Mit der Bahn durch den Balkan im Herbst

Vorwort

Nach jahrelanger Lektüre des Auslandsteils von Drehscheibe Online (Eisenbahnforum) zog es mich magisch in den Balkan, vor allem Ex-Jugoslawien. Die Verbindungen sind schlecht, die Bahn marode, bestimmte Strecken gehen nur mit dem Bus. Dafür sind die Tickets unschlagbar günstig. Gerade das hat für mich den Reiz ausgemacht, diese Gegend per Zug zu erkunden.

Außerdem interessierte mich die Geschichte von Jugoslawien und der Jugoslawien-Kriege und der Zustand heute. Während Kroatien ja eine Standard-Reisedestination für viele Deutsche ist, kenne ich niemanden der mal nach Bosnien-Herzegowina gereist wäre. Das hat es für mich so spannend gemacht, und es hat sich gelohnt!

Von Nürnberg über Budapest nach Beograd

Zunächst ging es also nach Budapest, erstens weil ich auf dem Landweg anreisen wollte und zweitens weil ich Budapest auch noch nie gesehen hatte. Ich hatte mir den Nachtzug von München gebucht, mit nur einem Umstieg war ich also am nächsten Morgen ausgeschlafen in der ungarischen Hauptstadt:

Nürnberg Hbf      ab 21:28   ICE 1515
München Hbf       an 22:39

München Hbf       ab 23:36   EN 463
Budapest Keleti   an 09:24

Den relativ langen Aufenthalt in München hatte ich selbst eingebaut einfach weil ich auf der sicheren Seite sein wollte. Bei der späten Abfahrt ist das ja kein Problem. Gebucht hatte ich eine Liege, bezahlt 79,25 € mit BC25 als Onlineticket bei der DB. Nachdem noch Oktoberfest war hatte ich ja schon befürchtet da einige Alkoholleichen im Zug zu haben, aber dem war nicht so, vermutlich wenn dann eher im Sitzwagen. Der Zug war aber sehr gut belegt. Was mich etwas gewundert hat, dass doch viele in Wien aussteigen. Wien würde ich persönlich abends im RailJet fahren, bei vier Stunden lohnt sich ein Nachtzug meiner Meinung nach nicht mehr. Aber gut, schön für den Zug und die MAV, die ungarische Bahn.

Gleich am Anfang kam dann eine Durchsage von einem überaus freundlichen Schaffner, den ich noch von einer Fahrt nach Rom kannte. Obwohl ich ja im Zugteil nach Budapest war, kam die Durchsage von CNL und dem Zugteil nach Venedig. Bewundernswert dass die Leute doch noch so motiviert sind wo doch in 3 Monaten alles vorbei ist. Speziell nach Venedig finden wohl Grenzkontrollen statt, man konnte den Pass beim Schaffner abgeben damit man durchschlafen kann. Diesen Service hätte ich im Verlauf meiner Reise auch gerne in Anspruch genommen, leider war das da nicht möglich. Aber dazu später mehr.

Die Fahrt verlief reibungslos und ich war pünktlich am Morgen in Budapest.


Budapest-Keliti von außen


... und innen

Alleine schon der Bahnhof ist ja ein geschichtsträchtiger Ort wenn man beachtet dass letztes Jahr um die Zeit alles voll von Flüchtlingen war und jener Zug gar nicht mehr fuhr weil in Salzburg alles unterbrochen war. Auch wenn man in den Medien nichts mehr hört findet man dennoch unten im Verteilergeschoss zur U-Bahn einen abgetrennten Bereich mit kampierenden Flüchtlingen.


Straßenbahn: alt und neu


Die Donau


Das Parlament


Straßenbahn

Insgesamt fand ich Budapest zwar sehr schön aber dennoch auch wiederum sehr westlich und damit irgendwie auch wieder „langweilig“ und natürlich sehr touristisch. Auch wenn die Stadt ja eine Hochburg von Taschendieben sein soll ist mir zum Glück nichts negatives aufgefallen oder passiert. Auch die Stadtführung zum Thema „Kommunismus“ hat mir keine neuen Erkenntnisse gebracht: Mit dem „Ostblock“ (im Sinne des Warschauer Pakts) kennt man sich halt hierzulande ganz gut aus. Eine Führung durch das Parlament kann ich dagegen sehr empfehlen: Kann man vorher online buchen und es ist auch erschwinglich.

Am Abend habe ich die Zeit genutzt um mir das Ticket für den nun spannenderen Teil zu besorgen: Die Weiterfahrt nach Beograd. Am internationalen Fahrkartenschalter von Keleti war das auch kein Problem: Ich hatte mich bewusst für die abenteuerliche Variante im serbischen Liegewagen entschieden. Möglich wäre auch die komfortable im RZD-Schlafwagen gewesen. Nach ein paar Minuten war ich um zwei Tickets schwerer und dafür um 23 € leichter. Kreditkartenzahlung war kein Problem, allerdings wurde die Karte mit 23,57 € belastet durch das ganze Hin- und Herrechnen obwohl ich keine Fremdwährungsentgelte zahle. Ich konnte es verschmerzen. :-)


Schöne Tickets hat die MAV, muss man ihnen lassen

Am nächsten Tag oder besser Abend sollte es dann losgehen, ich war schon leicht nervös. Nach all den Geschichten den man über diesen Zug liest eigentlich kein Wunder.

Budapest-Keleti      ab 22:25       D 341
Beograd              an 06:21

Der Wagen war zwar recht heruntergekommen aber dennoch sauber. Die Toilette würde ich nicht benutzen wollen, zum Glück konnte man aber in den benachbarten Sitzwagen gehen, wo man eine Toilette in dem Zustand, den man von älteren deutschen IC-Wagen kennt, vorfinden konnte. Also kein Thema. Der serbische Schaffner sprach Englisch und war freundlich — wenn er auch das Rauchverbot ignoriert hat und selbst mit Zigarette im Zug rumgelaufen ist. Balkan halt.


Besagter serbischer Liegewagen von außen


... und innen (das Licht wurde später eingeschaltet, es hat funktioniert)


Abteil

Der Liegewagen war jetzt nicht voll aber dennoch auch nicht leer: Geschätzt knapp 20 Leute. Im Abteil neben mir war eine Gruppe Interrailer aus der Schweiz, in meinem Abteil eine Frau aus Südamerika und ein Herr aus Kanada. Also alles überwiegend Backpacker und keine Einheimischen. Kein Wunder, ist man vermutlich mit dem Fahrrad schneller. Ein Gefühl von Unsicherheit hatte ich jedenfalls nie. Es hat an dem Abend geregnet, daher konnte man die Fenster nicht wirklich öffnen. Fotografieren war eh nicht möglich da schon dunkel.

Mitten in der Nacht dann die obligatorischen Grenzkontrollen: Zunächst Ausreise aus Ungarn, eine knappe Stunde später dann die Einreise in Serbien. Mit meinem deutschen Personalausweis hatte ich keinerlei Probleme, den Pass hatte ich aber zur Sicherheit dabei. Die Grenzbeamten waren genau aber freundlich.

Soweit ich mich erinnere mit etwas Verspätung erreicht der Zug am nächsten Morgen Beograd:


Der alte Hauptbahnhof


... mit einem nicht funktionierenden Zugzielanzeiger

Mein erster Eindruck war der Stadt war „ich muss weg“, aber das hat sich schnell geändert. In ein paar Tagen gibt's die Fortsetzung.

Von der weißen Stadt zu den schwarzen Bergen

Wie schon geschrieben, nach Ankunft in Beograd (kyrillisch Београд, wörtlich übersetzt „Weiße Stadt“) hatte ich den Eindruck, dass ich da weg muss. Der Bahnhof und die Gegend um den Bahnhof ist schon etwas heruntergekommen, außerdem hat es auch grad noch geregnet und es war ziemlich früh, also Umstände, die nicht unbedingt gute Stimmung verbreiten.

Trotzdem machte ich mich erstmal mit meinem Smartphone auf zu meiner Unterkunft. Der erste Umstand, der mich merken ließ, dass ich nicht mehr in „Europa“ (also der EU) bin: Entweder man verzichtet auf Internet oder man wird arm. Also verzichten. Zum Glück gibt es OpenStreetMap eh offline, ich habe also den Weg auch so gefunden. Ja, ich weiß, früher hat das auch ohne geklappt. 😉

Jedenfalls hatte ich dann am Ende in zwei Tagen vier Stadtführungen zu verschiedenen Themen mitgemacht. Beograd hat viele hässliche Seiten (wie auch jede westeuropäische Stadt), aber auch schöne. Die erste war eine kostenlose, am besten war dann aber die zum Thema Kommunismus, die ging auch etwas in die Tiefe und endete mit dem Besuch des Museum der Geschichte Jugoslawiens. Mal davon abgesehen dass die Stadtführerin einfach super sympathisch war und astreines Englisch gesprochen hat, hat sie versucht, die Geschichte möglichst neutral zu beleuchten. Sie selbst war zu jung um die Zeit des Kommunismus und der Kriege aktiv miterlebt zu haben – ich selbst war zum Zeitpunkt der Jugoslawienkriege in der Realschule. Ich habe den Eindruck dass man hierzulande die Geschichte anderer Länder und anderer Systeme zu schwarzweiß gelehrt bekommt. Alles war nicht einer westlichen Demokratie entspricht ist böse. Leider geht die Umstellung für die Menschen zu einer westlich orientierten Marktwirtschaft oftmals für die Menschen mit Armut einher. Vor allem darf man auch nicht die Diktatur und den Kommunismus unter Tito mit dem Ostblock oder gar mit dem Nationalsozialismus vergleichen.

Die Fußgängerzone fand ich ganz nett, das Kneipenviertel um Skadarska, die Burg natürlich mit der Aussicht auf den Zusammenfluss von Save und Donau. Was mich sehr gewundert hat war, dass viele doch gut Englisch sprechen, die Leute hilfsbereit sind und man sich eigentlich (ich zumindest) überall sicher fühlt. Ich denke es ist sehr interessant, die Stadt in zehn oder zwanzig Jahren nochmal zu besuchen. Ich hoffe aber, dass es nicht solange dauern wird bis es mich wieder in die Gegend verschlägt, jedenfalls zumindest für die Durchreise.


Das Parlament


Rundfunkgebäude, von den Nato-Luftangriffen 1999 zerstört und bewusst nicht wieder aufgebaut


Fußgängerzone


Zusammenfluss von Donau und Save

Bei der Burg findet man im Übrigen eine recht schöne Ausstellung der RZD zur transsibirischen Eisenbahn. Da bekommt man gleich Lust auf die nächste Reise. 😉

Nun stand die eigentlich interessanteste Bahnfahrt bevor: Von Beograd nach Bar, die Strecke war nicht gesperrt. Ich hatte ja ewig überlegt, ob ich den Tagzug oder den Nachtzug nehmen sollte. Für den Tagzug sprach die schöne Aussicht, für den Nachtzug der gesparte Reisetag und die Tatsache, dass der schönste Teil ja am Schluss ist und man beim Tagzug wegen des doch recht frühen Sonnenuntergangs um die Jahreszeit diesen verpasst, insbesondere bei Verspätung. Schlussendlich hatte ich mich wegen der Wettervorhersage (am nächsten Tag war noch schönes Wetter, und den Tag wollte ich in Kotor verbringen) dann für den Nachtzug entschieden.

Nachdem ich diese Entscheidung gefasst hatte, musste die Fahrkarte gekauft werden. Auch das war am Bahnhof in Beograd kein Problem. Kreditkartenzahlung ging zwar nicht, dafür hatte die Schalterbeamtin extra gewartet bis ich das Geld aus dem Automaten geholt hatte (meine MasterCard hat er nicht geschluckt, dafür meine VISA-Karte von einer anderen Bank).


Die Fahrkarte, mit einem guten alten Nadeldrucker zu Papier gebracht

Beograd   ab 20:10  D 433
Bar       an 07:38

Wieder ein Liegewagen, wieder in schlechtem Zustand. Im Gegensatz zum Nachtzug Budapest - Beograd wird der Zug nach Montenegro eher von Einheimischen genutzt und ist auch besser ausgelastet. In meinem Abteil waren außer mir nur Serben/Montengriner. Die obligatorischen Grenzkontrollen mitten in der Nacht stören, waren aber gefühlt weniger gründlich als zwischen Ungarn und Serbien. Auf dem Schlaufon am Morgen hat man dann noch gesehen dass man durch bosnisches Gebiet fährt (anhand der SMS), wo aber keine zusätzlichen Kontrollen stattfinden.


Abteil

Und dann die Fotos von der Fahrt am Morgen, einfach nur atemberaubend:


Mala-Rijeka-Viadukt




Die Ankunft in Bar war verspätet, aber auch nicht dramatisch. Ich tat mich schwer den Busbahnhof zu finden, obwohl die Beschreibung „the next large building“ von der Dame am Schalter im Bahnhof eigentlich gestimmt hat. Von dort aus ging's nach Kotor, meinem eigentlichen Ziel.

Von Montenegro nach Mostar

Nun war ich also in Montenegro. Dem Land, wo ich Kollegen und Freunden erstmal erklären musste, wo genau das liegt. Dass es ein Teil von Jugoslawien war, weiß noch jeder, aber mehr dann auch nicht. Eigentlich schade, denn von der Natur her war es das beeindruckendste Land meiner Reise. Als Urlaubsdestination laut den Aussagen von Einheimischen eher bei Serben und Russen (ersteres ist naheliegend, kommt man doch von Serbien in Montenegro am schnellsten ans Meer) beliebt, was auch die Statistik auf Wikipedia bestätigt. Bei der organisierten Montenegro-Tour, an der ich teilgenommen habe, traf ich aber auf alle möglichen Nationalitäten, vor allem auch auf Nordeuropäer (England, Finnland), die die Oktobertage noch dazu genutzt haben, innerhalb Europas T-Shirt-Wetter zu genießen. Was aber nur am ersten Tag meines zweitägigen Aufenthalts geklappt hat.

Montenegro hat übrigens den Euro, wenn auch inoffiziell. Als sich Montenegro und Serbien im Jahre 2008 getrennt haben (vorher waren sie ja noch im letzten Rest von Jugoslawien vereinigt), hat Montenegro eine Währung gebraucht und kurzerhand den Euro eingeführt. Allerdings darf das Land selbst keine Scheine drucken oder Münzen prägen, was sich auch teilweise an der schlechten Qualität des Bargeldes äußert. Trotzdem, ich weiß nicht ob es am Euro liegt oder am Tourismus, das Preisniveau war relativ hoch.

Kotor selbst ist relativ klein, liegt es ja auch zwischen den Bergen und dem Meer. Die Stadtmauer ist als UNESCO-Weltkulturerbe geschützt. Hinter der Stadt befindet sich oben auf dem Berg eine Festung, über welche man über einen Wanderweg hinter der Festung relativ schön (wenn auch anstrengend) auf den Berg hochsteigen kann und eine wunderschöne Aussicht auf die Bucht von Kotor genießt. Aber seht selbst:


Kotor


Bucht von Kotor


Uhrturm in Kotor

Am nächsten Tag unternahm ich eine organisierte Bustour durch Montenegro. Leider hat es den ganzen Tag geregnet, dennoch bekam man einen Eindruck von den Schönheiten des Landes. Außerdem traf ich eine Deutsche, die auf den Kanarischen Inseln lebt, mit der ich mich sehr gut unterhalten habe.


Der Fluss Crnojević


Die alte Brücke in Rijeka Crnojevića

Nach zwei Tagen Kotor ging es weiter nach Mostar. Ein Vorteil von Zügen in Europa ist die Tatsache, dass das System überall mehr oder weniger gleich funktioniert. Bei Busverbindung ist dies durch die Zersplitterung in verschiedene Busanbieter anders (ich bin sicher dass das grüne Imperium auch den Balkan in ein paar Jahren erobert und ich finde es trotzdem gut, dass es noch nicht so ist). Letztlich findet man eine ganz gute Übersicht der Abfahrtszeiten an den Busbahnhöfen oder in Bosnien auch online.

Leider sieht man dann auch nur die Abfahrtszeiten und weiß nicht, wie lange der Bus braucht oder welchen Weg er nimmt (auf dem Balkan kann das einen riesigen Unterschied machen, siehe weiter). Es gibt eine ganz gute Buchungsseite Busticket4ME, die aber nicht alle Busanbieter umfasst und mobil auch ziemlich unbedienbar ist, wenn man die Buchung dann auch abschließen will. Außerdem verlangen die Busanbieter meistens ausgedruckte Fahrscheine. Für meine erste Busfahrt auf der Reise von Kotor nach Mostar über Dubrovnik habe ich aber trotzdem das Ticket online dort gekauft und in meiner Unterkunft ausdrucken lassen.

Trotzdem, einfacher ist eigentlich der Kauf am Schalter am Busbahnhof. Dort kann man genauso vorher kaufen, spart sich das Rumgewische auf dem Smartphone und hat in der Regel mehr Auswahl. Ich muss zugeben dass ich von Deutschland schon so sehr auf Onlinebuchungen getrimmt bin dass ich auf diese letztlich einfachere Art nur zurückgreife, wenn es nicht anders geht.

Wie auch immer, die Busverbindung nach Mostar ist schlecht, die Buskarten relativ teuer (nein, eigentlich angemessen, in Deutschland sind sie einfach zu billig und deshalb empfindet man es als teuer, außerdem muss man ja die Zeit betrachten und nicht die Entfernung). Gepäck kostet meistens extra (ein Euro, zwei Mark) und wird direkt beim Fahrer beim Verladen des Gepäcks bezahlt.

Ich hatte einen frühen Bus genommen und wollte Dubrovnik noch einen zweistündigen Besuch abstatten, was aber aufgrund des heftigen Regens und der Entfernung Busbahnhof ­­– Altstadt nicht wirklich gelungen ist. Von Kotor nach Mostar muss man vier Grenzübergängen passieren. Erst nach Kroatien, dann durch Bosnien durch (ein Blick auf die Karte verrät, warum, es ist der schmale bosnische Zugang zur Adria) und dann wieder nach Bosnien. Ich habe alle Arten erlebt, wie man in einem Bus die Ausweise kontrollieren kann: (Variante 1) Der Zollbeamte geht durch den Bus mit seinem Kontrollgerät und kontrolliert die Pässe. (Variante 2) Der Zollbeamte geht durch und macht Sichtkontrolle. (Variante 3) Alle Passagiere raus und Antreten beim Zollhäuschen, wobei die Sichtkontrolle zumindest bei mir sehr oberflächlich war. (Variante 4) Einsammeln der Pässe durch den Busfahrer.

Positiv war aber auf allen Busfahrten dass es neben dem Busfahrer noch eine weitere Person gab, der sich um die Ticketkontrolle gekümmert hat. So hat jedenfalls die Fahrt von knapp 200 km entfernten Städten einen ganzen Tag in Anspruch genommen. Bequem waren die Busse auch nicht wirklich. Immerhin, es hat in Strömen geregnet, von dem her war's mir egal.


Busbahnhof in Dubrovnik


Auf dem Weg nach Mostar


Busbahnhof in Mostar am übernächsten Tag (am Reisetag war es schon dunkel)

Mostar

Ja, Mostar. Nur 200 km entfernt aber eine andere Welt. Montenegro hatte ja mit den ganzen Jugoslawienkriegen nichts zu tun. Weder mit den eigentlichen Kriegen Anfang der 90er noch mit dem Kosovo und den Nato-Luftangriffen. Klar war es Teil von Jugoslawien und die männliche Bevölkerung, welche Militärdienst leisten musste, konnte in die Kämpfe verwickelt sein und die wirtschaftlichen Folgen waren auch hier zu spüren. Aber es fand kein Krieg auf montengrinischem Gebiet statt.

Ganz anders Bosnien und auch Mostar. Es würde zu weit führen die Jugoslawienkriege hier darzustellen, selbst nach mehrstündiger Lektüre und nach verschiedenen Erzählungen aus verschiedenen Sichtweisen will ich mir nicht anmaßen, das alles verstehen und bewerten zu können, auch wenn in der Schule das alles in ein, zwei Stunden abgehandelt wird und die paar Seiten in einem Geschichtsbuch als die einzige, reine Wahrheit verkauft werden. Trotzdem, der Krieg hat tiefe Spuren im ganzen Land, in Mostar besonders (die Stadt ist immer noch mehr oder weniger geteilt), bei den Leuten bis in die Gegenwart hinterlassen. Und nicht zuletzt an den Gebäuden, wie ein Foto zeigt:


Kriegszerstörung in Mostar

In Mostar übernachtete ich in einem kleinen Hostel. Der Besitzer organisierte eine Bustour in der Umgebung von Mostar und erzählte viel über den Krieg, an dem er selbst teilnehmen musste. Auch wenn er sicherlich an der einen oder anderen Stelle übertrieb war es doch sehr authentisch, vor allem wie schnell damals alles ging. In Erinnerung ist mir im Übrigen noch der Song Dubioza kolektiv "U.S.A." (YouTube), der im Auto ständig lief. Im Übrigen lernte ich auf dieser Tour ein nettes Pärchen aus Freiburg kennen, mit denen ich am Abend dann noch essen ging.


Stari most („Alte Brücke“) in Mostar


Bosnien in der Nähe von Mostar


Kravica-Wasserfälle

Schade fande ich, dass die wunderschöne Natur teilweise so zugemüllt ist. Armut ist keine Entschuldigung dafür, dass man seinen Müll nicht mitnimmt (es geht ja nicht um Sondermüll den es teuer zu entsorgen gäbe sondern nur um Plastikmüll).

Am Tag darauf will ich weiter nach Sarajevo. Leider ist die Bahnstrecke immer noch gesperrt. Der Busbahnhof in Mostar befindet sich direkt vor dem Bahnhof, letzterer ist verschlossen. Es gibt zahlreiche Busse, das Ticket kaufe ich beim Fahrer. Leider ist der Bus überraschend voll und ich muss neben jemand anders sitzen, was das Platzangebot des eh schon recht engen Busses dann weiter einengt. Die Strecke ist auch sehr kurvig. Die Landschaft ist weitgehend die gleiche wie beim Zug, allerdings wäre so eine Bahnfahrt schon was anderes gewesen.

Sarajevo

In Sarajevo komme ich am Busbahnhof an, der sich direkt neben dem Hauptbahnhof befindet. Der Busbahnhof interessiert mich weniger, dafür aber umso mehr der Hauptbahnhof, zu dem ich ohnehin muss, da von dort aus die Straßenbahnen fahren. Der Bahnhof bietet schon ein trauriges Bild: Ein ganzer internationaler Zug nach Zagreb fährt am Tag, ein paar Regionalzüge. Die Talgos habe ich nicht gesehen, es hat sich zeitlich nicht ergeben.

Die Bahnhofshalle ist verraucht, ein paar Verkaufsstände/Cafés sind drin, der Ticketschalter weitgehend verwaist. Die Werbung für Interrail ausgerechnet in Sarajevo hat was befremdliches. Als würde man auf der Zugspitze Werbung für eine Kreuzfahrt auf dem Mittelmeer machen.


Modernisierte, überdimensionierte Bahnhofshalle in Sarajevo


Fahrplan in Sarajevo - ein einziger grenzüberschreitender Zug um 10:21 nach Zagreb


Hauptbahnhof von außen


Bahnsteig in Sarajevo Hauptbahnhof


Ankunft des Zuges aus Zagreb

Fahrkarten für die Straßenbahn gibt's, wie auf dem Balkan üblich, an Tabak-Shops gegen Bargeld. Wer es nicht weiß, in Bosnien gibt es als Währung die Konvertible Mark, Kurs zum Euro wie gewohnt die 1,95583. Das Preisniveau ist gigantisch niedrig, ein Abendessen in Mostar hat keine 10 Mark gekostet obwohl das schon ein eher touristisches Lokal mit Auszeichnung in Euro und englischer Speisekarte war.

Ein Vorteil in Bosnien: Die (wenigen) Touristen, die man trifft, interessieren sich wirklich für Land und Leute. Zum Teil trifft dies auch auf Belgrad zu, aber anders als in der Mainstream-Touristendestination Kroatische Küste. Beim Warten auf die Straßenbahn (es gibt keine Fahrpläne, aber die Menschenmenge verrät mir, dass da schon was kommt), fällt mir dieses Plakat auf:


Sarajevo 84 - Erinnerung an die Olymischen Winterspiele und an eine bessere Zeit


Straßenbahn in Sarajevo

Sarajevo an sich hat einen muslimischen und einen christlichen, von der Habsburger-Zeit geprägten Teil. Nicht umsonst wird Sarajevo auch als das „Jerusalem Europas“ bezeichnet. In keiner anderen Stadt findet man so viele Moscheen, katholische und (serbisch-)orthodoxe Kirchen in so geringer Entfernung. Ungefähr so groß wie Nürnberg wurde die Stadt zweimal im letzten Jahrhundert trauriger Schauplatz Europäischer Geschichte: Das Attentat von Sarajevo am 28. Juni 1914 als Anlass für den Ersten Weltkrieg und die Belagerung von Sarajevo als Teil des Bosnienkrieges. Zudem fanden die Olymischen Winterspiele 1984 statt, was der Stadt auch einiges an Bekanntheit gebracht hat.

Letztere Tatsache hätte mich beim Einpacken der Kleidung für die Reise hellhörig werden lassen müssen: Es war nämlich saukalt und ich hatte eigentlich Sommerklamotten dabei. Aber mit Hilfe des Zwiebelschalenprinzips habe ich die 2 Tage dann doch ohne bleibende Schäden überstanden.


Der Sebilj in der Mitte des Baščaršija - Muslimischer Teil


Herz-Jesu-Kathedrale - Katholische Kirche in Sarajevo


Österreich-Ungarn vor dem Ersten Weltkrieg


Sarajevo Tunnel unter dem Flughafen (Wikipedia)


Bobbahn von den Olymischen Spielen 1984

Insgesamt hat die Stadt bei mir einen gemischten Eindruck hinterlassen. Sicherlich war es die interessanteste Stadt meiner Route. Während ich aber in Beograd das Gefühl hatte, dass die Stadt sich weiterentwickelt hatte ich das in Sarajevo nicht wirklich. So wie das Land momentan aufgestellt ist, zweigeteilt, drei Präsidenten, praktisch keine Regierung, sehe ich nicht, dass es aufwärts geht. Die bosnische Eisenbahn (die ja auch wieder in zwei Gesellschaften geteilt ist) spiegelt dies auch nur wider.

Split

Der naheliegende Weg weiter wäre jetzt Zagreb gewesen, ich wollte aber an die kroatische Küste. Also fuhr ich mit dem Bus von Sarajevo nach Split. Die Fahrkarte habe ich diesesmal in einem Reisebüro in der Stadt erworben, an dem ich zufällig vorbeigekommen bin und welches das Eurolines-Logo hatte. Es gibt zwei „schnelle“ Verbindungen am Tag, die aber zu relativ ungünstigen Zeiten (sehr früh und sehr spät) fahren. Ich hatte mich dann für die langsame Verbindung entschieden, die um 10:00 Uhr fährt und um 18:00 Uhr angekommen soll. Ich denke der Unterschied ist die Nichtverwendung der Autobahn auf kroatischer Seite welche dann noch ein paar Zwischenhalte ermöglicht. Jedenfalls ging der Ticketkauf überraschend unkompliziert und viel schneller als mit dem Wischkästchen.


Das Ticket - Durchschlagpapier macht was her

Von der Busfahrt gibt es nicht viel zu berichten, außer dass sie lang dauert, der Bus nicht wirklich stark besetzt ist, die Grenzkontrollen nerven und der Bus dann fast eine Stunde früher am Busbahnhof ankommt. Wirklich riesig mit vielen Verkaufsständen, gegenüber dann der Hafen, den ich aber nicht benutzen werde. Unscheinbar dazwischen der eigentliche Bahnhof mit einer kleinen Wartehalle und Fahrkartenschalter, Schließfächern und den Bahnsteigen. Es handelt sich um den Endbahnhof der Bahnstrecke Zagreb - Split. Die Strecke ist in Split unterirdisch geführt, was mich doch etwas gewundert hat dass man da so einen Aufwand getrieben hat anstatt die Strecke vor der Stadt im Nordwesten enden zu lassen. Ich vermute dass die Verknüpfung mit dem Hafen für den Güterverkehr ausschlaggebend war, habe darüber aber auf Wikipedia nichts gefunden.

Natürlich darf bei den Bussen auch die grüne Firma aus Deutschland nicht fehlen. Man merkt endgültig dass das „Abenteuer Balkan“ sein Ende hat und ich im Mainstream-Tourismus gelandet bin. Letzte Zweifel werden bei den Preisen ausgeräumt, man fühlt sich glatt heimisch wenn man davon absieht, dass das Zahlungsmittel Kuna (übersetzt „Marder“) heißt und durch sieben geteilt werden muss. Aber auch hier ist Bares Wahres und Kreditkarten sind eher die Ausnahme. Eine Umstellung vor allem für Reisende vom amerikanischen Kontinent oder für Nordeuropäer.

Vor mir liegen drei Tage Split. Einen Tag geht's in den Krka Nationalpark mit den Wasserfällen. Das Wetter hat gepasst, der letzte wirklich schöne, sonnige, warme und klare Tag in diesem Herbst. Den zweiten Tag verbringe ich mit einer Stadtführung in Split mit Schwerpunkt auf den Palast aus der Römerzeit und einer Wanderung in der Nähe auf den Berg als Aussichtspunkt und den dritten Tag verschlägt es mich in das nahe-gelegene Trogir, die Altstadt ist UNESCO-Weltkulturerbe und der Nachmittag geht dann für die Weiterfahrt nach Zagreb drauf. Aber zum Bahnbetrieb später mehr, erstmal ein paar optische Impressionen.


Krka-Wasserfälle


... und in die andere Richtung


Split von oben


Küste und im Hintergrund Split - es riecht nach faulen Eiern, das Wasser ist leicht schwefelhaltig


Badestrand - zwar nicht mehr warm aber eine sehr frische, angenehme Luft


Uhrturm in Trogir


Trogir

Nun ein paar Worte zum Zugbetrieb in Split. Die Aufnahmen sind an verschiedenen Tagen entstanden, unter anderem an einem Abend, an dem ich das Ticket für die Weiterfahrt nach Zagreb gekauft habe. Im Vergleich zu Sarajevo herrscht reges Treiben am Bahnhof, im Vergleich zum Busbahnhof herrscht gähnende Leere. Nach Zagreb gibt es drei Zugverbindungen am Tag: Zwei tagsüber mit Dieseltriebwagen mit Neigetechnik, die ursprünglich von der DB für den Fernverkehr gekauft wurden (soweit ich weiß unter anderem von Nürnberg nach Dresden, wo es heutzutage nach der Elektrifizierung von Hof - Dresden nichtmal einen durchgehenden Regionalverkehr gibt) und einen Nachtzug. Der Tagzug braucht 6 Stunden und liegt damit gleichauf mit langsamen Busverbindungen (es gibt schnellere die direkt die Autobahn ohne Zwischenhalte nehmen), der Nachtzug braucht acht Stunden, führt Sitz-, Liege- und Schlafwagen und nimmt auch Autos mit. Im Sitzwagen gibt es nachts keine Reservierungspflicht, tagsüber schon.

Letzteres finde ich kurios, ist man doch von Deutschland anderes gewohnt und führt die Reservierungspflicht tagsüber meiner Meinung nach zu einer unnötigen Gängelung der Fahrgäste: Der Zug ist jetzt nicht so stark besetzt als dass das nötig wäre. Soll man halt einen Aufpreis verlangen statt einer Reservierung. Was mich gewundert hat dass die Automitnahmemöglichkeit anscheinend recht gut genutzt wird, standen doch an meinem Fototag zehn Autos auf dem Transporter. Gewundert hat es mich deswegen weil man ja doch nur gut vier Stunden mit dem Auto nach Zagreb fährt und das eigentlich eine Distanz ist, wo sich der Aufwand eigentlich nicht lohnt.


Besagter Autozug


Die Personenwagen des Nachtzuges Split - Zagreb


Der Tagzug nach Zagreb - Dieseltriebwagen mit Neigetechnik


... von vorne


... und von innen: Unten an den Gepäckablagen erkennt man die Leselampen welchen den Zug u.a. von den deutschen Regionalexpressen unterscheiden

Ich entscheide mich für den späten Tagzug. Allerdings muss ich ehrlicherweise sagen, obwohl ich lange Zugfahrten mag, sechs Stunden in diesen Dieseltriebwagen sind kein Spaß (ich wohne ja in Nürnberg und kenne die Dinger daher ganz gut, fahren von dort ja in den (Nord-)Osten und teilweise auch ins Allgäu in der Nahverkehrsvariante). Nicht dass mich die Neigetechnik stört, ganz im Gegenteil, aber die Fahrtgeräusche des Motors, die dann noch asynchron zur Steigung oder Geschwindigkeit sind, nerven einfach. Es gibt zahlreiche Langsamfahrstellen.

Split                ab 14:35   IC 522
Zagreb Glavni Kolod. an 20:50


Mein Ticket: Bei an diesem Tag exakt 14,98 € kann man echt nicht meckern (Vergleich: Flixbus kostet 24 €)


Aussicht während der Fahrt

Zunächst ist der Zug auch ziemlich leer, er füllt sich auf dem Weg nach Zagreb aber immer mehr. Neben der Kontrolle der Fahrkarte mit einem modernen Gerät (auch Papiertickets werden eingescannt, finde ich gar nicht so schlecht die Idee schließlich wurden auch in Deutschland schon Papierrollen entwendet und damit sind Papierfahrkarten leicht zu fälschen) ist die Schaffnerin auch für das Speise- und Getränkeangebot (es gibt Instantkaffee, abgepackte Sandwiches und Chips) zuständig.

Die Fernverkehrsvariante dieser Ex-DB-Züge unterscheidet sich im Übrigen nur geringfügig von der Nahrverkehrsvariante: Es gibt mehr Ablagemöglichkeiten für Gepäck im Eingangsbereich, eine Leselampe mit Kopfhöreranschluss (vermutlich gedacht zum Radiohören wie im ICE) unter der Gepäckablage und einen kleinen Tresen zum Verkauf der Speisen und Getränke wo der Wasserkocher steht. Der Zustand der Züge ist aber sehr gut, auch nicht schlechter als in Deutschland.

Am Abend erreiche ich pünktlich Zagreb, könnte nach einer halben Stunde Aufenthalt direkt mit dem Lisinski nach München weiterfahren, bleibe aber stattdessen noch einen Tag hier und mache mich auf in die Stadt auf dem Weg zur Unterkunft. Zugfahren macht müde.

Zagreb

Der Abschluss meiner Reise bildet einen Tag Zagreb. Eigentlich kann man durchaus mehr Zeit in der kroatischen Hauptstadt verbringen, allerdings fand ich die anderen Orte spannender und Zagreb kann man sich auch nochmal im Rahmen eines verlängerten Wochenendes genauer anschauen. Die Zugverbindungen sind ja bekanntermaßen sehr gut und wenn man früh bucht bekommt man auch sehr gute Preise.

Leider hat das Wetter nicht so mitgespielt. Bis 14 Uhr ging's, danach nur noch Regen. Trotzdem, Zagreb hat mir gefallen. Müsste ich mir eine der besuchten Städte aussuchen um dort zu wohnen (die wirtschaftliche Situation und die Wahrscheinlichkeit, einen guten Job zu finden jetzt mal außen vor gelassen) würde ich mir glatt Zagreb aussuchen. Nicht zu groß, nicht zu hektisch, in der Innenstadt alles in Laufweite, eine schöne Straßenbahn, schön sauber, irgendwie eine gewisse Ähnlichkeit zu Nürnberg.

Was mir gleich gefallen hat war der Bahnhof: Endlich wieder ein Bahnhof mit Leuten und Zügen und genau in der Lage, die man sich von einem Bahnhof wünscht: Man steigt aus dem Zug aus und steht direkt vor der Innenstadt und braucht nicht erst ÖPNV, um dorthin zu gelangen.

Zagreb besteht aus drei Teilen: Kaptol – die Bischofsstadt (vom Bahnhof aus gesehen hinter der Unterstadt rechts), Gorjni Grad – die Oberstadt (vom Bahnhof aus gesehen „hinter“ der Unterstadt links) und Donji Grad – die Unterstadt (vom Bahnhof aus gesehen unmittelbar folgend).


Zagreb Glavni Kolodvor – der Hauptbahnhof


Tomislav-Platz


Innenstadt mit Straßenbahn


(an die Bezeichnung kann ich mich nicht mehr erinnern)


Hier wird jeden Tag um 12 Uhr eine Kanone abgefeuert


Parlament


Schönes Auto


Markuskirche

Nachmittags hat es, wie schon angedeutet, geregnet, also standen Museumsbesuche auf dem Programm. Ich bin eigentlich nicht der große Museumsgänger, vor allem interessieren mich weniger diese großen „allgemeinen“ Museen wie ein „Nationalmuseum“ o.ä., aber zu bestimmten Themen finde ich es dann doch interessant. Hervorheben möchte ich daher das Museum der zerbrochenen Beziehungen (Wikipedia) und das Museum of Illusions.

Nicht fehlen dürfen aber ein paar Fotos zum Zugbetrieb.


Eine schöne bunte Lok (Baureihen interessieren mich nicht 😉


Die HZ haben auch schöne moderne Triebwagen


Sitzwagen am „Lisinski“


„Mein“ Schlafwagen von außen


... und innen ...


... und schließlich ganz innen (diesmal ist es mein Abteil)

An diesem Abend stand aber dann die Heimfahrt mit schon erwähntem EN 498 - »Lisinski« an. Tickets hatte ich mir 2 ½ Monate vor der Fahrt besorgt. Trotzdem war die SparNight im Liegewagen ausgebucht. Kein Systemfehler, ich sah in München eine Reisegruppe (im Alter von Schülern) aussteigen, vermutlich hatten die noch früher gebucht und die Kontingente ausgeschöpft. Deshalb war ein Bett im T3 günstiger als der Liegewagen. Wegen des Globalpreises kamen dann aber nochmal knapp 15 € von München nach Nürnberg dazu. Der Liegewagen war sehr gut belegt, der Schlafwagen mäßig. Auf der Reservierungsliste standen nur eine Handvoll Leute, es waren aber definitiv mehr. Entweder die kroatische Bahn reserviert nicht über das gleiche System oder es waren kurzfristige Reservierungen, die es nicht mehr auf die Liste geschafft haben.

Zagreb Glavni Kolod.  ab 21:22    EN 498, D 498
München Hbf           an 06:10 

München Hbf           ab 06:52    ICE 728
Nürnberg Hbf          an 07:57

In meinem Abteil stieg in Ljubljana dann noch jemand zu, ungefähr in meinem Alter, mit dem ich mich ganz gut verstand. Er hatte übrigens ein Onlineticket der ÖBB und auch nur durch Probieren rausgefunden, dass die ÖBB solche verkauft. Ich bin also nicht der einzige der nur an den Schalter geht wenn's gar nicht anders geht. Der Schaffner sprach Englisch und sogar etwas Deutsch. Das Wagenmaterial ist bekanntermaßen kroatisch, die Schlafwagen sind in sehr gutem Zustand, ich denke auch relativ neu (außen stand was von 2004, keine Ahnung ob das das Baujahr oder die letzte Modernisierung war). Im Abteil gab es Steckdosen und ein Waschbecken, eine Wasserflasche, eine kleine Box mit Seife, Schuhüberziehern, Ohrenstöpseln und ich glaube noch irgendwas.

Ungefähr eine halbe Stunde nach der Abfahrt standen die ersten Grenzkontrollen an (Einreise nach Slowenien). Wenigstens haben die Behörden es an dieser Stelle eingerichtet dass beide Länder gleichzeitig kontrollieren. Kam ich überall problemlos mit meinem Ausweis durch, gab es hier Probleme. Das Foto ist zugegebenermaßen schon etwas älter, trotzdem, dass ausgerechnet bei der Heimreise am strengsten kontrolliert wird hat mich dann doch etwas überrascht. Wie ein syrischer Flüchtling sah ich nun ja doch nicht aus. Jedenfalls wurde nach meinem Pass gefragt und um das ganze abzukürzen habe ich ihn halt dann doch hervorgekramt. Nicht dass die noch mein ganzes Gepäck durchwühlen. Trotzdem, eigentlich hätte der Auweis ausreichen müssen und man ist soweit ich weiß nicht verpflichtet sein Foto zu erneuern nur weil es 9 Jahre alt ist.

In Ljubljana sind dann insgesamt noch viele Fahrgäste zugestiegen, obwohl die Abfahrt kurz vor Mitternacht eher ungünstig ist. Obwohl der Schaffner uns vorgewarnt hat, dass es in Salzburg Grenzkontrollen gibt, hatte ich mich auf eine ruhige und erholsame Nacht im bequemen Bett gefreut. Leider gab es die Grenzkontrollen dann wirklich. Ich fand es eine ziemliche Frechheit von den deutschen Behörden die Leute mitten in der Nacht zu wecken und dann dermaßen oberflächliche Kontrollen durchzuführen - der Beamter hat mich im Bett oben nämlich gar nichtmal bemerkt. Während ich meinen Ausweis im Halbschlaf hervorkramen wollte hat er nur den unteren kontrolliert und war schon weg. Entweder ordentlich oder gar nicht. Zumal es ja auch noch die Lösung gäbe, dass das Zugpersonal die Ausweise einsammelt. Achja, Kaffee und 7-Days-Crossaint gab's auch.

Aber gut, ansonsten war die Reise wirklich entspannt, der Zug kam leider pünktlich in München an, ich unterhielt mich noch mit meinem Abteilkollegen und ging schließlich zum gebuchten ICE (Zugbindung), der für die unchristliche Zeit überraschend voll war. Auch dieser kam pünktlich in Nürnberg an. So schlecht ist die DB auch nicht. Was ich eigentlich nur schade finde dass man nicht ein Stündchen länger schlafen darf, man könnte doch am Hauptbahnhof auch auf den Außenflügeln halten, da ist bestimmt genug Platz. Oder am Ostbahnhof. Oder einfach langsamer von Salzburg nach München fahren. Oder, ich hab's, gleich weiter nach Nürnberg. Ist eh viel schöner. Nun gut, man muss froh sein dass es den Nachtzug aus Zagreb überhaupt noch gibt.

Fazit

Ein schöner Urlaub, einzig das Wetter hätte besser sein können. Ich kann die Länder und Städte nur empfehlen. Und ich kann empfehlen, die Reise mit der Bahn zu unternehmen. Man sieht und erlebt einfach vielmehr als mit Flugzeugen und ist meistens auch viel spontaner unterwegs. Und irgendwie ist mir ein alter, serbischer Liegewagen tausendmal sympathischer als ein neuer grüner Bus mit WLAN. 😁

Zu den Fahrkarten: Ein (Bahn-)reisebüro kann man sich sparen, man kauft die Fahrkarten einfach vor Ort, das ist überraschend unkompliziert. Die Seite Seat61 kann ich nur wärmstens empfehlen, hier steht eigentlich alles was man wissen muss. Bis auf Beograd Bar waren sogar alle Züge und Busse pünktlich.