweise, schaffe es dann schließlich ziemlich kaputt nach Maribor um 16 Uhr.

Eine Alternative wäre gewesen, die Fahrt abzukürzen und die letzten 20, 30 km mit der Bahn zu fahren. Doch erstens hat man auch einen gewissen Anspruch und zweitens fährt die Bahn (vermutlich das schlechteste Wagenmaterial das in Slowenien existiert) nur dreimal am Tag.



Triebwagen der Slowenischen Bahn auf der Drautalbahn

Kurz vor Maribor gibt es dann auch Abschnitte mit einer Art Radrennbahn, die noch gar nicht beschildert ist. Durch einen Wald über ein Gewerbegebiet gelange ich in die Innenstadt.

Das Hostel befindet sich mitten in der Stadt in einer Kneipenstraße in einem Hinterhaus. Im Internet stand zwar, dass ich erst telefonisch einchecken muss, allerdings war der Besitzer gerade da. Ziemlich schräger Typ, Glatzkopf mit Hund. Er lamentierte, dass ich nicht in der Buchung angegeben hatte, dass ich alleine ein Dreibettzimmer belegen würde. Dabei habe ich nur die ganz normale Funktion von Hostelworld benutzt.

Das Zimmer hatte was von Kellercharme, der Hinterhof mit Carport ließ kaum Sonnenlicht ins Innere gelangen. Kunstlicht ist ja nun nicht ganz so mein Ding. Im Gang roch es feucht. Das Fenster konnte man nur öffnen indem man über das andere Doppelbett kletterte. Dafür dass die Hostelworld-Bewertungen so gut waren, war ich etwas enttäuscht.

Die Stadt gefiel mir auf Anhieb gut. Eine kleine, aber feine Innenstadt. Eine lebendige Kneipenszene. Und ein junges, studentisch geprägtes Publikum. Es wurde zwar gefeiert aber friedlich, überhaupt kein Unsicherheitsgefühl wie in deutschen Großstädten. Nun muss man allerdings sagen dass Maribor von der Größe her mit Regensburg oder Erlangen vergleichbar ist, und hier ist es ja eigentlich ähnlich.

Am Abend ging ich noch einmal etwas rum, besichtigte den Bahnhof und schlief gut ein. Nach 95 km, den meisten Höhenmetern und leerem Akku war dies auch eigentlich der anstrengenste Tag meiner Reise.


Alte Brücke

Das Entstehen der Stadt Maribor ist mit der Überquerung der Drau eng verbunden. So dreht sich insbesondere die ältere Geschichte der Stadt um den Fluss und die Brücken, die seine Ufer verbinden. Viele Handelswege führten durch die Stadt, so dass die Brücke in Friedenszeiten eine Einnahmequelle darstellte, in Kriegszeiten war sie Ursache für mancherlei Gefahren. Die heutige alte Brücke, erbaut im Zeitraum von 1906 bis 1912, war eine der schönsten Brücken in Österreich-Ungarn.


Judenturm

Der Judenturm wurde in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts erbaut. Er steht neben der Synagoge auf dem Židovski trg (Judenplatz) im neuen Teil von Lent. Einst wurde er vom Wachmeister bewohnt. Heute ist der Turm renoviert; der Mariborer Fotoklub veranstaltet hier Ausstellungen in- und ausländischer Autoren.


Moderner Triebwagen der Slowenischen Bahn (fährt auf der Strecke durchs Drautal)

Samstag: Maribor

Der letzte Tag meiner Reise ist angebrochen. Das Wetter war warm, heiß, ohne Schwüle. Um 11 Uhr wollte ich an einer Stadtbesichtigung teilnehmen.

Vorher fuhr ich noch etwas mit dem Rad durch die Gegend, ich gelangte in ein Wohn- und Gewerbegebiet im Süden der Stadt. Nun, die Stadt hat hässliche Seiten, wie jede Stadt. Allerdings erinnerte mich die Gegend jetzt tendenziell eher an Nürnberg-Röthenbach wie an Bratislava oder Prag, also eigentlich kein Ostblock-Feeling.


Nürnberg-Röthenbach äh Maribor Süd

Diesem Foto verdanke ich im Übrigen dass mein heiß-geliebtes iPhone SE noch existiert. Nur dadurch habe ich nämlich eine Straße weiter bemerkt, dass mir selbiges aus der Hosentasche gefallen war – und ich wunderte mich noch, was da so komisch "geknallt" hat. Zum Glück war es in einer Sackgasse, so dass kein Auto inzwischen drübergefahren ist. Und zum noch größeren Glück hat die Gummihülle verhindert, dass es beschädigt wurde, obwohl es auf das Display gefallen ist. (Allerdings hat die Gummihülle eigentlich erst dafür gesorgt, dass es in der Hosentasche nicht nach unten gerutscht ist.)

Da ich immer alles ganz genau vorher wissen möchte bin ich dann auch noch um 10:15 Uhr an den Bahnhof geradelt, nur um zu sehen wo das Fahrradabteil hält damit ich ja beim Einladen gut vorbereitet bin.

Die Stadtführung war auf Englisch. Der Andrang hielt sich in Grenzen: Neben der sehr sympathischen Stadtführerin (älteren Baujahres) und mir waren nur ein junges Pärchen aus Udine/Italien zugegen. Und das an einem Pfingstsamstag! In praller Sonne fand ich es auch ziemlich anstrengend, allerdings schon sehr interessant.


Denkmal NOB (»Kojak«)

In das Denkmal wurden die Bekanntmachungen über die Erschießung der Gefangenen und Aufständischen, die während des Zweiten Weltkriegs zum Tode verurteilt worden (667 getötete) und der Abschiedsbrief des zum Tode Verurteilten Jože Fluks eingemeißelt.


Stadtburg

Die Burg, geschmückt durch verschiedene Stil- und Bauepochen, wurde in den Jahren von 1478 bis 1483 im Auftrag von Kaiser Friedrich III. errichtet, und zwar mit dem Ziel, den nordöstlichen Teil der Stadtmauer zu sichern. Allmählich wurde die Burg in eine reiche feudale Wohnstätte umgestaltet.


Kathedrale St. Johannes der Täufer

Die Kirche wurde 1248 im romanischen Stil errichtet. Im 14. Jahrhundert wurde der Chor verlängert und gotisiert. Das Kirchenschiff wurde um 15. Jahrhundert umgebaut, so dass sich der Dom heute komplett gotisch zeigt. Die barocken Kapellen wurden im 16. und 18. Jahrhundert angefügt.


Pestsäule

In Maribor trat im 17. Jahrhundert erstmals die Pest auf, an der ein Drittel der Einwohner starb. Zum Dank an das Ende der Seuche stellten die Einwohner von Maribor im Jahre 1681 die Pestsäule auf – eine Säule mit Marienabbild. Diese wurde im 18. Jahrhundert gegen die heutige ausgetauscht, die ein Werk des Künstlers Jožef Štraub ist. Um die Mutter Gottes haben sechs Heilige Platz genommen, Fürbitter gegen die Pest. Die Pestsäule steht auf dem Platz Glavni trg, an dem die Straße Koroška cesta vorbei führt.

Relativ viel Zeit wurde dann noch auf das Theater verwendet, auch mit Innenführung.

Nach einem Mittagessen wollte ich diesen Nachmittag nun endlich im Freibad "chillen". Daraus wurde nichts, das Freibad hatte geschlossen. Die Slowenen haben's anscheinend nicht so mit dem Schwimmen.

Im Norden befindet sich ein großer Stadtpark. Irgendwie hat's mir dann aber auf der Liegewiese auch nicht so gefallen, es war grad um die Zeit sehr windig und wolkig. Ich bin dann noch weiter nördlich, dort sind ein paar künstlich angelegte Seen. Noch weiter nördlich gibt's einen Hügel, von wo aus man einen herrlichen Blick über die Stadt hat.



Tja, und dann habe ich mir noch eine Spaß-Zugfahrt mit dem InterCity Slovenia gegönnt. Es handelt sich um das Flaggschiff der slowenischen Eisenbahn, das Ding fährt im Wesentlichen die Strecke Maribor–Ljubljana, fährt soweit ich weiß maximal 200 km/h und wurde in Italien gebaut. Da Slowenien das italienische Strohmsystem hat (historisch bedingt), bietet es sich auch an, die Züge dort zu kaufen.

Nun, im Vergleich zum oben abgelichteten Diesel-Triebwagen aus der Tito-Zeit ist es tatsächlich ein Quantansprung. Mit einem ICE oder RailJet kann das Ding aber nicht mithalten und die Atmosphäre eines klassischen Wagenzuges hat er auch nicht. Kurzum: Schön damit mal gefahren zu sein, mein Fall ist er aber irgendwie nicht.


InterCity Slovenia


Was man sich dabei gedacht hat die Anzeige als LCD auszuführen wissen die Götter. Gut lesen kann man es jedenfalls nicht


Zug von innen

Ich bin am ersten Halt ausgestiegen und von dort mit einem Nahrverkehrszug (moderner Bauart) wieder zurück.

An slowenischen Bahnhöfen geht's grundsätzlich etwas enstpannter zu. Man geht über die Gleise (auch wenn es Unterführungen gibt). Zum Schluss noch ein schönes Foto vom Rathaus:


Im Jahre 1515 wurde auf dem heutigen Platz Glavni trg das spätgotische Rathaus errichtet, das die italienischen Meister in den Jahren 1563 und 1565 im Stil der Renaissance umgebaut haben. Aus dieser Zeit stammt auch der Balkon (Loggia), geschmückt mit einem Relief, auf dem das Stadtwappen abgebildet ist, umgeben von zwei Löwen und der Jahreszahl 1565. Die Fassade ist durch Pilaster gegliedert.

Tja, und das war's dann auch schon wieder. Einmal Schlafen und dann geht's nach Hause.

Sonntag: Zugfahren

Der Sonntag steht ganz im Zeichen der Rückfahrt. Da der Zug erst um 10:20 Uhr abfährt, nochmal ein Panorama von der Brücke auf die Altstadt.


Maribor von der Draubrücke aus


Maribor Hauptbahnhof: Man erkennt deutlich den jugoslawischen Einschlag

Der Zug kam pünktlich. Das Einladen des Fahrrads verlief unproblematisch, oben stand schon das slowenische Zugpersonal welches das Fahrrad schwupps in das Gepäckabteil beförderte. Ich habe es dann noch zusätlich mit einem Gummiseil befestigt.

Ich suchte mir ein schönes Abteil, das ich mir mit einem bahnaffinen Österreicher teilte, der aus dem Nachtzug von Split heimfuhr. Was gibt es schöneres als den Semmering zu fahren. Bis dahin muss die Lok in Spielfeld Strass noch gegen eine österreichische getauscht werden – unterschiedliche Stromsysteme, Eisenbahn im Jahre 2019 in Europa.

In Maribor haben eigentlich immer Geschäfte offen, nur am Pfingssonntag nicht. Ich hab's tatsächlich nicht geschafft mich mit Reiseproviant einzudecken. Folglich blieb mir eigentlich gar nichts anderes üblich, als mein Mittagsmahl im Speisewagen einzunehmen. Im Vergleich zum ICE finde ich die Preise etwas unverschämt, letztlich sind auch die super beworbenene österreichischen Spezialitäten ja Fertiggerichte aus der Mikrowelle. Ich blieb beim Gulasch für 5 € plus einem Mineralwasser.

Passenderweise befuhren wir gerade als ich im Speisewagen war den Semmering. Ich saß auf der richtigen Seite (die Abteile wären auf der falschen Seite gewesen).


Pünktlich gegen 14 Uhr waren wir in Wien Hbf – wirklich ein schöner, großzügig gestalteter Bahnhof. Von dort ging's in einen Park, was sich allerdings dann auch nicht wirklich gelohnt hat, da ich dort dann auch nur eine halbe Stunde Zeit hatte. Mit dem ICE ging's dann bis Passau.

Leider waren die Fahrradabteile ab Passau wirklich ausgebucht. In Passau war ich um 17 Uhr, hatte dort eine Stunde Aufenthalt, teilte mir ein Bayernticket Nacht dann mit jemand anders. Auf der einen Seite habe ich Geld gespart, auf der anderen Seite war ich letztlich durch die lange Fahrt und die unerträgliche Schwüle genervt dass der andere unbedingt wegen ein paar Euro noch abwarten wollte. Ich wollte vor allem mein Fahrrad verladen ...

Die Sorgen waren unbegründet, die ganzen Radler wollte nach München und so brachte mich der Radler Expresszug von Passau über Plattling, Straubing, Regensburg, Beratshausen, Parsberg und Neumarkt nach Nürnberg. Die Einfahrt wurde ihm verweigert wegen Gleisbelegung, daher hatte ich eine Verspätung von knapp 10 Minuten, erreichte meine S-Bahn aber noch und somit war ich pünktlich in Fürth und um kurz vor 22 Uhr final letztlich zu Hause. Puh, die Bahnfahrt war anstrengender als 95 km Radeln. Warum auch immer.

Fazit und Retro

Den Drauradweg fand ich vor allem am Anfang und am Ende gut. In Südtirol und Osttirol wegen der schönen Landschaft im Gebirge und der Sehenswürdigkeiten. In Slowenien weil's mal was anderes ist und die "sportliche" Fahrt durch die Dörfer durchaus Spaß gemacht hat. Und Maribor war sowieso die Reise wert. Und der letzte Abschnitt in Kärnten war gut, die Tscheppaschlucht, Völkermarkt und Lavamünd.

Mittendrin war er dann aber auch mal etwas "fad" weil er die ganze Zeit auf Schotter an der Drau geführt wurde und weil's zwischendrin auch nichts zu sehen gab. Deshalb waren die langen Tagesetappen durchaus sinnvoll. Die Wegequalität war dieses Jahr aber auch besonders schlecht weil der Radweg letzten Winter zerstört und jetzt nur provisorisch repariert wurde. Maribor war auf alle Fälle ein würdiger Abschluss.

Mit den Unterkünften war ich – bis auf diese AirBnb-Ausnahme – zufrieden, auch wenn mir der eine Gasthof in Südtirol eigentlich zu teuer war. Trotzdem bin ich am Überlegen, mir ein Zelt anzuschaffen und an der einen oder anderen Stelle mit Zelt, Iso-Matte und Schlafsack zu übernachten. Nicht wegen des Preises (auch wenn es ein angenehmer Nebeneffekt ist) sondern wegen des Gefühls, direkt in der Natur zu schlafen. Was man da teilweise an weich gelegenen Matratzen so vorgesetzt bekommt kann eigentlich gar nicht rückenschonender sein.

Alles in allem aber ein sehr entschleunigter Urlaub schönem Wetter, an den ich gerne zurück denke.

Hier noch der detaillierte Link für die absolvierte Radstrecke, die Anreise und die Heimreise.